Für den Fall der Fälle gibt es auch fertige Lösungen zu kaufen: Lukas Nietfeld und Abteilungsleiterin Kerstin Wojke zeigen den (vornehmlich für Evakuierungsszenarien gedachten) Notfallrucksack eines kommerziellen Anbieters, in dem Ausrüstungsgegenstände thematisch geordnet in verschiedene Säckchen verpackt sind. Foto: Koppe
Für den Fall der Fälle gibt es auch fertige Lösungen zu kaufen: Lukas Nietfeld und Abteilungsleiterin Kerstin Wojke zeigen den (vornehmlich für Evakuierungsszenarien gedachten) Notfallrucksack eines kommerziellen Anbieters, in dem Ausrüstungsgegenstände thematisch geordnet in verschiedene Säckchen verpackt sind. Foto: Koppe
Was Katastrophenschützer raten

Sind Cuxhavener auf Ernstfall vorbereitet? Die wichtigsten Vorräte für Krisenzeiten

von Kai Koppe | 17.03.2025

Wasser fließt aus der Leitung, etwas zu essen bekommt man bis in die Abendstunden hinein im Supermarkt um die Ecke. In dem Bewusstsein, dass lebensnotwendige Dinge (und vieles mehr) allzeit verfügbar sind, hat sich unsere Gesellschaft eingerichtet.

Dass es durch Katastrophen, Störfälle oder Konflikte durchaus auch anders kommen könnte, ist ein unangenehmer Gedanke. Beiseite wischen sollte man diese Vorstellung allerdings nicht, ganz im Gegenteil.  

"Es ist wichtig für uns, dass die Leute selbst vorsorgen", sagt Lukas Nietfeld von der städtischen Katastrophenschutzbehörde: Wer in Notfällen imstande ist, selbst über die Runden zu kommen, entlastet die Hilfskräfte, die je nach Lage kaum dazu kommen, individuell Unterstützung zu leisten. Geht es um die Verpflegung der Einwohnerschaft, wäre die Kommune ihrerseits auf Unterstützung Dritter, nämlich auf den Handel, angewiesen: Eine "Vorratskammer" mit Notrationen für jeden einzelnen Bürger gibt es bei der Stadt nicht.

Fokus liegt auf lange haltbaren Produkten

Allein deswegen legen Katastrophenschützer der Bevölkerung nahe, eigenständig vorzusorgen. Aber wie geht das und (vor allem) was sollte man in seinen vier Wänden vorhalten? "Wir zeigen das", antwortet Nietfeld, "am Katastrophenschutztag oder auch auf dem ein oder anderen Stadtfest, wo wir mit unserem Notfall-Regal vertreten sind". Anderenfalls lohnt ein Blick in das von der Verwaltung ausgegebene Info-Material: Neben einer Broschüre des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt es einen von der Stadt aufgelegten und in mehreren Sprachen verfügbaren Flyer zum Thema Katastrophenschutz, der neben Hinweisen zum Warnsystem auch eine Reihe von Tipps zur Selbstvorsorge enthält. Beide Drucksachen liegen im Bürgerbüro und anderen städtischen Einrichtungen aus - und die dort aufgeführten Empfehlungen sind geeignet, den Laien zu überraschen. Mengenmäßig, so der Ratschlag, sollte die Notfallreserve nämlich so dimensioniert werden, dass die in einem Haushalt lebenden Personen für einen Zeitraum von sieben bis zehn Tagen davon zehren können. Allein den Trinkvorrat betreffend sollten (auf eine Woche gerechnet) 14 Liter Flüssigkeit pro Kopf zur Verfügung stehen - Wasser, das gegebenenfalls zum Kochen benötigt wird, noch nicht inbegriffen. "Man muss sich in irgendeiner Form auch waschen können", ergänzt Nietfeld. Anderenfalls steige das Risiko zu erkranken.

Bei der Bevorratung mit Lebensmitteln raten die Fachleute zu schwer verderblichen Produkten. Nudeln. Reis, Konserven oder gefriergetrocknete Fertiggerichte sind kompakt verstaubar und von der Haltbarkeit her besonders gut geeignet. Trotzdem empfehlen Nietfeld und Abteilungsleiterin Kerstin Wojke, bei der Bevorratung eine Art von rollierendem System zu etablieren. Was nichts anderes heißt, als Vorräte so in den alltäglichen Speiseplan einzubinden, dass sie vor Ablauf ihrer Haltbarkeit verbraucht werden, um sie anschließend durch frische zu ersetzen.

Vom Prinzip her unterscheidet sich die Vorgehensweise nicht wesentlich von der Vorratshaltung, die man mit einer Tiefkühltruhe betreibt. Weil er an der Steckdose hängt, ist der Froster als Nahrungsreservoir für den Notfall höchstens bedingt geeignet. "Blackouts", das heißt großflächige Ausfälle der Stromversorgung, zählen - egal, ob sie nun die Folge eines Unwetters sind oder das Resultat eines Cyberangriffs - zu jenen Krisenszenarien, gegen die man sich durch Selbstvorsorge wappnen soll.

Sensibilität in der Bevölkerung höher als früher

Das bedeutet, sich nicht nur über Notverpflegung oder die Hausapotheke Gedanken zu machen, sondern auch über Gerätschaften, dank derer man zumindest über einen Zeitraum weniger Tage hinweg autark ist. Ein Campingkocher, Kerzen und besser noch batteriebetriebene Lichtquellen sollten folglich verfügbar sein - genau wie ein tragbares Radio, das sich im Idealfall mit einer Handkurbel betreiben lässt. "Das Telekommunikationsnetz (also auch der Handyempfang) könnte im Ernstfall relativ schnell ausfallen", geben die städtischen Katastrophenschützer in diesem Zusammenhang zu bedenken.

Ob Bürgerinnen und Bürger diese Ratschläge tatsächlich umsetzen? "Das hoffen wir", antwortet Kerstin Wojke und spricht dann davon, dass es noch nicht lange her ist, dass Maßnahmen zur Eigenvorsorge in der breiten Öffentlichkeit belächelt wurden. Wegen Naturkatastrophen und einer zunehmend instabilen geopolitischen Lage sei das Interesse an diesem Thema aber gewachsen. Das sei positiv - auch wenn zu hoffen bleibe, dass die Notfallausrüstung nie ernsthaft gebraucht wird.

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Kai Koppe

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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