Ein Jahr beim Havariekommando Cuxhaven: "Das ist mein absoluter Traumjob"
Vor mehr als einem Jahr übernahm Dr. Robby Renner die Leitung des Havariekommandos in Cuxhaven. Zuvor war er Kommandeur der Stützpunktgruppe Marinefliegergeschwader 3 in Nordholz. Den Wechsel hat er bis heute nicht bereut - ganz im Gegenteil.
Wenn jemand im Wasser nahe des Strands verunglückt, rückt die DLRG aus. Wenn ein Segler verunglückt, kommt die DGzRS. Und wenn ein Kreuzfahrtschiff verunglückt, dann wird das Havariekommando gerufen. So hat es der Leiter des Havariekommandos, Robby Renner, seinem kleinen Sohn erklärt, als der fragte, was sein Papa jetzt beruflich macht. Im Winter 2021 schied Robby Renner als Kommandeur der Stützpunktgruppe Marinefliegergeschwader 3 in Nordholz aus und übernahm am 1. Dezember die Leitung des Havariekommandos. "Es ist mein absoluter Traumjob." Schaut man sich seinen Werdegang an, ist schnell klar, warum er genau der richtige für diesen Posten ist.
Entscheidungen in kritischen Situationen treffen
Geboren ist der heute 44-Jährige im Münsterland. Nach der Schule ging er zur Bundeswehr, durchlief dort die Offiziersausbildung. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Renner absolvierte ein Studium der Politikwissenschaften und ließ sich zudem zum Flugverkehrskontrolloffizier (Fluglotse) ausbilden. Er promovierte zum Thema Sicherheit in See- und Luftfahrt. "Dadurch kam ich das erste Mal mit dem Havariekommando in Kontakt", erinnert sich Robby Renner. All seine beruflichen Erfahrungen qualifizierten ihn für die Stelle des Havariekommando-Leiters: "Als Kommandeur habe ich einen Stab geführt und hatte Erfahrungen in Personalführung. Und durch meine Erfahrung als Fluglotse bringe ich die Fähigkeit mit, Entscheidungen in kritischen Situationen zu treffen." Und genau das ist beim Havariekommando, das für maritimes Notfallmanagement auf Nord- und Ostsee zuständig ist, besonders wichtig. Denn bei ihren Einsätzen geht es um Verletztenversorgung, Brandbekämpfung, Schadstoff- und Schiffsunfallbekämpfung auf See oder Schadstoffunfallbekämpfung an der Küste. "Unsere Intension ist es, Menschen zu retten und die Natur zu schützen - was für eine ehrenvolle Aufgabe", weiß Leiter Renner. Cuxhaven habe sich dabei als idealer Standort des Havariekommandos erwiesen. Denn kommt es zum Notfalleinsatz, laufen die Fäden im maritimen Sicherheitszentrum zusammen und der Havariestab trifft sich innerhalb von 45 Minuten, um die weitere Vorgehensweise zu beratschlagen. Das Kompetenzzentrum ist Tag und Nacht mit Partnern besetzt, die im jeweiligen Bereich Wissen und Kompetenz mitbringen.
"Im Stab kommen Köpfe zusammen, die flexibel sind und den besten Weg für die jeweilige Schadenslage suchen. Wir haben keine eigenen Einsatzkräfte, sondern arbeiten mit denen, die da sind zusammen. Wenn die nicht da wären, wären wir nichts", erklärt Robby Renner. Zu den Partnern gehören Bundespolizei, Wasserschutzpolizei, Marine, Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), Technisches Hilfswerk, Lotsen, Feuerwehren, Lagezentren, Häfen, Zoll, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt und viele weitere.
Komplexe Rettungssituationen neue bewerten
Trotz seiner verantwortungsvollen Position, ist der Leiter bescheiden, wenn er auf das erste Jahr in seinem Amt zurückblickt: "Ich bin nur der Leiter eines ganz tollen Teams mit einer unglaublichen Expertise, das ich führen darf. Das vergangene Jahr und die Einsätze haben uns noch mehr zusammengeschweißt." Doch Robby Renner blickt nicht nur zurück, sondern schaut auch in die Zukunft. Es warten neue Aufgaben auf ihn und sein Team: "Es werden mehr Schiffe mit Flüssiggas unterwegs sein. Wir rechnen mit zusätzlichen 1000 Anläufen. Wir müssen uns darauf vorbereiten, wie wir mit Schadenslagen solcher Schiffe umgehen, denn wir sind alle keine LNG-Experten. Der Seeverkehr nimmt zu und der Zustand einiger Schiffe ist mangelhaft. Es gibt in diesem Zusammenhang viele Komponenten, die durchdacht werden müssen. Schauen wir auf die Windparks, müssen wir auch hier die komplexen Rettungssituationen neu bewerten. "
Mehr als 100 Übungen pro Jahr
Auch deshalb wird sich das Havariekommando zukünftig noch breiter aufstellen. "Wir wachsen und ein weiterer Fachbereich wird entstehen. Das Maritime Sicherheitszentrum erhält eine Stärkung, von der wir profitieren", freut sich der Leiter und sagt: "Wir müssen vorausdenken. Nach jedem Einsatz stehen wir wieder vor der nächsten Einsatzlage. Wir hatten in der Vergangenheit rund 90 komplexe Schadenslagen und konnten eine Vielzahl an Menschenleben und Sachgütern retten. Wir wollen auch bei der nächsten Schadenslage wieder erfolgreich sein." Dafür werden mehr als 100 Übungen pro Jahr zur Einsatzvorbereitung absolviert.