Die Drohne der Bremer Firma Hanseatic Aviation Solutions ist 3,6 Meter breit. Foto: Droniq GmbH
Die Drohne der Bremer Firma Hanseatic Aviation Solutions ist 3,6 Meter breit. Foto: Droniq GmbH
Von Cuxhaven nach Helgoland

Cuxhaven bis Helgoland: 180-Kilometer-Drohnenflug revolutioniert Offshore-Transport

von Lennart Keck | 12.01.2025

Ein 180-Kilometer-Drohnenflug von Cuxhaven nach Helgoland zeigt das Potenzial könnte eine Revolution für die Offshore-Industrie bedeuten. Es geht auch um umweltfreundliche Alternativen.

Erstmals ist eine Drohne 180 Kilometer von Cuxhaven nach Helgoland und zurück geflogen - außerhalb der Piloten-Sichtweite und im Zusammenspiel mit Flug- und Schiffsverkehr. Das eröffnet Chancen für die Offshore-Industrie.

Das teilte das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) mit, von dessen Offshore Drone Campus in Cuxhaven die Drohne koordiniert wurde. Projektpartner Droniq stellte den Piloten. Die genutzte Drohne der Bremer Firma Hanseatic Aviation Solutions wiegt 25 Kilogramm und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde.

Für Start und Landung benötigt der Starrflügler eine Landebahn, was eine höhere Qualifikation der Fernpiloten voraussetzt, wie Droniq-Sprecher Phil Stephan erklärt. Eine weitere Schwierigkeit sei das Wetter, "das gerade über See unbeständig sein kann."

Ein Jahr dauerte es bis zur Betriebserlaubnis

Auch von Seiten der Behörden dauert es, bis ein solcher Flug durchgeführt werden darf. Ein Jahr habe es gebraucht, bis die entsprechende Betriebsgenehmigung für den Langstreckenflug vorlag, erinnert sich Phil Stephan: "Ein Grund war, dass bei dem Genehmigungsverfahren der Überflug verschiedener geografischer Gebiete, wie Naturschutzgebiete und Bundeswasserstraßen, berücksichtigt werden musste." Insgesamt gebe es in Deutschland mehr als 100.000 solcher Gebiete, in einigen anderen europäischen Ländern seien es weniger als 100.

Die Planung sicherer und störungsarmer Flüge

Der Testflug diente der Überprüfung der Kommunikationsverbindungen, des Flugfunks und anderer Systeme. Die Einbindung aller Betroffenen in ein solches Projekt ist von großer Bedeutung, macht Tim Strohbach deutlich. Strohbach ist Gruppenleiter für "Maritime Drohnenanwendungen" am Fraunhofer IFAM. "Vor etwa eineinhalb Jahren haben wir damit begonnen, gemeinsam eine konkrete und möglichst störungsarme Flugstrecke zu definieren und die Informationsketten für die Durchführung der Flüge aufzubauen", erläutert Strohbach.

Schließlich wurde die Flugstrecke vorprogrammiert und automatisiert abgeflogen. Gestartet und gelandet wird händisch. Für den Fall eines Absturzes ist die Drohne mit einem Fallschirm ausgestattet und so konstruiert, dass sie nicht untergeht.

Drohnen als Zukunftslösung in der Offshore-Industrie

Der Erfolg des Testfluges zeige, dass unbemannter und bemannter Flugverkehr sicher koexistieren können, beteuert Droniq-Chef Jan-Eric Putze. Außerdem verdeutliche er das Potenzial von Drohnen im Offshore-Bereich. Mögliche Einsetzszenarien liegen laut Fraunhofer IFAM in der Überwachung kritischer Infrastrukturen auf See, der Entnahme von Wasserproben oder der Übermittlung von Lagebildern bei Schiffsunglücken.

Zur visuellen Inspektion von Offshore-Anlagen werden Drohnen bereits eingesetzt, berichtet Tim Strohbach. Auch erste Ansätze für den Materialtransport zu Windparks würden derzeit erprobt - jedoch noch in Sichtweite des Piloten. "Ein höher automatisierter Einsatz in der Breite ist aktuelles Forschungsgebiet."

Alternative zu Hubschraubern und Schiffen

Durch den Einsatz von Drohnen könnte damit eine ressourcenschonende Alternative zu Hubschraubern und Schiffen etabliert werden, die Kosten und Umweltbelastungen reduziert. So liegt der Verbrauch eines zweimotorigen Mehrzweckhubschraubers wie dem "H135" laut Strohbach bei rund 230 Litern pro Stunde. "Die eingesetzte Drohne verbraucht weniger als einen Liter pro Stunde und ist deutlich leiser", betont er.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Lennart Keck
Lennart Keck

Volontär
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

lkeck@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Eilantrag gestellt

Oliver Ebken vs. Cuxhavener SPD: Verwaltungsgericht gibt Entscheidung bekannt

von Kai Koppe

Neue Episode im Streit um Oliver Ebken: Der Ratsherr hatte einen Eilantrag auf Rückkehr in die Cuxhavener SPD-Fraktion gestellt. Nun gab das Verwaltungsgericht Stade eine Entscheidung bekannt.

Strafverfahren warten

Unfall in Cuxhaven: Junger Mann ohne Führerschein prallt mit Auto zusammen

von Redaktion

Ein junger Mann sorgt für einen Unfall in Cuxhaven: Ohne Führerschein und Versicherung prallt er mit seinem Roller gegen ein Auto. Die Polizei ermittelt und mehrere Strafverfahren drohen dem Fahrer.

Schulausschuss ist sich einig

Cuxhaven will Geld für Anbau der Abendrothschule - aber jetzt ist Tempo notwendig

von Jens Potschka

Cuxhaven gibt Gas: Im Wettlauf gegen die Zeit sichert sich die Stadt Millionenförderung für den Ausbau der Ganztagsbetreuung an der Abendrothschule. Wird der ambitionierte Zeitplan für den dringend benötigten Anbau eingehalten?

Was wird aus dem Wrack?

"Es wird nicht in einem Stück bleiben": U-Boot-Wrack wird in Cuxhaven zerschnitten

von Tim Larschow

Anfang September wurde das U-Boot U16 vor Scharhörn geborgen. Das Wrack soll nun nach langen Diskussionen in Cuxhaven in Einzelteile zerlegt und an Museen übergeben werden. Im Neuen Fischereihafen wartet das Wrack auf eine finale Entscheidung.