Nach Aus für Bremerhavens Tafel: So steht es um die Cuxhavener Tafel
Bremerhavens Tafel schließt wegen finanzieller Engpässe. Das wirft umgehend die Frage auf: Wie steht es um die Cuxhavener Tafel? Ist sie stabil und zukunftssicher? Der Vorsitzende Klaus Schnell gibt Antworten.
Die Herausforderungen, die zur Schließung der Bremerhavener Tafel führten, hat die Cuxhavener Tafel bislang gemeistert. Dank ehrenamtlichen Einsatzes und kluger Finanzplanung zeigt sich der Verein wirtschaftlich stabil und zukunftssicher.
Die verkündete Schließung der Bremerhavener Tafel hat ein breites Echo in der Öffentlichkeit ausgelöst und Diskussionen entfacht. Als Begründung führen die fünf Träger des Vereins Volkshilfe gestiegene Kosten und hohe Hygieneanforderungen an. Gibt es Gründe, sich auch in Cuxhaven um die Versorgung Bedürftiger zu sorgen? Klaus Schnell, Vorsitzender der Cuxhavener Tafel, versichert, dass der Verein rundum gesund ist.

Und das hat aus Schnells Perspektive gute Gründe. Während der Verein der Bremerhavener Volkshilfe von fünf großen Wohlfahrtsverbänden - AWO, DRK, Caritas, Paritätischer und Diakonie - gebildet wird, sind die Strukturen in Cuxhaven völlig anders. "Wir sind sehr froh darüber, dass wir unabhängig sind und von einem gemeinnützigen Verein getragen werden, dessen Vorstand komplett operativ tätig ist", so Schnell, seit elf Jahren Tafelvorsitzender.
Jede Spende fließt zu 100 Prozent in die Tafel
Und abgesehen von Bundesfreiwilligendienstlern sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tafel ausschließlich ehrenamtlich tätig. "Wir finanzieren uns komplett über die Mitgliedsbeiträge und Spenden", so Schnell. "Das bedeutet auch, dass jede Spende zu 100 Prozent in die Tafel fließt und unseren Kundinnen und Kundinnen direkt zugutekommt." Die Ehrenamtlichkeit sei auch ein bedeutender Vorteil in der Außenwirkung der Cuxhavener Tafel.
In Bremerhaven kommt das Ende für die Tafel zum Jahreswechsel. Für 950 bedürftige Menschen bedeutet das, dass sie sich künftig nicht mehr mit günstigen Lebensmitteln versorgen können, sollte es bei der Schließung bleiben. Als einer der Gründe für die Beendigung wurde angegeben, dass das Hauptgebäude nicht mehr den Hygiene-Vorschriften entspreche. Dem widerspricht der zuständige Lebensmittelkontrolleur in einem Bericht in der Nordsee-Zeitung. Dieser Grund sei vorgeschoben. Nicht das Gebäude sei das Problem, sondern dass es zu wenige funktionierende Kühlmöbel gebe.
Über die Jahre viel Geld in die Tafel investiert
Probleme, die die Cuxhavener Tafel nicht hat. "Wir sind mit unserem Vermieter NPorts sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit klappt einwandfrei", sagt Klaus Schnell über die Räumlichkeiten am Heringskai. Und die Tafel hat über die Jahre viel in die Ausstattung investiert, seien es Fahrzeuge, Kühlhäuser, eine Kühlwand, Edelstahltische und vieles mehr. Schnell: "Wir verfügen über großzügige Räume. Wir haben sogar einen Warteraum für unsere Kunden und eine Kundentoilette."

Die Cuxhavener Tafel gibt ihre Waren, die sie von den Märkten bezieht, zweimal pro Woche an registrierte Kundinnen und Kunden aus. Die zahlen einen Beitrag zwischen 2,50 und 4,50 Euro. Insgesamt hat die Tafel über 1000 Kunden im Bestand, von denen aber nur gut 550 das Angebot tatsächlich regelmäßig nutzen. Im Durchschnitt kommen pro Ausgabetag etwa 125 Kundinnen und Kunden. Darüber hinaus gibt es die Kultur-Tafel, die rund 200 bedürftigen Menschen vergünstigte Eintrittskarten für Veranstaltungen vermittelt. Und schließlich gibt es die "Powerkiste". Täglich werden so 120 Frühstücksportionen an die Süderwischschule geliefert.
Ehrenamtlichkeit ist die große Stärke der Tafel
Die Ehrenamtlichkeit sieht Klaus Schnell als die große Stärke der Tafel an. "Daraus resultiert das besondere Engagement für die Sache, das Herzblut für die Tafel." 200 Mitglieder zählt der Förderverein der Tafel, die einen Jahresbeitrag von 24 Euro zahlen. Das einzige Problem der Tafel ist, ehrenamtliche Mitarbeitende zu finden. "Wir brauchen immer wieder Mitarbeiter, weil wir eine relativ große Fluktuation aufgrund des durchschnittlich hohen Alters unserer Aktiven haben", erläutert Schnell. Mehr als 100 Ehrenamtler arbeiten von Montag bis Donnerstag in der Halle oder als Fahrer oder Beifahrer.
An Spenden und Zuwendungen mangelt es dem Verein hingegen nicht. "Bei jährlichen Kosten von 100.000 Euro sind wir auf Spenden angewiesen. Aber wir können uns nicht beklagen. Viele Firmen und Privatleute bedenken uns großzügig. Wir sind wirtschaftlich gesund." Über die Verwendung jeder Spende, die die Tafel erhält, entscheidet der Verein selbst. "Wir haben keine Lohnkosten. Jeder Euro fließt direkt in unsere Arbeit", sagt Schnell. Auch das Verhältnis der Anzahl an Märkten, die mit der Tafel bei der Beschaffung von überschüssigen, aber gut erhaltenen Lebensmitteln zusammenarbeiten, zu der Anzahl der Kunden sei gut. Immerhin hat die Tafel einen Einzugsbereich von Cuxhaven über Nordholz, Otterndorf, Cadenberge bis in die Wingst.