Hinter einem neu gestalteten Banner bewegten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration vom Kaemmererplatz Richtung Fußgängerzone. Foto: Koppe
Hinter einem neu gestalteten Banner bewegten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration vom Kaemmererplatz Richtung Fußgängerzone. Foto: Koppe
Kundgebung auf dem "Butt"

Demo für Frieden und Demokratie: Cuxhavener setzen Zeichen gegen Rechts

von Kai Koppe | 17.09.2023

Gegen einen in der Gesellschaft zu verzeichnenden Rechtsruck sind am Sonnabend knapp einhundert Cuxhavener auf die Straße gegangen. Zur Demo "für Frieden und Demokratie" hatte das Bündnis "Cuxhaven für Respekt und Menschenwürde" aufgerufen.

"Es darf nicht sein, dass Versuche unsere Gesellschaft zu spalten, Normalität werden", bekräftigte Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer, der  die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration mittags um 13 Uhr auf dem Buttplatz begrüßte. Santjer sah seine Rolle auch darin, den Anwesenden Mut zu machen: "Hier in Cuxhaven gibt es wirklich eine starke Front gegen Rechts", betonte der OB im Hinblick auf die von Demoskopen prognostizierten Zustimmungswerte für die AfD und auf Versuche, mit dumpfen Parolen auf Stimmenfang zu gehen.

Dass demokratiefeindliche Kräfte trotz allem nur eine Minderheit darstellen, unterstrich Pastor Achim Wolff in seinem Redebeitrag. Nichtsdestotrotz rief er dazu auf, dem zu wehren, "was schon angefangen hat in diesem Land". Die beste Medizin ist aus Sicht des Altenwalder Seelsorgers in diesem Zusammenhang jene "gute Energie", die freigesetzt wird, wenn sich Menschen solidarisch zeigen oder (wie es vor Ort in Gestalt eines Second-Hand-Ladens oder der Bretterbaustelle für Kinder geschieht) Hilfs- oder Nachbarschaftsprojekte auf die Beine stellen. "Setzen wir ein Zeichen", appellierte Wolff, "und machen wir die Grenzen auf für Menschen in Not."

"Gesicht zeigen gegen Hass und Intoleranz"

In welch privilegierter Situation sich die hiesige Gesellschaft bewegt, hatte bereits Wolffs Vorredner Sven Wersien (Christliches Sozialwerk)  herausgearbeitet. "Auch ich sehe, dass bei uns viele Dinge  nicht so laufen, wie wir uns das wünschen. Trotzdem geht es und in diesem Land besser als vielen anderen Menschen auf der Welt" sagte Wersien und dachte darüber nach, woher eigentlich die Ressentiments gegen die Demokratie und ihre Institutionen rühre. "Warum diese Wut? Warum gibt es Leute, die zu den alten Zeiten zurückkehren wollen?", fragte Wersien und rief dazu auf, Gesicht zu zeigen gegen Hass und Intoleranz, anstatt stumm zuzusehen oder sich gar in der Hoffnung, dass "schon nichts passieren wird", wegzuducken. 

Der SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Gunnar Wegener, in der Vergangenheit wiederholt selbst Ziel von Anfeindungen,  gab anschließend die Route für den Demonstrationszug über die Fußgängerzone und durch Alt-Ritzebüttel vor - nicht ohne zuvor noch einmal an den ersten Grundgesetzartikel erinnert zu haben. "Der Satz 'Die Würde des Menschen ist unantastbar' ist nicht verhandelbar", betonte Wegener, bevor sich der Zug in Bewegung setzte.

Störer verstummten relativ schnell wieder

Eine Handvoll von Leuten aus dem der Querdenken-Bewegung nahestehenden Lager der "Sonntagsspaziergänger" hatte sich schon während der Kundgebung unter das Teilnehmerfeld gemischt. In der Nordersteinstraße unternahmen sie Versuche, die Veranstaltung durch das Skandieren von Parolen zu kompromittieren. Der Lärm im hinteren Teil ebbte allerdings schnell wieder ab, nachdem Demonstranten für das Bündnis "Cuxhaven für Respekt und Menschenwürde" kühlen Kopf behielten. "Wir sind die Mehrheit", entgegnete eine Frau an der Spitze des Zuges, der schließlich auf den neugestalteten Bahnhofsvorplatz einbog. Ein Friedenszeichen, das Demonstranten dort bildeten, indem sie sich in einem Kreidekreis aufstellten, entfaltete (auch mangels Masse) nicht ganz die gewünschte Wirkung. Die Organisatoren zeigten sich nichtsdetotrotz mit dem Verlauf und der Resonanz auf die Veranstaltung zufrieden.    

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Kai Koppe
Kai Koppe

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

kkoppe@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Medizin

Cuxhaven: Neue Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxis ab 1. Januar

von Wiebke Kramp

Die kassenärztliche Bereitschaftspraxis unter dem Dach der Helios-Klinik in Cuxhaven verändert ihre Öffnungszeiten. Patienten müssen sich auf Änderungen einstellen, die bereits ab dem 1. Januar greifen und vor allem die Wochentage betreffen

Polizisten beleidigt und bedroht

Junger Raser aus Cuxhaven verurteilt: 23-Jähriger fuhr mit über 100 km/h in der Stadt

von Tim Larschow

Hohe Geschwindigkeit und zum Glück keine Verletzten: Ein 23-jähriger Mann muss sich für seine riskante Fahrt im Februar 2025 in Cuxhaven verantworten. Die Polizei stellte den Mann vor seinem Haus. Jetzt wurde das Urteil gesprochen. 

Antrag auf Ausschussebene

Pfandringe für Cuxhaven: SPD will Sammeln von Leergut erleichtern

von Kai Koppe

Bürger, die auf ein Zubrot angewiesen sind, sollen Flaschen sammeln können, ohne im Müll wühlen zu müssen. Aus Sicht der Sozialdemokraten geht es um eine Frage der Würde.

Die Trends im Jahr 2025

Weihnachtsdeko zurückhaltend oder ausladend? Was 2025 in Cuxhavens Vorgärten auffällt

von Kai Koppe

In den Vorgärten Cuxhavens leuchten die Lichter vor Weihnachten in allen Farben. Von dezent bis extravagant zeigt sich die Vielfalt der Weihnachtsdekoration. LED-Technik und persönliche Vorlieben gestalten das festliche Bild der Nachbarschaft.