Live aus Jerusalem: Ein besonderer Blick auf jüdisches Leben an der BBS Cuxhaven
Rund 80 Schüler der BBS Cuxhaven waren live dabei, als Yair Ben Yehuda direkt aus Jerusalem per Zoom Einblicke in jüdisches Leben gab. Die digitale Begegnung zeigte Religion und Alltag in Israel aus erster Hand - und bot viel Raum für Austausch.
Die Berufsbildenden Schulen Cuxhaven (BBS Cuxhaven) berichten von einer besonderen digitalen Begegnung: Rund 80 Schülerinnen und Schüler nahmen an einer Liveübertragung aus Jerusalem teil, die ihnen einen authentischen Einblick in das Judentum und jüdisches Leben ermöglichte. Unter dem Titel "Jerusalem is calling …" war Yair Ben Yehuda per Zoom direkt aus Israel zugeschaltet.
Einstieg mit einer Schlüsselfrage
Gleich zu Beginn stellte Ben Yehuda eine Frage in den Raum, die das Interesse der Teilnehmenden weckte: "Wie wird man eigentlich Jude?" Der Referent, Mitarbeiter der Lea-Fleischmann-Bildungsprojekte in Jerusalem, berichtete eindrucksvoll aus seinem persönlichen Alltag und spannte einen weiten thematischen Bogen - von religiösen Regeln und Bräuchen über zentrale Glaubensinhalte bis hin zu ganz praktischen Fragen des täglichen Lebens.

Persönlicher Lebensweg: Vom Vogtland nach Israel
Ben Yehuda schilderte seinen eigenen Lebensweg: Aufgewachsen im Vogtland, zog es ihn als jungen Mann nach Israel. Tief beeindruckt von der jüdischen Religion entschloss er sich schließlich, selbst Jude zu werden. "Jude wird man entweder durch die Geburt von einer jüdischen Mutter oder durch eine bewusste Entscheidung nach einem mehrjährigen Lern- und Prüfungsprozess", erklärte er. Für ihn selbst habe dieser Weg mehr als zwei Jahre intensiven Lernens bedeutet, bevor er von einem Rabbiner offiziell in die jüdische Gemeinschaft aufgenommen wurde. "Wenn man Jude werden möchte, wird einem das nicht leicht gemacht", betonte er.
Die Thora: Glaubensgrundlage und Gesetzeswerk
Ein zentrales Thema war die Thora, die fünf Bücher Mose. Ben Yehuda erläuterte, dass sie nicht nur von der Entstehung der Welt berichtet, sondern zugleich ein umfassendes Gesetzeswerk darstellt. Insgesamt 613 Gebote prägen den Alltag gläubiger Juden. Dazu gehören auch die Speisevorschriften: Fleisch und Milch dürfen nicht gemeinsam gegessen werden. "Das bedeutet, dass ich keinen Cheeseburger essen würde - der ist nicht koscher", erklärte Ben Yehuda mit einem Lächeln. Besonders anschaulich wurde dies durch die Vorstellung einer Thorarolle, die ausschließlich von Hand geschrieben wird und zu den wertvollsten Gegenständen einer Synagoge zählt.

Ruhe als zentrale religiöse Praxis
Ein weiterer Schwerpunkt war der Schabbat, der jüdische Ruhetag. "Eine der zentralsten Regeln des Judentums ist die Ruhe, die man am Schabbat einhalten soll", erklärte Ben Yehuda. Der Schabbat beginne am Freitagabend und ende am Samstagabend. In dieser Zeit komme das alltägliche Leben bewusst zur Ruhe, etwa durch den Verzicht auf Autofahren. "Überlegt einmal, wenn weltweit an einem Tag in der Woche keine Motoren laufen würden - was würde das der Umwelt Gutes tun", regte er zum Nachdenken an. Ein kurzes Video zeigte anschließend, wie der Schabbat in jüdischen Familien mit Ritualen, gemeinsamem Singen und Essen gefeiert wird und welch große Bedeutung er für Gemeinschaft und Familie hat.
Ein Blick jenseits der Nachrichtenlage
Zum Abschluss beantwortete Yair Ben Yehuda zahlreiche Fragen der Schülerinnen und Schüler. Diese erhielten so einen lebendigen Eindruck davon, wie jüdisches Leben und religiöse Praxis in Israel aussehen - jenseits der derzeit oft schwierigen Nachrichtenlage aus der Region.
Initiiert wurde die Veranstaltung vom Schulpastor der BBS Cuxhaven, Dr. Lutz Meyer, unterstützt vom Religionslehrer Hagen Friedrichs. Finanziell gefördert wurde das Projekt von der Stadtsparkasse Cuxhaven. Die stellvertretende Schulleiterin Alexandra Kuck unterstrich zu Beginn, wie wichtig es gerade heute sei, andere Religionen und Kulturen kennenzulernen, um Verständnis und Dialog zu stärken.