Das Kasernentor blieb nach dem Ende der Bundeswehrzeit für die Öffentlichkeit geschlossen. Vielleicht war eine Rückkehr doch nie ausgeschlossen; jetzt gibt es ernsthafte Überlegungen dafür. Fotos: Reese-Winne
Das Kasernentor blieb nach dem Ende der Bundeswehrzeit für die Öffentlichkeit geschlossen. Vielleicht war eine Rückkehr doch nie ausgeschlossen; jetzt gibt es ernsthafte Überlegungen dafür. Fotos: Reese-Winne
Bundeswehr braucht Standorte

Reaktivierung wird geprüft: Kehrt die Bundeswehr in die Altenwalder Kaserne zurück?

von Maren Reese-Winne | 28.10.2025

Wird die frühere Altenwalder Kaserne in Cuxhaven als Bundeswehrstandort reaktiviert? Die Anforderungen an die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands machen vieles denkbar. Und nicht nur das: Der Bund hält den Standort für geeignet und will jetzt mehr.

Was lange als unvorstellbar galt, rückt jetzt in den Bereich des Möglichen. Die Bundeswehr soll wachsen und braucht dafür nicht nur neues Personal, sondern auch mehr Platz. Seit Längerem wird in privaten Kreisen in Altenwalde über eine mögliche neue militärische Zukunft des verlassenen Kasernenareals diskutiert. Jetzt ist es bestätigt: Die ehemalige Hinrich-Wilhelm-Kopf-Kaserne gehört zu den früheren Bundeswehrliegenschaften, die ernsthaft auf eine mögliche Reaktivierung überprüft werden.

Das Verteidigungsministerium hat vorerst die Umwandlung von 187 ehemaligen Bundeswehrliegenschaften für zivile Zwecke (Konversion) gestoppt. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Eigentümerin soll die Verkaufsbemühungen auf Eis legen. Am Dienstag wurde Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer schriftlich über den Stand der Dinge informiert. Die ehemalige Altenwalder Kaserne gehört demnach zu den Liegenschaften, die für eine mögliche künftige Nutzung durch die Bundeswehr als geeignet angesehen werden.

Bis zum Abschluss eingehender Untersuchungen des Gebäudebestands und der Infrastruktur stehe für die Bundeswehr die gesamtstaatliche Verteidigungsauftrag im Vordergrund, heißt es im Schreiben an den Oberbürgermeister. Sprich: Die Nutzung durch die Bundeswehr hat Vorrang vor anderen Interessen.

Jetzt das Ergebnis der Untersuchungen abwarten

Uwe Santjer befand sich seit geraumer Zeit mit der Bitte um aktuelle Aussagen mit den zuständigen Stellen im Gespräch - nicht zuletzt, weil in dem immer noch stark durch die Bundeswehr geprägten Stadtteil Altenwalde die Gerüchte waberten. Mit greifbaren Ergebnissen rechnet der Oberbürgermeister nicht vor dem ersten Quartal des kommenden Jahres.

Während andernorts nach der Verkleinerung der Bundeswehr viele Liegenschaften längst in Wohnviertel umgewandelt worden sind oder gewerblich genutzt werden, ist es bislang nicht zu einem Abschluss für das Areal in Altenwalde gekommen. Obwohl das Exposé immer wieder in den Verkaufsprospekten der BImA auftauchte, liegt das Gelände seit dem Rückzug der Bundeswehr brach; das kurze Zwischenspiel der Notunterkunft (NUK) in den Jahren 2025/16 ausgenommen. 

Bevor Ende 2015 die Notunterkunft an den Start ging, wurde das Areal eingehend unter die Lupe genommen. Damals befanden sich viele Unterkünfte noch in akzeptablem Zustand. Nur die Leitungen waren erheblich beschädigt.

Zweimal das Gelände sich selbst überlassen

Während der schnelle Zugriff auf die Liegenschaft und die Nähe zum wachsenden Standort Nordholz starke Argumente für eine Reaktivierung des Standorts darstellen dürften, soll der bauliche und technische Zustand miserabel sein, nachdem die Anlage zweimal - nach dem Auszug der letzten Einheiten und nochmals nach dem Ende der Notunterkunft - der Natur und dem Vandalismus überlassen worden ist. Der Bedarf an Standorten mit Unterbringungs-, Lager- und Schulungskapazitäten für eine Bundeswehr, die wachsen muss, dürfte allerdings neue finanzielle Spielräume schaffen.

Aus der aktiven Zeit: Feierlicher Appell in der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Kaserne. Am 30. September 2013 gingen mit dem Ende der ZAW-Betreuungsstelle (zivile Aus- und Weiterbildung) die Lichter aus. Foto: CNV-Archiv

Uwe Santjer, der selbst in Altenwalde aufgewachsen ist, als die Bundeswehr das Ortsbild bestimmte, sieht große Chancen, aber auch Herausforderungen auf den Ort und die ganze Stadt zukommen, vor allem in städtebaulicher Hinsicht. Zu rechnen sei, wenn es dazu komme, aller Voraussicht nach nicht nur mit mehreren hundert Soldatinnen und Soldaten und ihren Familien, sondern auch mit entsprechenden zivilen Kräften, für die Wohnraum, Schul- und Betreuungskapazitäten geschaffen werden müssten. "Neben dem wachsenden Hafen hätte Cuxhaven dann weiteres Wachstum mit der Notwendigkeit, in die Infrastruktur zu investieren."

Nie den Ursprung der Notwendigkeit vergessen

Impulse dürften sich sicher Handel, Gewerbe und Gastronomie in Altenwalde erhoffen. Bei all dem bewege ihn allerdings auch der Ursprung all dieser Überlegungen tief, nämlich die Notwendigkeit, sich vor einer konkreten Kriegsgefahr zu verteidigen. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir so etwas noch mal erleben."

Dass hier noch einmal Leben einkehren könnte, hatte Ortsbürgermeister Ingo Grahmann gehofft, aber lange zeichnete sich dafür kein Interesse ab.

Ortsbürgermeister Ingo Grahmann hat die Entwicklung schon erahnt, als die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ihre Verkaufsaktivitäten einstellte. Er begrüße eine mögliche Reaktivierung, zumal er dafür auch in der Bevölkerung Akzeptanz verspüre, erst recht angesichts des Kriegsgeschehens in der Ukraine. "Viele Leute sprechen mich aktiv auf dieses Thema an." Gewerbetreibende wollten davon sogar Investitionsentscheidungen abhängig machen.

Das Gelände gleich hinter dem Zaun an der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Straße ist für den Neubau des Altenwalder Feuerwehrgerätehauses vorgesehen.

Dass der Verfall ohne Rücksicht auf verlorene Werte durch den Bund in Kauf genommen worden sei, habe die Bevölkerung von Anfang an irritiert, so Ingo Grahmann. Ebenso wie Uwe Santjer glaubt er nicht, dass der Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses für die Freiwillige Feuerwehr Altenwalde nun gefährdet ist. Denn der Neubau soll am äußersten Rand des Geländes (hinter La Mer) entstehen.

Auf die Weise war vor einigen Jahren schon der nahe gelegene Sportplatz in den Besitz der Stadt übergegangen. Von einer sich ergänzenden Nutzung verspricht sich der Ortsbürgermeister einen Win-Win-Effekt für alle.

Was hat die Bundeswehr mit dem Gelände vor?

Was genau die Bundeswehr mit dem Gelände vorhaben könnte, darüber kann auch der Ortsbürgermeister nur spekulieren - vornehmlich werde es wohl um eine Ergänzung des Nordholzer Fliegerhorstes gehen, glaubt er. Vor einigen Monaten wurde über dem Gelände schon ein Hubschrauber aus Nordholz bei einer Drohnenabwehrübung gesichtet.

Viele Gebäude der Kaserne sind umgeben von dichtem Wald. Auf dem Gelände befinden sich 112 Gebäude. Allerdings brannte die frühere Unteroffiziersmesse im November 2022 nieder. Foto: Schröder
Der Zustand der Quartiere aus den verschiedenen Epochen wird sehr unterschiedlich eingeschätzt.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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