
Helios meldet Cuxhavens Kinderabteilung mehrere Tage ab: "Tun alles, was möglich ist"
Die Pädiatrie in der Helios-Klinik Cuxhaven war im Januar teilweise mehrere Tage am Stück geschlossen. Diese Notlage löste nicht nur bei Eltern Besorgnis aus. Klinikleiter und Chefärztin erklären nun, was dahintersteckt und wie es weitergeht.
Die Nachricht machte in Cuxhaven schnell die Runde: Im Januar musste die Helios-Klinik Cuxhaven mehrfach ihre Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin für mehrere Tage am Stück ambulant und stationär von der Versorgung abmelden. Keine gute Nachricht für eine Stadt, die junge Familien halten und dazugewinnen will.
Ab Februar wieder voll am Netz sein
Das wissen auch Dr. Bettina Loza, Chefärztin des Dachbereichs Pädiatrie, und Krankenhaus-Geschäftsführer Tim Wozniak. Beide erklärten in einem Gespräch mit unserer Redaktion Hintergründe des Engpasses. Tim Woszniak begann mit einem Signal in Richtung Eltern: "Ab Februar wollen wir wieder vollständig am Netz sein."
Honorarärzte und -ärztinnen müssen einspringen
Das funktioniere allerdings nur mit Hilfe von Honorarärztinnen und -ärzten, die beim plötzlichen Auftreten des Engpasses im Januar so schnell nicht verfügbar waren. Nach dem Ausfall beider Oberärztinnen konnte der Betrieb der Abteilung allein mit Chefärztin Dr. Bettina Loza als einziger Fachärztin nicht mehr aufrechterhalten werden.

Für die Zeit ab Februar konnten nun die nötigen Honorarkräfte verpflichtet werden. "Auf die Leute aus unserem Pool kann ich mich verlassen", betont die Medizinerin, die hohe Maßstäbe anlegt. Viele kämen gerne zum wiederholten Mal, "kein Wunder, wir arbeiten hier, wo andere Urlaub machen", sagt sie, nur die Suche nach Fachkräften, die auch dauerhaft bleiben wollten, bleibe schwierig.
Ärztinnen und Ärzte können sich die Stellen aussuchen
Das liege einerseits an den Reizen der Großstadt, andererseits daran, dass sich in ländlicher gelegenen Kliniken die Ansprüche an Teilzeit und eine auf viele Köpfe aufgeteilte Verantwortung weniger gut erfüllen ließen. Fachärztinnen und -ärzte könnten sich ihre Wunsch-Stelle aussuchen, zum Beispiel dauerhaft als "Springer" auf Honorarbasis oder in Teilzeit. Auch die Industrie sei eine Konkurrenz. "Das führt global zu einem Mangel. Nur die Ballungszentren sind da noch ein wenig besser aufgestellt."
"Wir stehen als Helios uneingeschränkt zur Pädiatrie hier in Cuxhaven"
Tim Wozniak betont: "Wir stehen als Helios uneingeschränkt zur Pädiatrie hier in Cuxhaven und tun alles, was möglich ist, um die Stellen zu besetzen." Es seien mehrere Agenturen eingeschaltet, Interessierte würden zu Hospitationen eingeladen und Vorstellungsgespräche geführt: "Wir möchten nichts verpassen."
Die Vermutung, es müsse doch möglich sein, sich in einem so großen Konzern wie Helios untereinander durch Personalabordnungen zu helfen, sei ein Irrglaube: "Die anderen pädiatrischen Kliniken befinden sich in einer ähnlichen Situation; in ganz Deutschland und über alle Träger hinweg. Auch Helios hat da keinen goldenen Topf."
"Kleine, aber feine Pädiatrie"
Was die Pädiatrie in Cuxhaven jedoch zu bieten habe, so Bettina Loza, sei ein sehr gutes Arbeitsklima, auch im Verhältnis zwischen Ärzten, Ärztinnen und der Pflege: "Für mich ist das ein wunderschönes Arbeiten hier. Es ist eine kleine, aber feine Pädiatrie, die Hervorragendes für alle Kinder und Jugendlichen bietet und die auch eine hochqualitative Versorgung der Neugeborenen gewährleistet."
Dieses findet Tim Wosziak auch im guten Zulauf durch Assistenzärztinnen und -ärzte in der Abteilung bestätigt. Hier seien alle Stellen besetzt und die angehenden Fachärzte seien eine große Stütze. "Auch, weil sie hier durch ein gutes Team begleitet werden", ist er überzeugt. Dr. Loza hat eine Weiterbildungsermächtigung für zwei Jahre; "man kann den Assistentinnen und Assistenten also auch etwas bieten", so der Geschäftsführer.
Effizient eingreifen, wenn es gefährlich wird
Ein Teil des Engpasses im Januar sei außerdem durch eine disziplinübergreifende hausinterne Schulung genutzt worden. Der Schwerpunkt des Trainings für Pflegekräfte, Hebammen, Ärztinnen und Ärzte verschiedener Abteilungen lag im Erkennen des schwerkranken Kindes und im Eingreifen bei lebensbedrohlichen Situationen.
Fünf der "Trainees" wurden am Ende für die Ausbildung als PALS-Trainer (Pediatric Advanced Life Support) vorgeschlagen und sollen danach eigenständig im Haus Reanimationskurse geben - damit das Team in plötzlichen und unerwarteten lebensbedrohlichen Situationen hocheffizient eingreifen kann.
"Wir brauchen uns hier nicht zu verstecken", ist die Chefärztin überzeugt, "hierdurch würden auch völlig unnötig Ängste geschürt."