
Hightech-Gerät mit Biss und Power: Das Cobra-Löschsystem der Berufsfeuerwehr Cuxhaven
Das Cobra-Löschsystem kommt bei der Berufsfeuerwehr Cuxhaven zur Brandbekämpfung zum Einsatz. Es frisst sich durch Holz, Glas, Beton und Stahl. Ein Selbstversuch zeigt: Was nach Science-Fiction klingt, ist bei der Feuerwehr längst Einsatzrealität.
Ein kurzer Druck auf den Abzug, dann fräst sich der Wasserstrahl mühelos durch die Holztür, als wäre sie aus Styropor. Ich stehe im Innenhof der Wache der Berufsfeuerwehr Cuxhaven, in Feuerwehruniform, das Cobra-Löschsystem fest im Griff. Nur fünf Kilo wiegt das Hightech-Gerät, doch die Kraft, die aus der Düse schießt, ist beeindruckend. Hinter mir steht ein Feuerwehrmann, der den Versuch absichert. Als der zweite Trigger gedrückt wird, mischt sich ein Schneidmittel in den Strahl - und binnen 20 Sekunden ist auch eine Stahlplatte durchströmt. Selbst Schiffswände stellen für das Cobra-System kein Hindernis dar. Was nach Science-Fiction klingt, ist bei der Berufsfeuerwehr Cuxhaven längst Einsatzrealität.
Brandbekämpfung jetzt mit Hochdruck
Immer häufiger liest man in der Zeitung oder in Pressemitteilungen der Feuerwehr, dass bei der Brandbekämpfung das "Cobra-Löschsystem" zum Einsatz gekommen ist. Ein Name, der spektakulär klingt - doch was steckt wirklich dahinter? Kürzlich lud die Berufsfeuerwehr die Redaktion ein, um das Gerät selbst zu testen. Ziel ist es, das Gerät zu erklären und zu zeigen, wie kraftvoll und nützlich es sein kann.
2011 wurde das Löschsystem über das Havariekommando in Cuxhaven für die Berufsfeuerwehr angeschafft. Ursprünglich sollte das System zur Schiffsbrandbekämpfung eingesetzt werden. Einige Cuxhavener Feuerwehrleute reisten dafür nach Schweden, wo das System gebaut wird, um den richtigen Umgang damit zu erlernen.
"Im September 2018 kam das Cobra-Löschsystem zum ersten Mal richtig zum Einsatz - für das, wofür es gebaut wurde. Bei einem großen Brand in einer Bremer Werft konnten die Cuxhavener Einsatzkräfte das System auf Herz und Nieren prüfen", erinnert sich Timo Eichler, Einsatzleiter bei der Berufsfeuerwehr Cuxhaven. Zwei Tage lang konnten mit Hilfe der Gerätschaft gezielt heiße Brandstellen mit Temperaturen über 1000 Grad bekämpft werden.
Bewährt im Einsatz - auch bei extremen Bränden
Insgesamt sind fünf Standorte an der Küste mit einem Cobra-System ausgestattet - darunter auch Brunsbüttel.
Durch den ersten Intensivtest wurden die Vorteile des Löschsystems immer deutlicher. So kam es unter anderem bei einem Lagerhallenbrand in Lamstedt oder beim Kasernenbrand in Altenwalde 2022 zum Einsatz - denn der große Vorteil ist, dass es sich durch nahezu jede Oberfläche schneiden kann. So kann zum Beispiel in einem noch intakten Dachstuhl gelöscht werden oder in geschlossenen Containern, die von außen nicht zugänglich sind", erklärt Eichler. Doch wie funktioniert das?
"Zunächst werden mit einer Wärmebildkamera die Hotspots gesucht, um das System gezielt einzusetzen", so Eichler. Die etwa fünf Kilogramm schwere Löschpistole wird angesetzt und der Trigger für den Wasserstrahl betätigt, der mit 300 bar aus der Düse kommt. "So kann sicher von außen gekühlt werden, noch bevor die Kollegen in den Brandraum vordringen", erklärt der Experte für das Löschsystem. Wenn durch Stahl geschnitten werden muss, bedarf es allerdings noch eines Zusatzmittels. Das Schneidmittel ist Eisenoxid, das in Pulverform dem Wasser beigemischt wird.
Zukunftstechnologie für den Feuerwehreinsatz
"Einfach stillhalten, und der Wasserstrahl arbeitet sich langsam durch das Material. 320 Meter Schlauch können genutzt werden, ohne Schneidleistung zu verlieren", sagt Eichler. Und woher kommt nun der Name? "Das System beißt sich eben in das Material wie eine Cobra in ihre Beute", sagt Timo Eichler und lacht.
Timo Eichler ist der "Cobra-Instructor" in Cuxhaven und bildet unter anderem die Kollegen aus. Jeder weiß, wie mit dem System umzugehen ist. "Mittlerweile haben wir erkannt, wie vielfältig das Cobra-Löschsystem genutzt werden kann - und auch andere Wehren in Deutschland nutzen mittlerweile die Technik", erklärt Eichler und ergänzt: "Berlin hat sich drei Geräte angeschafft, ebenso die Feuerwehren in Hamburg und München."
In den vergangenen Wochen wurde das System mehrfach eingesetzt - unter anderem in einer Werft und bei einem Brand in einer Tischlerei. Was bei meinem Test beeindruckt hat, hat sich längst im Ernstfall bewährt und wird künftig wohl noch häufiger zum Einsatz kommen.
Technik auf einen Blick:
- Wasserdruck: 300 bar
- Wasserverbrauch: 30 Liter/Minute
- Reichweite: bis 60 Meter
- Schlauchlänge: bis zu 320 Meter
- Schneidmittel: Eisenoxid
- Kühlt und schneidet - durch Holz, Glas, Beton, Stahl und mehr




