
Halbe Straße abgerutscht: Wasserrohrbrüche am häufigsten in Altenwalde
Die Zeiten, in denen das Altenwalder Trinkwassernetz dem Wasserversorgungsverband Land Hadeln kaum Kummer bereitete, sind vorbei: Das in dem Cuxhavener Stadtteil in die Jahre gekommene Leitungsnetz hält den Verband inzwischen gut beschäftigt.
Innerhalb der vergangenen zehn Jahre ist Altenwalde zum Ort mit den häufigsten Schäden im gesamten Verbandsgebiet geworden. Das bestätigte sich einmal mehr zu Weihnachten und kurz vor Silvester mit zwei spektakulären Ereignissen in der Hauptstraße und am Kattensteen.
Straße so nicht mehr sicher
Während an der Ecke Hauptstraße/Franzenburger Weg schon aufgeräumt und neu gepflastert wird, ist die Lage am Kattensteen, der ersten Straße in Altenwalde aus Richtung Holte-Spangen, deutlich prekärer. Die halbe Straße ist abgerutscht und zurzeit gesperrt. Jederzeit könnten sich unter der Oberfläche noch Krater auftun, der Boden schwingt wie ein Trampolin.
Große Mengen Sand weggespült
"Schöner Bordstein, nicht?" fragt Verbandsgeschäftsführer Torsten Heitsch und zeigt auf eine mehrere Meter lange Betonkante. Allerdings: Hier befindet sich überhaupt kein Bürgersteig und bis vor wenigen Tagen waren diese Begrenzungssteine bodengleich verlegt. Die Wassermassen aus der gerissenen Wasserleitung haben ganze Arbeit geleistet. Große Mengen Sand waren bereits weggespült, bis die Fahrbahn förmlich zusammenbrach.
Zeitungsbote entdeckte die Bescherung
Normalerweise wird ein Wasser- und Druckverlust als Erstes im Wasserwerk bemerkt. "Das Besondere war, dass hier noch Druck auf der Leitung war und sich das Ganze nachts ereignet hat", erklären Torsten Heitsch und Sohn Florian, der Verbandsingenieur ist. So entdeckte erst ein Zeitungsausträger nach etwa zwei Stunden die Bescherung.
Als die Zuständigen eintrafen, waren die Fluten schon in den Keller eines Anliegers geflossen und die Fahrbahn lag voll mit Schlamm. Seither ist die Durchfahrt gesperrt, die Anlieger kommen nur noch zu Fuß zu ihren Häusern. Außerdem ist derzeit die Einbahnstraßenregelung in Richtung Altenwalder Heideweg aufgehoben.
Über Instandsetzung mit der Stadt abstimmen
"Über das Vorgehen bei der Instandsetzung der Straße werden wir uns mit der Stadt abstimmen", kündigt Torsten Heitsch an. Mit eigenen Kräften sei diese Aufgabe auf keinen Fall zu bewältigen. In der ersten Woche des Jahres sei wegen der Ferien auch die Chance illusorisch gewesen, schnell eine Tiefbaufirma zu finden.
Dass anfangs auch Haushalte im größeren Umkreis - etwa im Melkerweg oder dem Neubaugebiet Hörstdiek - von der Wasserversorgung abgekoppelt waren, hing mit Sanierungsarbeiten im Wohngebiet Querflaggen zusammen.
Viel Handarbeit trotz großen Geräts
So gewaltig die Ausmaße eines Wasserrohrbruchs nach außen zutage treten: Das Vorgehen erfordert, auch wenn rundherum großes Gerät zu sehen ist, viel Handarbeit, um nicht sämtliche anderen Leitungen und Kabel im Erdreich mit zu zerfetzen.
Auch bei der Umleitung der Wasserversorgung müssen noch Menschen ran. Vater und Sohn Heitsch waren am 2. Weihnachtstag zusammen mit einem weiteren Ingenieur mit als erste in Altenwalde, wo gegen 11.30 Uhr die Hauptleitung an der Hauptstraße in Höhe des Franzenburger Wegs geplatzt war.
Gebrochene Hauptleitung machte sich schnell bemerkbar
Anders als am Kattensteen wurde dieser Schaden umgehend bemerkt - zum einen durch die Meldung des Wasserwerks, zum anderen, weil direkt die ersten Anrufe von Bürgern eingingen. "Im Wasserwerk fällt der Druckverlust als erstes auf", erklärt Florian Heitsch. Im Bestreben, den Druck zu halten, werde immer mehr Wasser nachgeschoben. Da es sich um die Hauptleitung handelte, waren die Konsquenzen bis nach Oxstedt, Altenbruch und in ganz Altenwalde zu spüren.
Über Schieber das Wasser umgeleitet
Erste Aufgabe der Fachleute: "Abschiebern". Sie schließen Schieber an entfernter liegenden Verbindungsstellen, um das Wasser umzuleiten und die Schadensstelle überhaupt lokalisieren zu können. "Dafür muss man Mitarbeiter haben, die die lokalen Verhältnisse kennen", verraten die Fachleute.
Wie dieser große Bruch an einem solchen Feiertag abgearbeitet worden ist, damit sind sie sehr zufrieden: "Es kamen sogar Leute, die gar keinen Bereitschaftsdienst hatten." Bis um 4 Uhr nachts waren zeitweilig neun Personen im Einsatz, während normale Rohrbrüche üblicherweise von drei Mann behoben werden.
"Das war wirklich eine vorbildliche Zusammenarbeit", stellt Torsten Heitsch anerkennend fest. Auch, dass ein Privatunternehmen noch um 21.30 Uhr einen Bagger zur Verfügung gestellt habe, sei alles andere als selbstverständlich gewesen. Nach der Reparatur musste die Hauptleitung langsam und vorsichtig befüllt und weiträumig gespült werden, um die Luft aus dem Netz zu entfernen und nicht gleich den nächsten Bruch zu provozieren.
Altes Leitungsnetz kommt an die Grenzen
Mit dem Dauerregen hätten diese beiden Vorfälle allenfalls am Rande zu tun gehabt, sagt er: Der Hauptgrund für die Schadenshäufung in Altenwalde sei schlichtweg das Alter der Asbest-Zementleitungen, die nach 50 bis 60 Jahren aufgäben: "Bis vor zehn Jahren hatten wir hier kaum mal einen Vorfall, seither dafür umso häufiger."
In die Instandhaltung des Leitungsnetzes werde fortlaufend investiert, ergänzt Florian Heitsch. "Wenn es zwei bis drei Rohrbrüche auf einer Leitung gab, versuchen wir, die Maßnahmen vorzuziehen." Drei bis vier Kilometer seines Trinkwasserleitungsnetzes saniert der Verband so pro Jahr.




