
Hausfrauenbund: Ein Stück Cuxhavener Geschichte - jetzt im Stadtarchiv bewahrt
Es war das Ende einer 33-jährigen Ära, als sich der Hausfrauenbund Cuxhaven 2016 auflöste. Davor hatte es Zeiten gegeben, in denen der Cuxhavener Verein - einer der größten im Land - jeden Tag in der Woche eine Veranstaltung auf die Beine stellte.
Unvergessen ist der früheren 1. Vorsitzenden Jutta Bobke-Flentge und ihrer Stellvertreterin Helga Feuerbach auch ihr langjähriges Morgenritual: Jeden Tag um 8.30 Uhr klingelte das Telefon, um zu besprechen, was anlag und ob der Laden lief.
Für die Nachwelt bewahrt
Daran erinnern sich die beiden Frauen, während sie die Bände der Chronik noch einmal in die Hand nehmen, bevor sie ins Cuxhavener Stadtarchiv gehen. "Dort sind sie für alle, die Interesse daran haben, einsehbar", freut sich Jutta Bobke-Flentge. Dankenswerterweise habe Lars Schmidt vom Stadtarchiv sofort Interesse gezeigt: "Das ist auch ein guter Abschluss für uns."
Mit seiner damals etablierten Organisation könne der Hausfrauenbund auch heute noch Vereinsführende inspirieren: "Wir haben die Aufgaben immer gut verteilt, jede hatte ihr Ressort und war dafür verantwortlich, nur so war das alles überhaupt zu schaffen."
Politikerinnen in den Mittelpunkt gestellt
Der Verein wirkte weit über seine Grenzen hinaus: Spontan fallen den Freundinnen die Diskussionen mit Ratspolitikerinnen ein oder die Krebsläufe durch den Schlossgarten. Viele der damals entstandenen Gruppen - mehrere Malgruppen, Literaturkreis, Fahrrad- oder PC-Gruppe - oder daraus entstandene Freundeskreise existieren noch heute. An jedem letzten Mittwoch im Monat findet ein Ehemaligentreffen statt.
Weit über die Grenzen Cuxhavens hinausgeblickt
Der Verein veranstaltete Vorträge (zum Beispiel mit der Bergsteigerin Helga Koch), Ausflüge (alles mit dem Niedersachsen-Ticket) und Theaterfahrten, fuhr jedes Jahr in die Heimvolkshochschule Barendorf bei Lüneburg und beteiligte sich an den Städtepartnerschaften mit Penzance und Vannes. Auch darüber hinaus ging es regelmäßig ins Ausland, etwa nach Litauen und Lettland, sobald dies möglich war. Unvergessen bleiben die Treffen mit den in der Donner-Stiftung untergebrachten Kindern aus Tschernobyl und die Fahrten in die Landes-, Bundes- und EU-Parlamente.
Helga Feuerbach erinnert sich noch daran, wie sie 2001 nach Cuxhaven kam und sich nach dem ersten Vortrag in der Stadtbibliothek prompt zum Beitritt entschloss. Neue Freundschaften zu schließen, sei so ein Leichtes gewesen.
Ansage an Skeptiker: "Wartet mal ab"
Der Verein zählte bald über 300 Mitglieder und wurde doch öfter belächelt. Allen, die an einen Koch- oder Backclub dachten, machte die aktive Lehrerin Jutta Bobke-Flentge, die in ihrer Heimatstadt Eckernförder bereits Ratsmitglied und 2. Bürgermeisterin gewesen war, eine Ansage: "Wartet mal ab." Ihre bei der Gründung am 11. Mai 1983 im Seepavillon formulierten Ansprüche an Gesundheitsfürsorge, Bildung und Ernährungswissen bildeten die Vorfahrtsstraße zur Übernahme des Vorsitzes.
Alles hat seine Zeit
Besonders heben Jutta Bobke-Flentge und Helga Feuerbach die durchgehend gute Kooperation mit allen Bürgermeistern und Landräten hervor. Die fehlende Nachfolge und der gesellschaftliche Wandel besiegelten schließlich dennoch das Ende dieser Institution.