
Mehr als 75 Jahre DRK-Geschichte in Altenwalde: "Beutelschaukeln" bei der Blutspende
75 Jahre DRK-Ortsverein Altenwalde - das sind auch 75 Jahre Ortsgeschichte. Daran soll in diesem Jahr mit einigen Aktionen erinnert werden. So wird das DRK beim Straßenfest am 28. September den Gästen einige Überraschungen bieten.
Der 1. Vorsitzenden Kerstin Klowat und dem 2. Vorsitzenden Werner Demuth gingen beim Sichten der erhaltenen Fotoalben schon mal die Augen über. Mit Bestandteilen daraus sollen eine Festschrift und eine Fotopräsentation erstellt werden.
Einen Tag vor dem Straßenfest, am 27. September, wird das Jubiläum bei einem Empfang im Hotel Neuses für geladene Gäste und Mitglieder gefeiert. Am nächsten Tag wird am Stand die ganze Vielfalt der DRK-Arbeit (mit Unterstützung der Kreis-Bereitschaft) präsentiert.
Nach der Blutspende Stärkung am Imbisswagen
Etwas Besonderes sollen jedoch schon die Spenderinnen und Spender der nächsten Blutspendeaktion am Donnerstag, 14. August, von 15.30 bis 19.30 Uhr in der Geschwister-Scholl-Schule erleben. Nach der Spende wartet auf sie Schlichtings Imbisswagen, an dem sie ordern können, was das Herz begehrt. Auch für die weiteren beiden folgenden Blutspendetermine (9. Oktober und 11. Dezember) kündigt der Vorstand Überraschungen an.
Blutspenden und Seniorenarbeit sind die Säulen der heutigen Arbeit
Fünf Blutspendetermine pro Jahr bilden eine der beiden Säulen der heutigen DRK-Arbeit in Altenwalde; die andere besteht in der Seniorenarbeit. Das Programm ist abwechslungsreich und geschätzt. Sechs Damen der "Stammkundschaft" sind bereits über 90 Jahre alt.

Die Geschichte der Rotkreuz-Aktivitäten in Altenwalde ist wahrscheinlich deutlich älter als 75 Jahre. Nach dem Vorbild Henri Dunants (Begründer des Internationalen Roten Kreuzes) hatte sich nach 1863 vielerorts Sanitätsvereine oder ähnliche Institutionen gebildet, bevor 1921 das Deutsche Rote Kreuz gegründet wurde.
Erste Aufgabe: Flüchtlingsfürsorge
Kurz vor Kriegsende im Mai 1945 und danach strömten Flüchtlinge auf der Suche nach Schutz und Arbeit an die Küste. Mit der Fürsorge wurden sogenannte Frauenzweigvereine beauftragt. Der Frauenzweigverein Altenwalde gehörte dem DRK-Kreisverband Land Hadeln an. Die Liste der Aufträge für 1945 und 1946 lässt die Not jener Zeit erahnen: Durchführung einer Weihnachtsfeier für Kinder von Kriegsvertriebenen mit kleinen Geschenken (Puppen, Bilderbücher, Pantoffeln, Umhängetaschen), Einrichtung des Altersheims Ihlienworth für alte und hilfsbedürftige Flüchtlinge, Sammlung und Beschaffung von Babyausstattungen.
"Lätzchen, Schühchen, Stoffreste"
Einer Flüchtlingsfrau aus Breslau wurden am 29. September 1946 für ihr drittes Kind folgende Sachen bewilligt: "Ein Trägerkleid, ein Jäckchen, eine Mütze, ein Lätzchen, ein Paar Schühchen, ein Kopfkissenbezug, Stoffreste." Für die Ausstattung dringend benötigter Nähstuben wurden die Frauen ausgeschickt, die Nähmaschinen zurückzuholen, die in der NS-Zeit durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) ausgegeben worden waren.
30 Brötchen und drei Eier
Zwei Jahre später, im September 1948, konnte bereits an eigene Festlichkeiten gedacht werden. Zum Sommerfest des DRK im Forsthaus Dobrock hatten die Altenwalderinnen - wie jeder Ortsverein - diverse Naturalien mitzubringen: 30 frische Brötchen, 1/4 Pfund Bohnenkaffee, 1/2 Pfund Butter, 3 Eier (hartgekocht), 1/2 Pfund Aufschnitt, 2 Kuchen, diverses Kleingebäck, Obst (ausgesucht), Blumen (zum Verkauf), 1/2 Pfund Bonbons und 15 bis 20 Gewinne für die Tombola ("möglichst wert- und geschmackvoll und nützlich").

Irgendwann danach muss sich die Gruppe aufgelöst haben. Doch nach der Gründung des Ortsvereins am 12. Oktober 1950 nahmen die Aktivitäten wieder Fahrt auf. Am Gründungstag musste die 1. Vorsitzende Marga Krause allerdings mangels Beteiligung gleich alle weiteren Vorstandsämter ebenfalls übernehmen.
Bereitschaft war überall im Ortsbild präsent
Danach stieg die Mitgliederzahl schnell an - auf zu den besten Zeiten über 600 Personen (heute sind es 279). Erich Ruppelt, Mitglied der 1. Stunde, legte 1961 den Grundstein für die Bereitschaft, die Sportplatz-, Fußball- und Handballdienste in Altenwalde, Franzenburg und Oxstedt versah, Laternen- und Schützenumzüge überall im Ort begleitete, die Erste-Hilfe-Ausbildung übernahm und bei den Blutspendeterminen unter anderem zum "Beutelschaukeln" (damals noch nicht automatisiert) eingeteilt war.

Lange auf das erste eigene Quartier gewartet
Die "Blaue Gruppe" (in blauen Schwesternkleidern, weißen Schürzen und Häubchen) übernahm die Versorgung und betreute die Kleiderkammer. Mangels eigenen Quartiers nutzen die Gruppen jeweils einen Raum in der Altenwalder Schule und einen in der Turnhalle, bevor am 30. August 1975 erstmalig ein eigenes Quartier an der Ecke Hauptstraße/Am Altenwalder Bahnhof angemietet werden konnte. Als das Eckhaus abgerissen werden sollte, wurde die Arbeit in das Haus von Oskar Färber am Königshof verlegt.

Der erste Altglascontainer kam dank des DRK
Kurios: Der erste Altglascontainer in Altenwalde (vor dem Kaufhaus Schmidt, Ecke Hauptstraße/Köthnerweg) wurde auf Initiative des DRK-Ortsvereins aufgestellt. Der Reinerlös kam der Vereinsarbeit zugute.


Bei der Neugestaltung des Altenwalder Ortskerns um die Jahrtausendwende wurde auch heftig um die Zukunft des örtlichen DRK gerungen, denn das Färber'sche Haus sollte ebenso wie der Geflügelhof Döscher abgerissen werden, um Platz für einen Discounter (Aldi) und einen Vollversorger (Edeka) zu gewinnen. Nach hartnäckigen Verhandlungen bestand die Einigung darin, dass der Ortsverein am Königshof 1 ein neues Domizil in Form eines Anbaus erhielt und sogar dessen Eigentümer wurde.
Folgende Vorsitzende bestimmten in 75 Jahren die Geschicke: Marga Krause, Ruth Albrecht, Hans Maslonka, Wolfgang Geiger, Karl-Heinz Thien, Egon Lüking, Gisbert Störbrock, Brigitte Hummel und Kerstin Klowat.
