
Dienstzeit in Altenwalder Kaserne: Ehemalige versammeln sich immer noch um "Tommy"
Ohne Rechnungsführer und Zahlstellenverwalter lief gar nichts im Betrieb der ehemaligen Hinrich-Wilhelm-Kopf-Kaserne in Altenwalde. Den Wehrsold zahlten sie Monat um Monat in bar aus. Erinnerungen an die Zeit, die vor über 30 Jahren zu Ende ging.
Heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass sie Monat für Monat bei der Landeszentralbank in Cuxhaven Geldbeträge in sechsstelliger Höhe abholten und damit zurück zur Kaserne kutschierten, um den damals noch bar ausgezahlten Wehrsold an die zahlreichen Wehrpflichtigen ausgeben zu können.
Verabredung hält bis heute
In dieser Zeit entstanden Freundschaften. Sowohl Soldaten als auch Zivilangestellte versahen den Job. Als der Standort aufgelöst wurde, vereinbarten sie, dass sie sich künftig zwei- bis dreimal pro Jahr treffen wollten. Trotz sich lichtender Reihen haben sie das nun schon über 30 Jahre lang durchgehalten. Fünf von neun sind noch dabei.
Obwohl Ewald thom Suden, Bernd Duhm und Michael Törck wegen kurzfristiger Ausfälle beim jüngsten Treffen nur zu dritt waren, reichte der Gesprächsstoff doch für einen ganzen Abend. Und das trotz des erheblichen Altersunterschieds, der den 92-jährigen "Tommy" thom Suden von seinen früheren Kollegen trennt. "Tommy" hält die Truppe zusammen.
"Tommy" thom Suden war als Organisator bekannt
Das war schon damals so, als man sich stets darum bemühte, ihn mit auf die Passagierliste zu setzen, wenn mal wieder die Verlegung nach Kreta zum Schießtraining anstand. "Tommy" rechnete die gesamte Truppenverpflegung ab und organisierte die Fahrten. "Nicht allein", sagt er abwinkend, jedoch eilte ihm sein Sinn dafür, kreativ mit herausfordernden Situationen umzugehen, voraus.
Ein Bus voller Deutscher, die kein Griechisch sprachen und ein griechischer Fahrer, der weder Deutsch noch Englisch verstand und somit auch nicht wusste, wohin er die Fahrgäste bringen sollte - Situationen wie diese konnten ihn nicht aus der Ruhe bringen. Mit einem ihm zur Verfügung gestellten VW-Bus knatterte er geradewegs zurück in den Stab und ließ sich die wichtigsten Formulierungen auf Griechisch auf einen Zettel kritzeln.
Hitze oder eisige Kälte in der Transall
Mal auf einen Kreta-Flug mitzukommen, war für die Zahlstellenverwalter und Rechnungsführer keineswegs selbstverständlich. Wenn es gelang, war der sechseinhalbstündige Flug im Bauch einer Transall alles andere als komfortabel. Nur ein Platz in der Mitte der Maschine versprach eine Chance, weder halb gar gekocht noch zu Eis gefroren das Ziel zu erreichen. "Beim letzten Flug durfte ich im Cockpit mitfliegen", grinst Ewald thom Suden.
Die Verbindung zu Chania auf Kreta - dem einzigen Standort in Europa, wo scharfes Schießen mit Raketen geübt werden durfte - gehöre zur Geschichte einfach dazu, sind sich die Ehemaligen einig.
Gaststätten gab es an der Hauptstraße zuhauf
Zum Flugabwehrraketenbataillon 37 gehörten auch die vier Hawk-Stellungen in Belum, Krempel, Gudendorf und Schiffdorf, der Stab befand sich als Zentrale in der Kaserne. Alle erinnern sich gern an die Betriebsamkeit, die die Bundeswehr nach Altenwalde brachte - Gaststätten habe es damals noch zuhauf gegeben. Die zahlreichen hier eingesetzten Wehrpflichtigen, die meist aus dem Ruhrgebiet - Duisburg, Bochum und Umgebung - stammten, fuhren freitags mit der Bahn nach Hause und kamen am Sonntagabend zurück - natürlich über den damals noch aktiven Altenwalder Bahnhof.
Es kamen die Wiedervereinigung, das Personalstärkegesetz und schließlich die Auflösung der Einheit. Ewald thom Suden konnte mit 60 Jahren in den Ruhestand wechseln und hielt bis ins hohe Alter die Verbindung nach Kreta aufrecht, die anderen verschlug es in zivile Jobs.