
Ringelnatz-Preisträgerin Mariana Leky enthüllt ungewöhnliche Inspirationsquellen
Mariana Leky erhält den Cuxhavener Ringelnatz-Preis 2025. Die Autorin gibt Einblicke in ihre Inspirationsquellen und erzählt, wie Tankstellen und Spaziergänge ihre kreative Arbeit bereichern und Schreibblockaden überwunden werden.
Mariana Leky wird am Sonnabend (21. Juni 2025) mit dem Ringelnatz-Preis ausgezeichnet. Im Gespräch mit Kulturredakteur Jens Potschka gibt sie Einblicke in ihre Arbeitsweise, ihr Verhältnis zum Dichter und erzählt, warum Tankstellen zu Inspirationsquellen werden können.
Frau Leky, der Joachim-Ringelnatz-Preis ist eine hoch angesehene Auszeichnung für Literatur. Was bedeutet Ihnen dieser Preis ganz persönlich?
Der Preis bedeutet mir immens viel. Schon als ich ein Kind war, kamen die Gedichte von Ringelnatz bei uns in der Familie oft vor, meine Großmutter hat Ringelnatz nahezu ständig zitiert. Daher freue ich mich über diesen Preis ganz besonders.
Gibt es ein Ringelnatz-Gedicht, das Sie besonders schätzen oder das Sie sogar in bestimmten Lebenslagen begleitet?
Ich kann mich nicht für ein Lieblingsgedicht entscheiden. "Überall ist Wunderland" und "Ich habe dich so lieb" sind aber schon sehr weit vorn, würde ich sagen.
Ihre Texte berühren oft auf leise, poetische Weise. Wie finden Ihre Figuren zu Ihnen - oder finden Sie zu Ihren Figuren? Sie sagen, Sie beginnen bei jedem Buch von null. Was hilft Ihnen, in diesen Anfang hineinzukommen? Haben Sie Rituale oder bestimmte Arbeitsrhythmen?
Mir helfen lange Spaziergänge, da ich eigentlich nur in Bewegung produktiv nachdenken kann. Da überlege ich mir ein Thema, das die Geschichte "grundieren", das sozusagen die Basslinie der Geschichte sein soll. Danach denke ich mir die Figur zusammen, die sie erleben könnte.
Schreiben ist oft auch ein Ringen mit sich selbst. Gibt es bei Ihnen so etwas wie Zweifel oder Schreibblockaden - und wie gehen Sie damit um?
Ja, natürlich, es wimmelt bei mir von Schreibblockaden. Für mich persönlich glaube ich nicht, dass man eine solche Blockade heldenhaft überwinden kann. Manchmal bleibt nichts übrig, als abzuwarten, bis sie sich auflöst. Oft gibt es aber auch die Möglichkeit, um sie herumzuschreiben. Hin und wieder findet sich da ja eine Umleitung.
Ihr Roman "Was man von hier aus sehen kann" wurde verfilmt. Wie war es für Sie, Ihr literarisches Werk plötzlich als filmisches Werk zu erleben?
Ganz so plötzlich war das gar nicht, ich war mal am Filmset dabei und konnte mir alles ansehen, mich daran gewöhnen. Es ist im positiven Sinne sehr eigentümlich, wenn jemand das alles noch einmal durch ein anderes Medium erzählt.
Sie haben sich bewusst aus dem Drehbuchprozess herausgehalten. War das Vertrauen in die Filmemacher von Anfang an so groß?
Ja, absolut, ich hatte volles Vertrauen. Und habe mich aber auch rausgehalten, weil ich vom Drehbuchschreiben nicht viel verstehe.
Was inspiriert Sie außerhalb der Literatur - im Alltag, in Begegnungen oder Orten?
Wenn ich an einem Buch herumdenke und sozusagen einen Kanal für Inspiration offen habe, kann ich überall inspirierende Momente erleben. Auch an der Tankstelle oder bei Edeka.
Ihre Geschichten tragen oft eine leise Melancholie - und doch auch Hoffnung. Ist das ein Blick auf die Welt, der sich mit Ihrer Persönlichkeit deckt?
Ich bemühe mich darum.
Sie leben und arbeiten in Berlin - wie prägt die Stadt Ihr Schreiben, oder brauchen Sie eher das "Innere" als den Ort?
Von Berlin aus kann man sich wunderbar in überschaubarere Orte hineindenken.
Frau Leky, ich bedanke mich für das Gespräch!
Mariana Leky - Preisträgerin des Joachim-Ringelnatz-Preises 2025: