"Deutliche Erfolge": Warum 18 Freiwillige in Cuxhavener Küstenheiden im Einsatz sind
In den Cuxhavener Küstenheiden sind aktuell 18 Freiwillige im Einsatz. Sie kommen aus ganz Deutschland. Denn zwischen purpurnen Blüten und seltenen Vogelarten kämpfen sie für den Erhalt der Heide. Ein Wettlauf gegen die Zeit.
Die Heide vor unserer Haustür ist schön - aber sie ist auch bedroht. Wer in diesen Tagen durch die Cuxhavener Küstenheiden streift, sieht zwischen purpurner Blütenpracht Menschen in Arbeitshosen, gebeugt über den Boden, die Schaufel in der Hand. 18 Freiwillige aus ganz Deutschland sind eine Woche lang im Einsatz. Sie roden, zupfen und graben, um die Verbuschung zu stoppen.

"Wir brauchen diesen Einsatz", sagt Revierleiter Dominik Sucker-Weiß, der die Flächen im Auftrag des DBU Naturerbes betreut. "Die Heide bleibt nur durch Handarbeit erhalten."
Die Traubenkirsche als Hydra
Das Hauptproblem ist die spät blühende Traubenkirsche. Sie breitet sich seit Jahren in den Heiden aus - schnell und hartnäckig. "Wenn man sie nur abschneidet, treibt sie wieder aus, wie eine Hydra", erklärt Sucker-Weiß. "Wir müssen sie mit Wurzeln ausbuddeln. Sonst überdauert sie im Boden und kehrt sofort zurück."

Maschinen könnten die Arbeit nicht ersetzen. "Viele der wertvollsten Heidebereiche sind extrem empfindlich gegen Befahrung. Da darf kein Rad hinein." Deshalb braucht es Menschen, die sich auf den Weg machen, hinein in die Flächen, und die Jungpflanzen per Hand entfernen.
Eine Landschaft voller Leben
Wem nützt diese mühsame Arbeit? Sucker-Weiß zählt auf: "Die Besenheide und die Glockenheide profitieren. Aber auch Tiere wie der Ziegenmelker, eine seltene Vogelart, die auf offenen Heideflächen brütet." Wenn die Freiwilligen Traubenkirschen samt Wurzeln entfernen, legen sie frische Sandstellen frei - dort legt die Zauneidechse ihre Eier ab. Auch die Heidelerche nutzt den offenen Lebensraum. Selbst das Moor gewinnt: weniger Gehölze bedeuten weniger Nährstoffeintrag, bessere Bedingungen für Libellen, Bienen - und vielleicht auch wieder für den Kranich, der im Vorjahr hier gebrütet hat.

Vom Truppenübungsplatz zum Naturerbe
Die 1.450 Hektar großen Cuxhavener Küstenheiden haben eine besondere Geschichte. Jahrzehntelang nutzte die Bundeswehr das Gelände als Übungsplatz. Dünger kam hier nie auf die Flächen. "Dadurch sind die Heiden heute so wertvoll", sagt Sucker-Weiß. 2008 gingen sie in das Nationale Naturerbe über. Seitdem wird gezielt gepflegt - mit Schafen, Ziegen, Heckrindern, Koniks und Wisenten, aber auch mit Menschenhand. "Die Beweidung allein reicht nicht. Ohne Nachpflege würden die Flächen zuwachsen."
Seit mehreren Jahren unterstützt das Bergwaldprojekt den Bundesforstbetrieb bei dieser Arbeit. Jedes Jahr rücken Freiwillige an, um die Flächen von Gehölzen zu befreien. "Wir sehen deutliche Erfolge", berichtet der Revierleiter. "Besonders in den sensiblen Kernbereichen hat sich das Bild verändert. Da, wo Maschinen nicht fahren konnten, hat sich die Heide erholt."
Dennoch: 500 Hektar Offenland sind zu betreuen, die Traubenkirsche breitet sich weiter aus. "Mit 18 Menschen in einer Woche schaffen wir natürlich nicht alles. Aber sie leisten dort Entscheidendes, wo wir mit Maschinen nicht hinkommen."

Schweiß für die Natur - und ein gutes Gefühl
Die Freiwilligen kommen aus allen Teilen Deutschlands - aus Städten, Dörfern, von der Küste bis aus Bayern. "Viele wollen auch mal eine andere Landschaft kennenlernen", sagt Sucker-Weiß. Am Ende der Woche gibt es eine Exkursion: Gemeinsam mit den Helfern besucht er die Beweidungsflächen, erklärt Heckrinder, Koniks und Wisente. "Die Leute gehen mit einem guten Gefühl nach Hause. Sie haben körperlich etwas geleistet und sehen, welchen Beitrag sie für den Erhalt dieser besonderen Landschaft geleistet haben."
Naturschutz im Dauerbetrieb
Pflege, so Sucker-Weiß, ist ein fortlaufender Prozess. "Wir können immer nur Bereich für Bereich angehen - je nachdem, wo die Traubenkirsche schon fruktifiziert und Kirschen bildet." Der Bundesforstbetrieb setzt zusätzlich Maschinen ein, die das gesammelte Schnittgut abtransportieren. "Das Verfahren hat sich eingespielt. Es wird auch in den kommenden Jahren so bleiben: eine Woche Bergwaldprojekt, danach Maschinenarbeit."

Ein Naturraum für die Zukunftd
Was wäre, wenn niemand eingreift? "Die Heide würde verschwinden", sagt Sucker-Weiß klar. Gehölze würden den Lebensraum schließen, Blätter und Nadeln den Boden mit Nährstoffen anreichern. "Heide braucht magere Böden. Mit jedem Jahr ohne Pflege würden mehr Bäume wachsen, die Vielfalt der Pflanzen und Tiere ginge verloren."
Um das zu verhindern, braucht es auch künftig die Kombination aus Weidetieren, Maschinen - und freiwilligen Händen. "Naturschutz ist hier kein abstraktes Konzept", sagt der Revierleiter. "Es ist Arbeit mit Hacke und Schweiß." Am Freitag endet der Einsatz. Zurück bleiben offene Flächen, neue Lebensräume - und eine Gruppe von Menschen, die mit ihrer Mühe ein Stück Natur gerettet hat.