Inga Rumpf im Cuxhavener Stadttheater: Blues und zahlreiche Anekdoten
Ahoi, guten Abend", grüßt Inga Rumpf in den Saal. Mit einem Musikschnipsel von ihrer jüngsten CD hat sie sich eingegroovt; in den kommenden zwei Stunden wird sie ihr Buch vorstellen und immer wieder "live" singen.
Sympathisch dabei: Rumpf, die sich mit ihrer Autobiografie in die nicht eben kleine Riege schreibender Musiker einreiht, macht nicht im Ansatz ein Geheimnis daraus, wo die persönlichen Präferenzen liegen. "Das ist doch was anderes als lesen", sagt sie, als sie nach einem ersten Klavier-Intermezzo ans Laptop mit dem Buchtext zurückkehrt: "Singen". Letzteres hat sie von Kindesbeinen an getan. Erst recht, nachdem im Jahr 1959 die ersehnte Gitarre unter dem Weihnachtsbaum lag.
Erste Schritte mit den "City Preachers"
Rumpf schildert, wie sie das Instrument fortan überall hinschleppte: Zur Skiffle-Group ins Jugendhaus oder in eine Teestube, die sich zum Beatnik-Treffpunkt gemausert hatte. Das war, noch bevor die Seemannstochter mit den "City Preachers" auf Tour ging, bevor sie sich für ein paar Wochen in die Schlagerecke verirrte oder ab 1969 mit ihrer Band "Frumpy" loslegte: "My Life Is A Boogie", zitiert sich die heute 77-jährige selbst. Und verrät dem Cuxhavener Publikum bei dieser Gelegenheit nicht nur, unter welchen Umständen sie den gleichnamigen Song aufgenommen hat. Sondern auch, wie sie ihr Herz an den Pianisten Vince Weber verlor.
Geschichten, nach denen Rockmusik-Fans dürsten
In ihrer Biografie (Titel: "Darf ich was vorsingen?") beleuchtet Inga Rumpf Persönliches, aber auch den Mythos des Rock'n'Roll-Geschäfts, in dem die höheren Weihen auf die gelernte Schaufensterdekorateurin aus Hamburg-St. Georg zu warten schienen. Rumpf erzählt von Tagen in London: Der Produzent Rob Fraboni brachte sie mit Keith Richards zusammen, der mit zwei Flaschen "Jack Daniel's" (für sich und Kumpel Ron Wood) und einer Kiste Bier für die Blues-Lady aus norddeutschen Landen im Studio aufgeschlagen sein soll. "Ein Gentleman", schmunzelt Rumpf und berichtet von einer Session, die sich im Whiskynebel verlor und neben einem Bootleg nur eine von denjenigen Anekdoten erbrachte, nach denen wir Rockfans so dürsten.
Inga Rumpfs Rückblick fällt abgeklärt, witzig, oft selbstironisch aus. Beginnt die Musikerin an manchen Stellen in Erinnerungen zu schwelgen, dann meidet sie die Larmoyanz mancher Altersgenossen. Musikalisch vermag sie ohnehin im Hier und Jetzt zu glänzen: Beim Cuxhaven-Gastspiel ist da ab dem ersten Ton dieses Timbre, das mit den Jahren sogar noch gereift zu sein scheint. Sofern die Sängerin die soulige "Zerre" in der Stimme in frühen "Frumpy"-Tagen ein wenig forciert haben sollte, ist sie doch längst ein Teil von Rumpfs ganz natürlichem vokalen Idiom geworden. Unglaublich auch, mit welcher Energie die Frau beim Auftritt im Stadttheater den Blues singt.
Die Sängerin als warmherzige Gastgeberin
Begleitmusiker vermisst man an diesem Abend deshalb zu keiner Minute. Im Gegenteil, ein Bassist oder ein Drummer im Bühnenhintergrund wären der intimen Atmosphäre der "Musikalischen Zeitreise" sogar abträglich. Ganz allein auf dem Podium, vermittelt Inga Rumpf tatsächlich den Eindruck einer wertschätzenden Gastgeberin: In der Nacht zuvor - so verrät sie - hatte sie geträumt, ihr Publikum zu bekochen.
