Am Tag vor Heilig Abend erledigten Arbeiter noch einen Blitzauftrag: Die Masten, die Bäume, die Takellage und der Klüverbaum von der Hermine mussten aus Sicherheitsgründen kurzfristig „abgetakelt“ werden. Foto: Potschka
Am Tag vor Heilig Abend erledigten Arbeiter noch einen Blitzauftrag: Die Masten, die Bäume, die Takellage und der Klüverbaum von der Hermine mussten aus Sicherheitsgründen kurzfristig „abgetakelt“ werden. Foto: Potschka
Blitzeinsatz

Hermine in Cuxhaven: Masten und Klüverbaum einen Tag vor Weihnachten entfernt

von Jens Potschka | 23.12.2022

Cuxhaven. Einen Tag vor Heiligabend verliert Cuxhavens heimliches Wahrzeichen, die Hermine, ihre Masten, Bäume und den Klüverbaum. Arbeiter sichern das in die Jahre gekommene Schiff. Warum es schnellen Handlungsbedarf gab.

Lutz Rothermund und seine Kollegen hatten sich eigentlich auf einen ruhigen Start ins Weihnachtsfest eingestellt. Doch am 22. Dezember erreichte die Bauverwaltung der Stadt Cuxhaven der Brief eines Gutachters, der vor zwei Wochen aktuelle Untersuchungen an Cuxhavens viel fotografierter Hermine vorgenommen hatte: "Da bekommt man natürlich schon Herzklopfen, wenn man so einen Auftrag erteilen muss. Doch aus Sicherheitsgründen war es ganz kurzfristig erforderlich, die Masten, Bäume und die Takelage der Hermine zu entfernen", sagt Rothermund.

Geplante Sanierung kommt "etwas holprig" daher 

"Ich muss zugeben, die schon länger geplante Sanierung der Masten kommt am Tag vor Weihnachten etwas holprig, doch der Gutachter hat uns in seinem Schreiben mitgeteilt, dass die Masten vom Einsturz gefährdet sind. Von ihnen geht definitiv eine Gefahr aus", erklärt der Leiter der Bauverwaltung auf Anfrage unseres Medienhauses.

Lutz Rothermund beauftragte daraufhin den Maschienenhof Niemczyk, die Masten zu entfernen. "Die Alternative wäre gewesen, das Areal um die Hermine weiträumig abzusperren. Doch wenn die Masten, Bäume und die Takelage bei einem der nächsten Stürme runtergekommen wären, dann hätten sie das Schiff mit Sicherheit noch mehr beschädigt", unterstreicht Rothermund seine Vorgehensweise. 

Vier Mitarbeiter des Maschinenhofes waren in den frühen Morgenstunden am Freitag vor Heilig Abend mit einem großen Lkw ausgerüstet mit Hubarbeitsbühne und einem Fällbagger mit eingebauter Säge in Cuxhavens Innenstadt im Einsatz. "Wir haben heute Morgen schon bei der Anfahrt gesehen, dass der hintere Mast eine starke Neigung hatte", sagt Sören Beißbarth, der die Fläche rund um die Hermine mit rotweißem Flatterband sicherte.

Arbeiter durchtrennen Takelage des historischen Gaffelschoners

"Wir haben vor Ort aus Sicherheitsgründen entschieden, dass es am einfachsten ist, Teile der Takelage einfach zu durchtrennen. Wir wollten auf Nummer sicher gehen, nicht das sich einer von uns hier noch die Hände abschneidet", sagt Sören Beißbarth. Zwei seiner Kollegen sind währenddessen mit der Hebebühne nach oben gefahren. Stück für Stück wird der Mast zerteilt. Immer wieder werfen die beiden Männer Holzstümpfe nach unten.

Viele Passanten bleiben stehen und schauen etwas ratlos aus. Einige vermuten, dass die ganze Hermine abgebrochen werden soll. Doch Sören Beißbarth kann die Zaungäste beruhigen. Einige zücken ihre Handys, machen Fotos oder drehen ein kurzes Video. Ein Mann fragt nach, ob er das ausgediente Holz für seinen Ofen verwenden dürfe. Da das Holz der alten Masten im Laufe der vielen Jahre mehrfach mit einem Schutzanstrich versehen wurde, ist das natürlich nicht möglich. Das Material wird fachgerecht entsorgt.

Ein stadtbekannter Cuxhavener, der zu diesem frühen Zeitpunkt auf Facebook seine ganz persönlichen Befürchtungen über die Zukunft der Hermine bereits ins Netz getippt hatte, ergattert sich ein stattliches Andenken: Er greift sich den Verklicker, lässt sich noch gern von der Presse fotografieren und zieht mit seiner "Beute" des Weges. Vielleicht weist ihm der Windanzeiger künftig den Weg?

Auch der Klüverbaum ist morsch und nicht mehr zu retten

Als der vordere Mast bis etwa zur Hälfte zerteilt ist, wird den Arbeitern klar, dass auch der Klüverbaum am Bug der Hermine nicht zu retten ist. Das morsche Holz, das bis dahin offensichtlich von der Takelage stabilisiert wurde, birst und der Klüverbaum geht zu Boden. Er liegt da, wie ein abgeknicktes Schwert. Da bleibt dem Mann an der Kettensäge keine Wahl: Der Klüverbaum muss "amputiert" werden.

Um 13.30 Uhr ist der Blitzeinsatz an der Hermine vorüber. Die Holzreste sind in einem großen, von einem modernen Trecker gezogenen Anhänger verschwunden. Wie die Hermine an ihrem Logenplatz am Schleusenpriel in der City so dasteht, sieht sie etwas trostlos aus. So völlig nackt, ohne ihre stolzen Masten und die Takelage macht sie einen kahlen Eindruck.

Im neuen Jahr wird die Hermine saniert: 142 000 Euro Fördergelder stehen zur Verfügung

Doch Lutz Rothermund hat so kurz vor Weihnachten noch eine gute Nachricht im Gepäck: Die Mittel für die Sanierung der Hermine sind schon bewilligt. Insgesamt 142.000 Euro inklusive Eigenmittel der Stadt stehen zur Verfügung. Das Geld stammt aus dem Landesprogramm Perspektive Innenstadt und soll im neuen Jahr für die dringend notwenige Sanierung der Hermine verwendet werden.

"Wir warten jetzt noch das endgültige Gutachten ab. Danach werden wir vorrangig die Masten und die Takelage wieder Instand setzen. Das hat erst einmal Priorität. Klar ist jedoch schon jetzt, dass auch im Bereich des Kiels der Hermine definitiv Holz ausgetauscht werden muss", sagt Lutz Rothermund abschließend.

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Jens Potschka

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

jpotschka@no-spamcuxonline.de

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