Trotz Rekordzahl im Tourismus: Cuxhavener Gastgewerbe schlägt Alarm
In Cuxhaven wurde im Jahr 2022 ein Rekord gebrochen: Die Zahl der Übernachtungen knackte eine besondere Marke. Doch so sehr sich die Mitglieder im Dehoga-Stadtverband darüber freuen - ein großes Problem bleibt weiterhin bestehen.
Ein Problem treibt die im Dehoga-Stadtverband vereinten Betriebe weiterhin um - und das trotz aller Freude über eine im Jahr 2022 aufgestellte Rekordzahl. Statt von Fachkräftemangel sprach Dehoga-Stadtverbandsvorsitzender Kristian Kamp am Mittwoch sogar von einer "Mitarbeiterkrise", welche (ungeachtet einer im Vorjahr erfolgten Entgelttarif-Anpassung und steigenden Zufriedenheitswerten unter Auszubildenden) anhält. Die Lage hatte sich noch in 2022 durch Nachwehen der Corona-Pandemie verschärft: Kamp sprach von einem außerordentlich hohen Krankenstand - "das war wirklich nicht witzig", betonte der Vorsitzende, der Betriebe, aber auch Eltern und die Azubis selbst in der Pflicht sieht, wenn es darum geht, das Leistungsniveau des beruflichen Nachwuchses zu steigern. Mehr Engagement wünscht sich der Dehoga außerdem, wenn es im Rahmen des Schulunterrichts um das Thema Berufsbildung geht: Ein Besuch der Ausbildungsmesse "Flagge zeigen" sei eben nicht nur ein netter Schulausflug, sagte Kamp, dessen Kollegen ein adäquates "Briefing" der jungen Messegäste vermissten.
Ebken spricht das Thema Tourismus-Finanzierung an
Unter erschwerten Bedingungen haben es Gastgeber in Cuxhaven im vergangenen Jahr dennoch geschafft, bisherige Gästezahlen zu toppen. Die Grenze von vier Millionen Übernachtungen sei geknackt worden, vermeldete Kamp und berief sich dabei auf Berichte der Kurdirektors, den offenbar nach wie vor Nachläufer-Werte erreichen. Für das laufende Jahr würden die Reiseprognosen ebenfalls sehr vielversprechend ausfallen: Das betonte der Landtagsabgeordnete Ebken, der als Gastredner auf der Dehoga-Veranstaltung hervorhob, dass das Tourismusgewerbe in Niedersachsen mit 330.000 Beschäftigen ebenso viele Menschen ernähre wie die Automobilindustrie. Sobald es die Autobauer jucke, reagiere die Politik (anders als im Tourismus) "mit allen verfügbaren Medikamenten", sagte Ebken und leitete damit zum Thema Finanz-Ausstattung von Tourismuskommunen über. Vom Land erhalte eine Kommune wie Cuxhaven Zuweisungen, die nach der Einwohnerzahl (50.000) bemessen würden. "Wenn wir unsere Touristen einbeziehen, sind wir in Wahrheit aber 80.000 Menschen", rechnete der Landtagsabgeordnete vor, der einen Tourismus-Gipfel, der kürzlich unter Beteiligung von Wirtschaftsminister Olaf Lies in Cuxhaven stattfand, lediglich als "Aufschlag" bezeichnete: der erste Schritt hin zu einem Lastenausgleich für (hoch)-prädikatisierte Kommunen, den es Kamp zufolge bis 1999 schon einmal, gegeben hatte. Herausforderungen, vor denen die Destinationen angesichts Digitalisierung und dem Ruf nach neuen, nachhaltigkeitsbetonten Angeboten stehen, mache eine vernünftige Förderung eigentlich unumgänglich, betonte Ebken, der sich den anwesenden Dehoga-Mitgliedern als Ansprechpartner und Mittler empfahl. Entscheidend sei, dass die Branche ihre Anliegen kommuniziere.
Wohnraum fürs Personal ist auf dem lokalen Immobilienmarkt rar
In einer abschließenden Fragerunde kam bereits auf den Tisch, was lokalen Dehoga-Mitgliedern auf den Nägeln brennt: Es ging um die Frage, wie Beschäftigte mit jüngeren Kindern Familie und Beruf unter einen Hut bringen, nicht zuletzt aber auch um den dringend benötigten Wohnraum fürs Personal. Staatliche Regelungswut treibe die Quadratmeterpreise in die Höhe, kritisierte Dehoga-Stadtverbandsvize Carsten Weber. Aus Ebkens Sicht wurde der Geschosswohnungsbau in der Vergangenheit vor Ort vernachlässigt: Für ein weiteres Einfamilienhaus-Quartier werde er nicht mehr die Hand heben, kündigte der Landtagsabgeordnete und SPD-Ratsherr an.