Das Baudenkmal „Altes Eiswerk" soll jetzt doch abgerissen werden. Die städtische Fachabteilung „Planen, Stadtentwicklung und Bauen" hat einen entsprechendes Papier verfasst, das dem Bauausschuss am Montag, 26. Juni, im Rathaus zur Kenntnis gegeben wird. Foto: Potschka
Das Baudenkmal „Altes Eiswerk" soll jetzt doch abgerissen werden. Die städtische Fachabteilung „Planen, Stadtentwicklung und Bauen" hat einen entsprechendes Papier verfasst, das dem Bauausschuss am Montag, 26. Juni, im Rathaus zur Kenntnis gegeben wird. Foto: Potschka
Stadtentwicklung

Das "Alte Eiswerk" in Cuxhaven: Abrisspläne bedrohen historisches Denkmal

von Jens Potschka | 23.06.2023

Die Uhr tickt für das "Alte Eiswerk" am Kopfe der Kapitän-Alexander-Straße. Das denkmalgeschützte Gebäude, an dessen Stirnseite seit 1990 das charakteristische "Eiswürfel"-Bild des Cuxhavener Künstlers Andreas Green prangt, ist angezählt.

Am kommenden Montag, 26. Juni, werden die Mitglieder des Fachausschusses für Stadtentwicklung, Mobilität, Bau- und Demografie in öffentlicher Sitzung im Rathaus über die Abrisspläne des Gebäudes informiert. Unter dem Tagesordnungspunkt 8 heißt es schlicht: "Baudenkmal ,Eiswerk‘ - Antrag auf Abbruchgenehmigung". Bei der Vorlage der Verwaltung handelt es sich lediglich um eine Kenntnisnahme.

Es zählt zu den ältesten Gebäuden am Ritzebütteler Schleusenpriel und stammt aus einer Zeit, als Cuxhaven noch Marinegarnison im Kaiserreich war. Im Jahr 1890 als Bootshalle für die Reparatur von Minensuchbooten auf dem Gelände der ehemaligen Eggers-Werft erbaut, wurde das markante zweistöckige Gebäude vom Ersten Weltkrieg an als städtisches Eiswerk genutzt. Deshalb wird es auch heute noch von den meisten Cuxhavenern als "Altes Eiswerk" bezeichnet.

Seglervereinigung Cuxhaven erwarb das Gebäude 1998 vom Land

Das historische Gebäude ist mittlerweile baufällig. Deshalb möchte die Seglervereinigung Cuxhaven (SVC) es abreißen. Auf dem Grundstück möchte der Verein eine weitere Bootshalle als Winterlager bauen. Bis zum Weggang des ehemaligen Baudezernenten Martin Adamski setzte sich die Stadt Cuxhaven vehement für den Erhalt des Baudenkmals ein. Erklärtes Ziel war es seinerzeit, geeignete Investoren zu finden, die das Gebäude übernehmen und sanieren könnten, falls die Segler dazu nicht in der Lage sein sollten.

Blick auf das "Alte Eiswerk" von der Kapitän-Alexander-Straße aus. Foto: Potschka

Viele Jahre fristete das heruntergekommene Gebäude am Schleusenpriel ein Schattendasein. Die Seglervereinigung konnte es deshalb 1998 vom Land erwerben und fortan als Winterlager für Sportboote nutzen. Aufgrund der viel diskutierten Umgestaltungspläne im benachbarten Alten Fischereihafen (AFH) und der in unmittelbarer Nachbarschaft neu entstandenen Wohnbebauung hat sich die Interessenlage stark geändert. Der Grundstückswert hat sich mittlerweile vervielfacht. Deshalb sind in jüngerer Vergangenheit auch einige Investoren vorstellig geworden, die das Gebäude erwerben wollten. Mit dem bekannten Investoren Norbert Plambeck aus Cuxhaven und Helmut Lührs aus Stade wurden bereits Verkaufsgespräche geführt.

Stader Lührs-Gruppe nimmt Abstand vom Kauf des "Alten Eiswerks"

Die Lührs-Gruppe, die in Cuxhaven unter anderem erfolgreich die Nordsee-Galerie am Kaemmererplatz betreibt und zurzeit das ehemalige "Woolworth"-Kaufhaus in der Nordersteinstraße saniert, sieht mittlerweile von einem Kauf des Alten Eiswerks ab. Wie unser Medienhaus auf Anfrage erfuhr, sieht der Stader Unternehmer von seinem Kaufvorhaben ab. Ein Grund sei der "ungewisse Zustand des Gebäudefundaments."

Die Jahre haben an der Fassade des "Alten Eiswerks" sichtbare Spuren hinterlassen. Foto: Potschka

Letzteres hat die Seglervereinigung gemeinsam mit dem Gebäude von einem Hamburger Architekten und Statiker, der sich dem Vernehmen nach mit historischer Gebäudesubstanz besonders gut auskennt, untersuchen lassen. Wie der Sprecher der Seglervereinigung Jörn Pietschke jetzt im Gespräch mit unserer Zeitung mitteilte, sei das Fundament des Alten Eiswerks so marode, dass sich eine Sanierung des Gebäudes nicht rechnen würde. Deshalb habe die SVC als Eigentümer in den vergangenen Jahren auch keine größeren Instandhaltungsmaßnahmen am Gebäudekörper mehr vorgenommen. Das Gutachten sei eindeutig und könne von Interessierten gerne in der SVC-Geschäftsstelle, die der Verein in den vergangenen Monaten aufwendig saniert hat, eingesehen werden.

Stadt, Land und Bund können keine substanzielle Hilfe leisten

Der Sprecher der SVC versicherte glaubhaft, in den zurückliegenden Monaten noch einmal intensiv nach möglichen Investoren Ausschau gehalten zu haben. Zudem habe sich der SVC-Vorstand mit Oberbürgermeister Uwe Santjer, Knut Kokkelink von NPorts und einem Vertreter vom Bund an einen Tisch gesetzt und darüber beraten, wie das "Alte Eiswerk" erhalten werden könnte. Nach den Beratungen stand fest: Stadt, Land und Bund können keine substanzielle Hilfe leisten. Deshalb setzt die SVC jetzt auf "ein rechtsstaatliches Verfahren", mit dem Ziel das verfallene Gebäude in Kürze abreißen zu können.

Verwaltungsausschuss der Stadt Cuxhaven entscheidet final am 29. Juni 

In der dem Bauausschuss zur Kenntnis gegebenen Vorlage heißt es abschließend: "Nachdem das Denkmal zu einem angemessenen Kaufpreis auch nicht an Dritte verkauft werden konnte, die bereit sind, das Denkmal zu sanieren und zu erhalten, ist die denkmalrechtliche Genehmigung zum Abbruch zu erteilen." Am 29. Juni soll sich dann abschließend der Verwaltungsausschuss der Stadt Cuxhaven in nicht öffentlicher Sitzung mit dem Themenkomplex abschließend beschäftigen.

Die Uhr tickt, für das "Alte Eiswerk" am Kopfe der Kapitän-Alexander-Straße. Das denkmalgeschütze Gebäude, an dessen Stirnseite seit 1990 das charakteristische "Eiswürfel"-Bild des Cuxhavener Künstlers Andreas Green prangt, ist angezählt. Foto: Potschka

Für Bernhard Jaeger, dem Leiter des Ortskuratoriums der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz, geht das viel zu schnell. Er lässt die Abrisspläne derzeit beim Sitz der Stiftung in Bonn prüfen und möchte sich auf der Sitzung am kommenden Montag im Rathaus für den Erhalt des "Alten Eiswerks" aussprechen. Ob der Ausschussvorsitzende Enak Ferlemann diesem Wunsch nachkommen wird, wird sich während der Sitzung zeigen.

Norbert Plambeck: "Nicht noch eine Blechhalle in der 1a-Lage am Ritzebüttler Schleusenpriel"

Auf Anfrage unseres Medienhauses erklärte der schon erwähnte Investor Norbert Plambeck noch einmal, dass er das Grundstück bereits vor vier Jahren kaufen wollte, um das Alte Eiswerk im Rahmen der Neugestaltung des Alten Fischereihafens mit einzubinden. Erst kürzlich hätte er sein Interesse gegenüber seinen Vereinskameraden von der SVC erneuert. Plambeck kritisiert die Abrisspläne. Die Boote könnten auch an anderer Stelle eingelagert werden. Dafür müsste in der 1a-Lage am Ritzebüttler Schleusenpriel nicht noch eine Blechhalle entstehen, zumal die in den Sommermonaten auch noch leer stünde.

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Jens Potschka

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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