
UVC-Wirtschaftsgespräch in Cuxhaven: "Das Problem wird in den nächsten Jahren größer"
Der Unternehmensverband Cuxhaven Elbe-Weser (UVC) lud zum Wirtschaftsgespräch ins Strandhotel Duhnen. Politik und Wirtschaft diskutierten über Wohnraummangel, Mindestlohn und medizinische Versorgung - das sind die Herausforderungen für die Zukunft.
Andreas Wulf, Vorsitzender des Unternehmensverbandes Cuxhaven Elbe-Weser-Dreieck (UVC), begrüßte die Gäste im Strandhotel Duhnen zum Wirtschaftsgespräch. Im Anschluss moderierte CN/NEZ-Redaktionsleiter Ulrich Rohde eine Runde mit Oberbürgermeister Uwe Santjer und Enak Ferlemann, dem Vorsitzenden des Wirtschafts- und Regionalen Planungsausschusses. Landrat Thorsten Krüger war verhindert.
Zum Auftakt ging es um den steigenden Bedarf an Arbeitskräften. "Die Flächen im Hafen sind vermarktet. Aktuell verhandeln wir mit zwei weiteren Firmen. Das Deutsche Offshore-Industrie-Zentrum Cuxhaven ist ein Magnet geworden", so Santjer. Durch die Neuansiedlungen könnten weitere 200 bis 300 neue Arbeitsplätze entstehen. Sorgen, dass dabei lokale Betriebe Personal verlieren, habe es bereits bei Siemens Gamesa gegeben - sie hätten sich aber nicht bewahrheitet. Dringender sei laut Santjer das Wohnraumproblem: "Das ist eine unserer größten Herausforderungen." Neue Baugebiete in Altenbruch seien freigegeben, weitere in Altenwalde und Sahlenburg in Planung. Langfristig brauche Cuxhaven sogar ein neues Stadtviertel - etwa am Funkturm am Querkamp.
"Für die Obstbauern entsteht erheblicher Schaden"
Ein zentrales Thema war der Mindestlohn. Bereits 2026 könnte er auf 14,80 Euro steigen - laut EU-Mindestlohnrichtlinie. Die Arbeitgeberverbände plädieren für 13,80 Euro. "Wir haben eine EU-Mindestlohnrichtlinie, der die vorherige Bundesregierung zugestimmt hat. Diese regelt, wie der Mindestlohn durch die Mitgliedstaaten zu ermitteln ist. Die frühere Freiheit, dass Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften das nach ihren Kriterien festlegen, gibt es nicht mehr", so Enak Ferlemann.
Obwohl noch nicht vollständig umgesetzt, müsse die Richtlinie schon berücksichtigt werden. Der Mindestlohn soll bei 60 Prozent des Durchschnittseinkommens liegen - doch das bringe neue Herausforderungen mit sich.
Ferlemann warnt: Vor allem bei vorübergehenden Arbeitskräften und Zeitarbeitern in der Region bestehe Handlungsbedarf. Für die Obstbauern beispielsweise entsteht erheblicher Schaden. "Dann lassen sie die Kirschen am Baum", so Ferlemann. Seine Prognose: Der Mindestlohn steigt auf 14,80 Euro - aber mit branchenspezifischen Ausnahmen.
Mehrwertsteuersenkung ist keinesfalls ein Geschenk
Weitere Themen des Abends waren die digitale Infrastruktur und das Wärmekonzept der Stadt. Emotional wurde es beim Thema Mehrwertsteuer. "Die Senkung auf sieben Prozent ab Januar 2026 ist ein festes Versprechen", sagte Ferlemann. Besonders Gastronomiebetriebe im ländlichen Raum würden dadurch spürbar entlastet. Besser sieht es bei Unternehmen in Cuxhaven und vor allem in der "Ersten Reihe" aus.
Kristian Kamp, Vorsitzender des Dehoga-Stadtverbands, betonte: "Wir müssen dann auch an den Gast denken und die Preise senken." Uwe Santjer forderte Aufklärung in der Öffentlichkeit: Die Senkung sei kein Geschenk, sondern wirtschaftlich notwendig. Jan Fitter, Gastronom aus Cuxhaven, ergänzte: "Wir wollen investieren, aber nicht jeden Preis aufrufen. Das macht keinen Spaß." Die Maßnahme schaffe Spielraum für Wachstum.
"Das Problem wird in den nächsten Jahren größer"
Auch die medizinische Versorgung in Cuxhaven kam zur Sprache. "Das Problem wird in den nächsten Jahren größer, nicht kleiner", so Santjer. Besonders in der Urlaubssaison sei Cuxhaven unterversorgt.
Die Ursachen seien bundesweit gleich: Es gebe zu wenig Ausbildungsplätze und zu wenig Studienplätze. Die Studienplätze wurden angehoben, aber das müsse erst noch wirken. Doch es gab auch positive Nachrichten: "Gerade jetzt habe ich Gespräche mit drei Ärztinnen und Ärzten geführt, die überlegen, hier eine Praxis zu eröffnen", so Santjer.
Um den Bedarf zukünftig decken zu können, sei auch ein Medizinisches Versorgungszentrum für die Stadt eine Möglichkeit. Als Vorbild nannte er das Regionale Versorgungszentrum in der Wurster Nordseeküste.
"Das, was mir aktuell aber am meisten Sorgen macht, ist die Klinik. Helios ist nicht in der Lage, die Stellen zu besetzen, die man besetzen muss." Eine Lösung sei derzeit leider nicht in Sicht. Der Abend klang anschließend bei Gesprächen aus.

