Gerd Raulff als SPD-Fraktionsvorsitzender im Dezember 1999 im Rat. Foto: Schlüsselburg
Gerd Raulff als SPD-Fraktionsvorsitzender im Dezember 1999 im Rat. Foto: Schlüsselburg
Nachruf

"Hilfreich, wohlwollend": Cuxhavener Ex-Bürgermeister Gerd Raulff verstorben

von Maren Reese-Winne | 18.06.2025

Mit Gerd Raulff ist einer der prägendsten Lokalpolitiker Cuxhavens am 11. Juni 2025 verstorben. 45 Jahre war er Mitglied des Rates, viele Jahre davon als Bürgermeister. Seinen zweiten großen Lebensmittelpunkt fand er auf Rügen. Ein Blick zurück.

Die Liste seiner Ämter und Auszeichnungen ist beeindruckend und die Einschätzung vieler Wegbegleiter eindeutig: Mit Gerd Raulff ist am 11. Juni auch eine Säule der SPD gestorben. Zeitweilig führte er die Partei in Cuxhaven auch als Vorsitzender. Viele aktive Ratsmitglieder fühlten sich durch ihn zum politischen Engagement motiviert und gefördert: "Auch wenn wir kritisch diskutiert haben: Er blieb immer interessiert, hilfreich, wohlwollend", so war es dieser Tage aus der Ratspolitik zu hören. 

Neben der Lokalpolitik widmete sich Gerd Raulff mit großer Leidenschaft dem Sammeln von bildender Kunst mit Motiven aus Cuxhaven oder von Cuxhavener Künstlern. Foto: Winters

Auch bei den politischen Gegnern war er anerkannt. Gerd Raulffs kommunalpolitische Anfänge in der Stadt Cuxhaven fallen in die wilde Zeit der 68er. Unter anderem an der Seite von Peter Bussler, Bernd Michaels oder Jürgen Schubel  agierte er bei den Jusos. "Wenn auch immer im eher konservativen Flügel", wie Gunnar Wegener, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, berichtet. Im Pumpwerk am Schleusenpriel, heute steht dort die Stadtbibliothek, wollten die jungen Leute ein freies Jugendzentrum bauen, wozu es dann aber nicht kam.   

8. November 1996: Soeben war Dr. Hans-Heinrich Eilers zum Oberbürgermeister gewählt worden. Erika Fischer und Gerd Raulff applaudierten. Foto: Schlüsselburg

Der 1942 in Wesermünde/Bremerhaven geborene Gerd Raulff war in Cuxhaven aufgewachsen und Ende der 50er-Jahre in die SPD eingetreten. Nach einer Ausbildung bei der Bahn schlug er den zweiten Bildungsweg ein, qualifizierte sich über verschiedene gewerkschaftliche Einrichtungen und schloss 1967 ein Studium in Hamburg als Diplom-Betriebswirt ab.

1968 erstmals in den Rat eingezogen

1968 wurde er für die Kommunalwahl in der damals noch kreisfreien Stadt Cuxhaven als Kandidat nominiert und zog am 9. Oktober 1968 erstmals in den Rat ein. Dies war der Beginn einer durch Ehrgeiz, aber auch Talent und Volksnähe geprägten 45-jährigen lokalpolitischen Karriere, die im Februar 2013 mit dem Verzicht auf das Mandat und das Amt des Ratsvorsitzenden endete, das er erst im November 2011 angetreten hatte. 

Gerd Raulff 1999 beim Antrittsbesuch auf der "Gorch Fock". Foto: Schlüsselburg

Engagement in zahlreichen Gremien

Gerd Raulff war in der Zeit ununterbrochen Mitglied des Rats und 40 Jahre Mitglied des Verwaltungsausschusses. Er war Zweiter Bürgermeister von 1996 bis 2000 und Bürgermeister von 2000 bis 2006. Fast unendlich scheint die Liste der Mitgliedschaften in Ausschüssen und Ratsgremien: Finanzausschuss, Wirtschaftsausschuss, Kurausschuss, Kulturausschuss, Verwaltungsrat der Stadtsparkasse, Krankenhausbeirat, Gesellschaftsversammlung und Aufsichtsrat der Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH gehörten dazu. Maßgeblich soll er sich unter anderem für die Umwandlung der städtischen Kurverwaltung vom Eigenbetrieb zur GmbH eingesetzt und damit die wirtschaftliche Stabilisierung vorangetrieben haben.     

Gerd Raulff (r.) mit den politischen Weggefährten Dr. Hans-Heinrich Eilers, Rudolf Robbert und Erika Fischer im Hafen. Foto: Winters

Die großen Ehrungen der Stadt Cuxhaven

Die Stadt Cuxhaven ehrte ihn im Jahr 1989 mit dem Ehrenring und 2013 mit der Schloss-Medaille. Das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland wurde ihm am 11. April 2000 verliehen. 

Raulff war aber auch ehrenamtlich in der Kreispolitik aktiv. Dem Kreistag gehörte er von 1977 bis 2006 an; dem Kreisausschuss von 1981 bis 2006. Weiter engagierte er sich auf Kreisebene unter anderem in den Schwerpunkten Tourismus, Personal und Kultur sowie Regionalplanung und Wirtschaft und in der Flughafenbetriebsgesellschaft. 

Schon früh Visionen für ein Hotel am Veranstaltungszentrum in Döse

Gemeinsam mit seiner Frau Marlis gehörte Raulff zu den führenden Hoteliers in Cuxhaven. Nach den Anfängen in einem Gästehaus in Döse erwarb das Ehepaar 1981 das Hotel Wehrburg in Duhnen und erweiterte es. Gerd Raulff hätte allzu gerne auch ein Hotel in der Nähe der Kugelbake Halle gebaut - schon damals auf dem Grundstück, über das gerade wieder heiß diskutiert wird. Doch das waren Pläne, die sich damals in Politik und Verwaltung nicht durchsetzen ließen.

Emotionen bei der Verabschiedung Gerd Raulffs aus dem Rat mit Oberbürgermeister Dr. Ulrich Getsch (mit Blumen). Foto: Koppe

Aufgabe auf Rügen gefunden

Seine Expansionsgedanken konnte er erst auf Rügen umsetzen. Der ehemalige CN-Redaktionsleiter Hans-Christian Winters erinnerte anlässlich der Verabschiedung Raulffs aus dem Rat im Jahr 2013 an diese Zeit und schrieb: "Als die Mauer fiel, war das Ehepaar Raulff zwar auf Borneo, suchte aber unmittelbar nach der Heimkehr den Kontakt mit Behörden der neuen Bundesländer und baute die bereits seit den 70er Jahren bestehende, aber nie formell bestätigte Städteverbindungen Cuxhaven-Sassnitz aus. ,Wir haben uns bei unserem ersten Besuch auf Rügen gefühlt, als seien wir nach Hause gekommen', beschreibt Raulff den Ausgangspunkt für sein Engagement auf der Ostseeinsel.

Gerd Raulff erhielt bei der Feier zur Verleihung der Schlossmedaille auch die Glückwünsche von Trude Meyer (CDU), eigentlich eine politische Kontrahentin. Foto: Koppe

Den Namen Raulff-Hotels zu einer Marke gemacht

Das Hotelier-Ehepaar machte den Namen Raulff-Hotels mit Häusern wie dem Hotel Badehaus Goor, dem Schlosshotel Ralswiek oder dem Kurhotel Sassnitz, die es in desolatem Zustand aufkaufte und sanierte, zu einer klangvollen Marke. Dabei wurde ihm einmal bescheinigt: "Das Bestreben der Raulff-Hotels ist es stets, alten Perlen neuen Glanz zu verleihen und dabei mit behutsamer Hand und großem Idealismus ein Stück Geschichte wieder auferstehen zu lassen." Die Gruppe mit inzwischen vier Hotels und dem Rosencafé Putbus befindet sich heute in der Regie des Enkels Hannes von Kroge, während das Hotel Wehrburg von Tochter Birte Raulff-Lührsen weitergeführt wird. 

Als Kunstkenner einen Namen gemacht

Gerd Raulffs Leidenschaft galt außerdem dem Sammeln von bildender Kunst aus und über Cuxhaven. Hiermit  wurden die Hotels ausgestattet, Raulff setzte sich als profunder Kenner und Sammler aber auch zusammen mit Ratskollegin Erika Fischer dafür ein, dass viele Kunstwerke in den Besitz der Stadt gelangten.

Die letzte Lebensetappe verbrachte Gerd Raulff nach Jahren auf Rügen unweit seiner früheren Wirkungsstätte: Zurück in Duhnen. Die Trauerfeier findet am Donnerstag, 19. Juni, um 14 Uhr in der Trauerhalle in Brockeswalde statt. Das Mitgefühl gilt seiner Familie.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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