Hinweis auf zurückliegende Arbeiten. Foto: Kramp
Hinweis auf zurückliegende Arbeiten. Foto: Kramp
Käufer gesucht

Dieses Cuxhavener Wahrzeichen steht zum Verkauf

von Wiebke Kramp | 26.10.2022

Cuxhaven.  Der über 200 Jahre alte  "Hamburger Leuchtturm" ist ein Wahrzeichen Cuxhavens. Nun steht er zum Verkauf. Ein Schnäppchen ist das aber nicht. Der Privateigentümer hat gute Gründe, dieses Denkmal der Schiffahrtgeschichte zu veräußern.

Das 220 Jahre alte maritime Denkmal an der Alten Liebe soll  575.000 Euro kosten und hinzu kommt noch 5,95 Prozent Käuferprovision. Dieser viergeschossige Leuchtturm steht westlich der Einfahrt zum Alten Hafen von Cuxhaven. Die alteingesessene, norddeutsche Immobilienberatung Robert  C. Spies KG bietet das 23 Meter hohe Backsteinbauwerk über das Internet an.  Bereits seit Jahresbeginn steht das Denkmal zum Verkauf.

Karten und Schach mit Ausblick auf die Elbe

Der Besitzer hat gute Gründe, sich von diesem besonderen Bauwerk zu trennen. Der mittlerweile  80-jährige Eigentümer sei nach Süddeutschland umgezogen, war aus der Pressestelle des Maklerunternehmens zu erfahren. Die lange Fahrt an die Küste sei ihm jetzt zu weit und zu beschwerlich geworden -  und seine Kinder hätten kein Interesse an dem Leuchtturm. Gern erinnere sich der Senior an die Treffen mit Freunden. Skat und Schach habe er mit ihnen im Turm gespielt. Beim Schach soll übrigens der Hausherr immer gewonnen haben, weil seine Gegner vom tollen Blick auf die Elbe und den Schiffsverkehr abgelenkt gewesen waren, heißt es.

Von der Stadt Hamburg in Auftrag gegeben

Der "Hamburger Leuchtturm" wurde zwischen 1802 und 1804 an der Alten Liebe erbaut - und zwar im  Auftrag der Stadt Hamburg. Damals gab es die Stadt Cuxhaven noch gar nicht. Das Amt Ritzebüttel gehörte zu Hamburg. Auf der Sandsteintafel über dem Portal steht: "Nautis signum/ sibi monumentum erexit /respublica hamburgensis / Ao MDCCCIII". Diese lateinische Inschrift bedeutet: "Den Seefahrern zum Zeichen, sich selbst zum Denkmal errichtet vom Hamburger Staat im Jahr 1803". Bis 2001 war der Leuchtturm in Betrieb und wies der Schifffahrt ihren Weg - als Landmarke am Tag und als Lichtsignal in der Nacht.

104 Stufen führen unters Kuppeldach

Der neue Eigentümer dürfe weder Höhen- noch Platzangst haben, merkt das Maklerunternehmen vorsorglich an. Der Weg führt über 104 Stufen nach oben. Er geht bis zum Turmfeuer in 24 Meter Höhe. Der unter Denkmalschutz stehende Leuchtturm verfügt über vier Geschosse und eine Nutzfläche von 65 Quadratmetern.

Sogar Badezimmer und Teeküche eingebaut

Das Innenleben hinter den knapp einen Meter dicken Mauern ist neu. 2005 erfolgten innen und außen umfangreiche Restaurierungsarbeiten. Laut Robert  C. Spies KG habe die Sanierung seinerzeit mehr als 300.000 Euro gekostet. In die oberen Geschosse führt eine hölzerne Wendeltreppe. Im ersten Obergeschoss wurde ein Bad eingebaut und im dritten Geschoss befindet sich eine kleine Teeküche. Das Kuppelgeschoss unter dem Kupferdach ist ein echter Höhe- und Glanzpunkt: Die Leuchteinheit sowie mit der Einheit für den Leuchtrhythmus sind sogar noch erhalten.

Interessenten legt die Immobilienfirma das ungewöhnliche Bauwerk unter anderem mit folgenden Worten ans Herz: "Genießen Sie in ungestörter Ruhe den endlos weiten Blick auf die Elbe, Nordsee und die Küste mit immer wieder großartigen Himmelsstimmungen. Diese einmalige Immobilie ist wie geschaffen für Menschen mit besonderem maritimen Interesse.  Wer die See bei Ebbe mit großartigen Sonnenauf- und -untergängen oder bei Hochwasser Sturm und Seegewitter auf diesem Logenplatz miterlebt hat, möchte das nicht mehr missen."

Zweifelsohne handelt es sich bei der zum Verkauf stehenden Immobilie um ein echtes Kulturgut der Stadt Cuxhaven. Ob allerdings die Stadt Interesse an der Übernahme dieses maritimen Erbstückes bekunden wird, ist ungewiss. Marcel Kolbenstetter, Pressesprecher der Stadt Cuxhaven, beantwortet eine Anfrage unseres Medienhauses so: "Die Stadt Cuxhaven hat das Angebot zur Kenntnis genommen und befasst sich mit der Thematik. Es gilt nun vorerst alle weiteren Bedingungen zu prüfen."

Zur Geschichte des Leuchtturms

Die  Betriebszeit des "Hamburger Leuchtturms" dauerte vom 15. November 1805 bis Mai 2001. Die achtzehneckige Laterne mit drei übereinanderliegenden Fensterreihen aus Spiegelglas hat einen Durchmesser von fünf Metern. Zu Beginn wurde das Feuer mit Öllampen und Rüböl betrieben. Gebündelt wurde es mit versilberten Kupferreflektoren. Bis 1853 leuchtete das in 24 Meter Höhe befindliche Feuer in alle Richtungen gleichmäßig. Daher war es zuerst nur eine grobe Orientierungshilfe. Der zunehmende Schiffsverkehr erforderte genauere Informationen. So entstand nach einem Umbau das erste Sektorenfeuer in der Deutschen Bucht. 1892 bekam der Hamburger Leuchtturm eine Gürtellinse 2. Ordnung. 1905 wurde das Feuer durch ein Gasglühlicht und kurz darauf durch ein Petroleumglühlicht betrieben. 1927 baute man eine elektrische Bogenlampe ein, die 1937 durch eine elektrische Glühlampe ersetzt wurde. Der Turm steht unter Denkmalschutz.


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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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