Der Strandkorb ist ihr Zuhause: Cuxhavenerin Hildegard Hoops feiert 100. Geburtstag
"Oma wohnt im Strandkorb", pflegen die Enkelkinder zu sagen. Nicht ohne Grund. Hildegard Hoops feiert an diesem Freitag ihren 100. Geburtstag und blickt auf ein erfülltes Leben - mit viel Zeit am Cuxhavener Strand - zurück.
Aufgewachsen ist die gebürtige Osnabrückerin als jüngstes Familienmitglied gemeinsam mit vier Geschwistern. Der Vater war Arbeiter in einem Stahlwerk. Die Mutter war mit fünf Kindern alleine zu Hause. "Sie hatte es nicht immer einfach, aber es ist uns niemals schlecht ergangen", erinnert sich Hildegard Hoops.
Die Jubilarin verbrachte ihre Zeit von 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im niederländischen Zwolle. Dort arbeitete sie als Funkerin der Luftwaffe und traf dort auf ihren späteren Ehemann Elgar Hoops. Dieser war bei der Marine, wo er als Leutnant diente. Somit waren die ersten Strippen in Richtung Cuxhaven gezogen, denn Hildegard und der gebürtige Cuxhavener verstanden sich von Anfang an prächtig.
Der Kontakt während seiner Zeit bei der U-Boot-Waffe wurde mit Briefen stets am Laufen gehalten. Elgar geriet in englische Gefangenschaft, nachdem er nur einige Tage vor der Kapitulation mit seinem Admiral nach Kiel zur Berichterstattung gefahren war. Hildegard Hoops schrieb viele Briefe, von denen heute keiner mehr existiert. Nach seiner Freilassung hielt Elgar in Osnabrück um die Hand seiner künftigen Frau an. 1946 folgte die Hochzeit in Cuxhaven. "So kam ich in eine heile Stadt mit schönem Strand", pflegt Hildegard noch heute gerne zu sagen, in Erinnerung an das, was der Krieg mit ihrer Geburtsstadt Osnabrück angerichtet hat.
Und gerade der Strand ist das, was es der Wahl-Cuxhavenerin immer besonders angetan hat: Bei jeder Gelegenheit machte sie es sich mit ihrem Mann und später mit ihren Kindern in der Grimmershörnbucht gemütlich.
Signalflagge mit weißer Kaffeetasse
"Wir sind aufgewachsen im Strandkorb", scherzt ihre Tochter. Elgar beschrieb es wie eine Fahrt zu den Seehundsbänken: Wenn Hildegard und die Kinder den Kopf in den Himmel streckten, sobald sie den Vater mit dem Kaffeegeschirr über den Deich kommen sahen, dann wurde die strandkorbeigene braune Signalflagge mit weißer Kaffeetasse gehisst.
Hildegard liebt den Kontakt zu Menschen. Noch heute bekommt sie regelmäßig Besuch von ehemaligen Gästen ihrer Ferienwohnung sowie von Strandkorb-Nachbarn. Keine ihrer wichtigen Lebensentscheidungen der letzten hundert Jahre bereut die rüstige Seniorin, vor allem nicht die Hochzeit mit ihrem Mann.
In 65 Jahren Ehe soll es keinen einzigen Streit gegeben haben, nur Meinungsverschiedenheiten. Die Familie kam bei Hildegard Hoops immer an erster Stelle. Sich selbst nahm sie nie zu wichtig - außer es gab mittags schönes Wetter. Dann hieß es: "Ich gehe jetzt zum Strandkorb. Das Essen steht im Kochbuch auf Seite 12."
Hildegard Hoops, geboren am 10. März 1923, erhält am Freitag aus den Händen von Oberbürgermeister Uwe Santjer eine Urkunde zu ihrem 100. Geburtstag. Danach gibt es frisch gebrühten Kaffee.
Von Lennart Keck