
Defekt stoppt Helgoland-Fähre: 500 Fahrgäste stranden bei der Alten Liebe in Cuxhaven
Rund 500 Fahrgäste strandeten bei der Alten Liebe und warten auf das Ersatzschiff "Fair Lady", das sie zur Hochseeinsel Helgoland bringen soll. Stunden zuvor konnte die MS "Helgoland" wegen eines technischen Defektes nicht auslaufen.
Der Hamburger Ralf Wachs und seine sechsköpfige Familie hatten gerade das erste Brötchen auf ihren reservierten Plätzen an Bord der MS "Helgoland" gegessen, da kam die erste Ansage über den Bordlautsprecher. Die für 10.15 Uhr angekündigte Abfahrt des Bäderschiffes Richtung roter Felsen würde sich wegen eines elektronischen Defekts etwas verzögern. Etwa eine halbe Stunde später wurde die Fahrt dann gänzlich abgesagt.
Für die rund 600 Fahrgäste musste eine Ersatzlösung gefunden werden. Die Mitarbeiter der Reederei Cassen Eils organisierten für die etwa 500 Koffergäste ein Ersatzschiff. Sie wurden kurz vor 14 Uhr mit Bussen vom Fährhafen nahe der Grimmershörnbucht in Richtung Alte Liebe gebracht. Dort warteten die Urlauber dann auf das Ersatzschiff. Die Tagesgäste konnten ihre Karten umbuchen oder bekamen ihr Geld für die Hin- und Rückfahrt erstattet.
Mit lautem Typhon fuhr die "Fair Lady" in den Hafen
Mit laut tönendem Typhon passierte die "Fair Lady" kurz vor 15 Uhr die Hafeneinfahrt Richtung Innenkante Alte Liebe. Dort am Pier standen die Schiffsreisenden in einer riesigen Menschentraube. Glücklicherweise regnete es dort während der knapp zweistündigen Wartezeit unter freiem Himmel nicht.
"Wir sind direkt um 6 Uhr in Hamburg losgefahren und waren dann um 9 Uhr hier in Cuxhaven. Aus meiner Sicht macht es sich die Reederei ein bisschen einfach. Sie lässt uns hier jetzt stehen. Wir haben das Problem, dass wir auf der Insel nachher nicht mehr wirklich etwas zu essen bekommen werden. Ich habe gerade mit unserem Restaurant telefoniert, in dem wir reserviert haben. Da kommen wir nachher schon nicht mehr rein. Außerdem haben die Läden zum Einkaufen schon zu, wenn wir ankommen. Das heißt, wir haben nachher noch ein echtes Problem, zumal wir mit zwei Kindern unterwegs sind", befürchtet Ralf Wachs.
Zudem bedauert der Hanseat, dass er mit seinen reservierten Platzkarten für die MS "Helgoland" natürlich auf der überfüllten "Fair Lady" nichts anfangen kann. "Mit dem Kinderwagen wird das jetzt gleich echt etwas problematisch", vermutet Ralf Wachs, der einmal im Jahr mit seiner Familie nach Helgoland reist. Eine Tante der Familie habe dort bis vor einigen Jahren als Krankenschwester gearbeitet. Seitdem bucht er immer rechtzeitig einmal im Jahr ein paar Tage Helgoland. Diesmal wollen die Stammgäste bis kommenden Sonnabend auf Deutschlands einziger Hochseeinsel in einem Ferienhaus am Lummenfelsen verbringen.
Geplanten Besuch bei Eltern zweimal umgebucht
Etwas lockerer sieht das die ehemalige Helgoländerin Bianca Strutz, die in dieser Woche ihre Eltern auf der Insel besuchen wird. "Immerhin bringen sie uns heute noch auf die Insel. Es wäre schlimmer gewesen, wenn wir alle in ein Hotel gebracht worden wären", sagt die 34-Jährige, die aus Hildesheim angereist ist. Wegen der Sturmflut am zurückliegenden Wochenende hatte sie ihren Heimatbesuch schon einmal umbuchen müssen. Jetzt freut sie sich, mit der "Fair Lady" doch noch auf die Insel zu kommen.
Auf Anfrage unseres Medienhauses erklärte der Geschäftsführer der Reederei Cassen Eils, Peter Eesmann, die Umstände wie folgt: "Wir haben ein elektrisches Problemchen gehabt. Unsere Leute und der Schiffselektriker haben es mittlerweile lokalisiert. Zu diesem Zeitpunkt gehe davon aus, dass wir mit der ,Helgoland' am Dienstag wieder fahren. Die ,Fair Lady' hat den Törn am Nachmittag übernommen."
"Wir kümmern uns um unsere Fahrgäste"
Die Gäste, die sich noch auf der Insel befanden und zurück auf das Festland wollten, wurden am Montag mit dem "Halunder Jet" nach Cuxhaven gebracht. Dabei handelte es sich um rund 250 Fahrgäste. Der Geschäftsführer vermutet, dass das technische Problem im Zusammenhang mit der Stromversorgung liegt. "Unser großes Schiff hängt über Nacht am Landstrom. Die Verbindung zwischen Land- und Bordversorgung wird dabei von einem Rechner gesteuert. An dieser Schnittstelle scheint das Problem zu sitzen."
"Für den Gast gibt es keine Sorgen, die kommen hin und her. Wir sind als Reederei Cassen Eils schließlich dafür bekannt, dass wir uns um unsere Gäste kümmern. Das ist unser Hauptjob", sagt Peter Eesmann.
Kurz vor 16 Uhr legte die "Fair Lady" dann von der Alten Liebe in Richtung Helgoland ab. Dort kam das Schiff nach zweieinviertel Stunden an.


