
Kampf gegen den Müll: Sie räumt in Cuxhaven täglich auf - trotz Herausforderungen
Julia Wessel setzt sich in Cuxhaven unermüdlich für Sauberkeit ein. Trotz steigender Müllmengen bleibt sie motiviert und kämpft für eine gepflegte Stadtumgebung. Ein Tag der sauberen Stadt ist für sie jeden Tag.
Zum Tag der sauberen Stadt am Sonnabend, 29. März, sind Einwohner, Vereine und Verbände in Cuxhaven zum Frühjahrsputz aufgerufen.
Julia Wessel (58) kämpft jeden Arbeitstag für Sauberkeit. Ihre Tätigkeit steht ganz unter dem Zeichen einer sauberen Stadt. Eigentlich ist sie zwar Gärtnerin, aber der Einsatz gegen eine zunehmende Vermüllung ist vielmehr ihr tägliches Geschäft - und ein wenig erinnert es an den Kampf gegen Windmühlen. Kaum ist der Müll abgesammelt, schon sammelt sich neuer an.
Julia Wessel ist bei der Stadt Cuxhaven für die Pflege und Unterhaltung der öffentlichen Grünanlagen, Wanderwege, Straßenbegleitgrün und Kinderspielplätze beschäftigt und regelmäßig mit ihrem Elektromobil in der Innenstadt unterwegs. In ihrem Revier kennt sie jeden Mülleimer, jede städtische Grünfläche, Beete und Gebüsche. Das schmale Gefährt ist ihr treuer Begleiter auf dem Weg zum Einsatz.
Bereits bei der Stadt Zierpflanzenbau gelernt
Die gebürtige Holte-Spangerin ist ein Naturkind und hat schon als Kind gerne bei ihren Eltern im Garten gewerkelt. "Das habe ich von meiner Mutter geerbt". Nach der Schule lernte sie bei der Stadt Cuxhaven Zierpflanzenbau, war zweieinhalb Jahre in der Sportplatzkolonne tätig, 28 Jahre lange Jahre auf Friedhöfen und wollte dann etwas anderes machen. Erfolgreich bat sie ihren Vorgesetzten um Versetzung. Mittlerweile ist sie im 42. Jahr bei der Stadt beschäftigt und geht in ihrer Arbeit nach wie vor auf. "Wetterfest muss man aber sein", lacht sie.
Ihr Revier ausgehend vom Rathaus reicht bis zum Finanzamt und Schneckenspielplatz, ins Lotsenviertel und entlang der Deichstraße. Relativ selbstständig ist sie hier täglich unterwegs. Besonders freut sie sich, wenn es Zuspruch gibt und sich Passanten zum Beispiel an den kürzlich gepflanzten, bunten Hornveilchen am Rathaus erfreuen oder die leuchtend gelben Narzissen.
"Man muss schon hart im Nehmen sein"
"Aber man muss schon ein Stückweit hart im Nehmen sein", weiß die Cuxhavenerin auch. Am Lotsengang zeigt sie auf die vielen Hundehaufen, die hier trotz der Tütenspender und Mülleimer täglich aufs Neue dazukommen - einige davon liegen mitten auf dem Weg oder in den Beeten unter den von ihr so liebevoll mit Kugelschnitt versehenen Bäumchen. Julia Wessel sieht bei jeder Runde, welche Bänke bei gewissem Klientel beliebt sind. Trotz benachbartem Mülleimer liegen dort etliche Zigarettenkippen, eine Batterie leerer Boonekamp-Schnapsfläschchen und Pistazienschalen auf dem Boden - immer und immer wieder.
25 kleine Mülleimer werden hier dreimal in der Woche entleert, drei Spielplätze jeden Morgen kontrolliert und 103 Baumscheiben in dem Beritt betreut. "Was mich antreibt, sind Sauberkeit und Ordnung." Das mangelnde Umweltbewusstsein macht sie "wütend und traurig zugleich", sagt Julia Wessel. Viel lieber als mit der zunehmenden Müllbeseitigung würde sie sich mit den gärtnerischen Belangen beschäftigen.
Ihre "Ausbeute" sind jeweils fünf bis acht blaue Säcke am Tag. "Das Müllaufkommen ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Von meinen 39 Arbeitsstunden bin ich bestimmt 13 bis 17 Wochenstunden nur mit Müllbeseitigung beschäftigt", ärgert sie sich über die Achtlosigkeit einiger Mitmenschen. Ihr und ihren Kollegen bleibt dabei nichts erspart.
Von dreckigen Unterhosen und vollen Windelpakete, über angekotete Hauswände am Wochenmarktplatz bis zu mit Bechern, Plastikplanen und Bauschutt vermüllten Gebüschen oder der kurzerhand auf Stadtgrün entsorgten Styroporbox mit vergammelten Bratwürsten, weiteren Lebensmitteln und Hausrat. Eine große Flasche Desinfektionsmittel fährt vorn im Elektromobil wohlweislich immer mit.