
Mieter in Cuxhavener Wohnanlage fassungslos: Versorger droht, das Wasser abzustellen
Wenn es hart auf hart kommt, müssen Bewohner aus der Gorch-Fock-Straße Versäumnisse auf Vermieterseite ausbaden: Aufgrund von Zahlungsrückständen droht der örtliche Versorger gegenwärtig damit, in mehreren Hauseingängen das Wasser abzustellen.
Falls nicht kurzfristig Geld fließt, werden Mieterinnen und Mieter ab dem kommenden Dienstag vorübergehend auf dem Trockenen sitzen: Sinngemäß bestätigte dies am gestrigen Mittwoch der Versorger EWE Netz, der auf eine Frage nach den genauen Konsequenzen für Bewohner der Objekte Gorch-Fock-Straße 10 bis 14 von einer "Versorgungsunterbrechung für Trinkwasser" sprach. Dieser Schritt war der Hausgemeinschaft vor wenigen Tagen über Aushänge in den Hausfluren angekündigt worden. Greifen soll die Maßnahme zum 1. August, für wie lange bleibt unklar.
Mieterinnen und Mieter sind fassungslos. Denn selbst wenn in der kommenden Woche laut Wetterprognose keine Hitzerekorde zu erwarten sind: Hausbewohner hätten im Sperrfall weder Leitungswasser zum Kochen noch zur Körperpflege. Nicht einmal die Toilettenspülung würde mehr funktionieren. Ein Unding, findet ein Mieter, der zu Wochenbeginn Kontakt mit unserem Medienhaus aufgenommen hatte und unter anderem auf das hohe Alter einiger Nachbarn hinwies. Andere Betroffene erwähnen im Haus lebende kleine Kinder, um die Brisanz der Situation zu verdeutlichen.
EWE verweist auf Zahlungsrückstände
Der EWE sei "bewusst, dass das für die betroffenen Mieterinnen und Mieter eine sehr belastende Situation ist", räumte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch gegenüber der CN/NEZ-Redaktion ein. Der in Oldenburg ansässige Versorger rechtfertigt eine Wassersperre jedoch mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz: Man könne nicht bestimmte Kunden bevorzugt behandeln, indem man jenen kostenlos eine Leistung zur Verfügung stelle, hieß es, nachdem der Sprecher die Hintergründe der Sperrankündigung dargelegt hatte. Ursache sind laut EWE Zahlungsrückstände der Vertragspartnerin - womit nicht die Mieterschaft gemeint ist, sondern die Eigentümerin der als Baudenkmal klassifizierten Häuserzeile. Wie Hausbewohner bestätigten, handelt es sich um eine in Grünwald bei München ansässige Fonds-Gesellschaft: Die Nord Wohnen Portfolio 1 GmbH ist nach EWE-Angaben wiederholt aufgefordert worden, mehrmonatige Außenstände zu begleichen.
Hausverwalter kämpft mit Altlasten
Nachfragen auf Eigentümerseite ergaben, dass es sich bei den Forderungen um Altlasten handelt - verursacht mutmaßlich durch einen vormaligen Objektbetreuer, welcher Abschläge der Mieter nicht weitergeleitet haben könnte. "Das prasselt jetzt auf uns ein, und wir operieren da ein bisschen im Blindflug", erklärte der gegenwärtig für die Wohnanlage zuständige Hausverwalter, der nach eigenen Worten bis dato keinerlei Kenntnis darüber hat, um welche Summe es überhaupt geht. Gleichwohl arbeite er daran, die Angelegenheit rechtzeitig zu klären.
Dürfen Mieter am Ende aufatmen? In einem anderen, zweieinhalb Jahre zurückliegenden Fall in der kaum 150 Meter entfernt gelegenen Fritz-Reuter-Straße ist das so gewesen. Dort hatte der Versorger ebenfalls in Aussicht gestellt, den Hahn zuzudrehen - als, wie es in der aktuellen Erklärung heißt, "letzte(s) Mittel, das EWE nur sehr ungern anwendet". Angesichts der sich zuspitzenden Lage beglich die dortige Eigentümerin offene Rechnungen - buchstäblich in letzter Minute.