Diese Frau hat ganze Generationen in Cuxhaven geprägt: Ein Nachruf
Wer sie kannte, wird sie nicht vergessen: Helga Meyer war ein Cuxhavener Urgestein, das die 70er und 80er Jahre maßgeblich prägte, aber auch danach noch sehr präsent war. Nun ist sie im gesegneten Alter von 93 Jahren verstorben. Ein Nachruf.
Helga Meyer erblickte am 4. August 1929 in der Predöhlstraße in Cuxhaven das Licht der Welt. Entbunden hatte sie ihr Vater Amandus Heinsohn, der zu dem Zeitpunkt mit seiner Frau Elise dort wohnte.
Aufgewachsen ist Helga Meyer jedoch Am Wehl als ein echtes "Wasserturmkind". Ihre Spielplätze lagen in Ritzebüttel, der Schlossgarten war die Spielwiese. Sie lernte viel von ihren Eltern, die großen Wert auf eine christliche Erziehung legten. In den 30er und 40er Jahren war die Kirche ein ganz wichtiger Ort für die Familie, was auch den Umständen geschuldet war. Nazizeit, Krieg, Nachkriegszeit - es war wahrlich keine leichte Zeit und doch gab es auch so viele positive Dinge, die sich Helga Meyer für immer merkte. Nach der Schulzeit lernte sie den Beruf der Einzelhandelskauffrau, wurde später in zwei Cuxhavener Betrieben Filialleiterin. 1954 die Hochzeit mit ihrem geliebten Gerd. Aus der Ehe gingen drei Töchter - Doris und die Zwillinge Anke und Petra, zwei Enkelkinder und zwei Urenkelkinder hervor.
Der Sport als Verbindung mit Cuxhaven
Die Liebe zum Sport verband sie ihr Leben lang mit ihrem Mann und mit Cuxhaven. Mir ist Helga Meyer nachhaltig in Erinnerung geblieben, als ich sie am Deich beim Strandhaus Döse fast täglich sah - und vor allem hörte. "Moin, meine Lieben, dann lasst uns starten." Die Damen und Herren breiteten Handtücher aus und begannen, den gymnastischen Anweisungen von Helga Meyer zu folgen. Ihre stahlblauen Augen, stets hellwach, ihre markante und wirklich unüberhörbare Stimme - Helga Meyer wusste sich durchzusetzen. Aber eben auf ihre Art, die stets freundlich und irgendwie auch mütterlich war.
Ihre sportliche Laufbahn begann beim Männerturnverein Cuxhaven, dem heutigen ATSC. Sie war in allen Abteilungen des Vereins aktiv, auch kein Wunder, wenn man so lange dabei war, wie Helga Meyer. Sie war über Jahrzehnte als Übungsleiterin aktiv, 30 Jahre lang war sie die Frauenwartin im Kreissportbund und im damaligen Sportkreis der Stadt Cuxhaven. Sie rief 1970 das erste Mutter-Kind-Turnen ins Leben, sie steigerte die Zahl der Döser Abteilung von 30 auf 300. Ihre fantasievollen Tanzgruppen-Aufführungen erlangten großen Bekanntheitsgrad über die Stadtgrenzen Cuxhavens hinaus. Das Dobrock-Bergfest wäre ohne ihre Gruppen zu Beginn gar nicht denkbar gewesen und auch ihre Auftritte beim Sport- und Pressefest, der heutigen Sportgala, bleiben unvergessen. Als sie mit Jörg Wontorra einen Auftritt moderierte, konnte einer noch viel lernen - und das war nicht Helga Meyer, so stand es in den Cuxhavener Nachrichten.
Tolle Erinnerungen an schöne Zeiten
1986 übernahm sie mit Helga Ohse zusammen die Organisation der Fahrten ins Pfitschtal nach Wiesen in Südtirol von ihrer Vorgängerin Erika Fitschen. Bis 2004, 1990 war auch Marga Ohse in die Organisation mit eingestiegen, blieb sie auch dort engagiert dabei. "Wir vermissen Helga und werden die tollen Erinnerungen an die schönen Zeiten bewahren", so Marga und Helga Ohse.
Anfang der 70er Jahre holte ihr Klassenkamerad Günter "Bonzo" Rettmer Helga Meyer an die Döser Schule, um den Sportunterricht zu leiten. Kurdirektor Hans Demgen wurde durch von ihr organisierte Strand- und Wassergymnastik auf das Cuxhavener Urgestein aufmerksam und bot ihr 1980 eine Festanstellung bei der Kurverwaltung an. Und auch bei der Volkshochschule Cuxhaven hinterließ sie tiefe Spuren. Dort betreute sie bis 2014 jede Woche bis zu 140 Menschen, die sich mit ihr zur Wassergymnastik oder Gymnastik trafen.
1989 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden
70 Jahre ATSC, 10 Jahre Döser Schule, 20 Jahre Kurverwaltung, 20 Jahre Volkshochschule - Helga Meyer war engagiert und erhielt 1989 verdienterweise das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Auch wenn man meint, dass Ruhe ein Fremdwort für Helga Meyer war - das Wochenende gehörte der Familie. Punkt. Mit Ehemann und Töchtern wurde gewandert oder es ging aufs Rad. Denn Helga Meyer war ihr Leben lang ein Familienmensch.
Nun hat sie die Augen geschlossen. Aber Helga Meyer lebt in der Erinnerung so vieler Cuxhavenerinnen und Cuxhavener weiter.