
Schulentwicklung und Ganztag in Cuxhaven - eins ist gewiss: die Ungewissheit
Die Schulentwicklungsplanung befasst sich in der Stadt Cuxhaven im Moment fast ausschließlich mit der Frage der Ganztags-Tauglichkeit der elf Grundschulen. Dabei ist das Ganze ein Blindflug, denn wie es denn nun 2026 losgehen soll, weiß niemand.
Schul- und Sportangelegenheiten werden in Cuxhaven jetzt wieder in getrennten Gremien diskutiert. In seiner ersten Sitzung nach der Neustrukturierung hatte es der Schulausschuss mit seinem Vorsitzenden Lars Birner (CDU) gleich mit einem dicken Brocken zu tun, nämlich der Schulentwicklungsplanung, die sich im Moment fast ausschließlich mit der Frage der Ganztags-Tauglichkeit der elf Grundschulstandorte befasst.
Ab Sommer 2026 (beginnend mit Klasse 1) besteht für Grundschulkinder ein rechtlich gesicherter Anspruch auf acht Stunden Betreuung an fünf Tagen pro Woche - bis auf vier Wochen jährlich auch in den Ferien. Wie das praktisch funktionieren soll, wissen bislang weder die Gemeinden noch die Schulen und Kita-Träger.
Nicht jeder Standort muss zwingend Ganztag anbieten
Bislang ist nicht einmal klar, ob alle elf Cuxhavener Grundschulen jemals Ganztagsschulen werden, so wie jetzt schon Altenbruch, Döse, Ritzebüttel, Sahlenburg und Süderwisch sowie die Gorch-Fock-Schule. 2025 will Lüdingworth nachziehen. Laut Dezernentin Petra Wüst hätte ein Diktat des Schulträgers ohne die Zustimmung der Schulen überhaupt keinen Sinn.
Solange es aber parallel Standorte mit und ohne Ganztagsangebot gibt, hat die Entscheidung der Eltern bei der Wahl der Schule Vorrang. Doch weil damit die Schulbezirksgrenzen aufgeweicht sind, wird die auf jeden Stadtteil zugeschnittene Planung schwierig. Ulla Bergen (SPD) riet daher dringend zu einer einheitlichen Kulisse: "Sonst bekommen wir ein Chaos - auch mit den Fahrwegen in der Stadt."
"An jeder Schule ist etwas zu tun"
In Workshops haben die Grundschulen mit einer Beraterfirma ihr Raumangebot betrachtet und Mindestvoraussetzungen für Mensen, Differenzierungs- und Aufenthaltsräume erörtert. Der größte Handlungsbedarf besteht in Abendroth, Gorch Fock und Süderwisch, aber: "Zu tun ist an jeder Schule etwas. Jetzt bedarf es klarer politischer Entscheidungen", so Beraterin Petra von Berlepsch.
Gerade die Gorch-Fock-Schule mit ihrer schwierigen Gesamtkonstellation müsse jetzt weiterkommen. Am naheliegendsten, so Petra von Berlepsch, sei der Verzicht der Oberschule Cuxhaven-Mitte auf weitere Räume. Für diese müsse dann der Landkreis zeitnah andere Lösungen schaffen. Prompt war die Diskussion um die Gorch-Fock-Schule eröffnet. Schließlich ist seit Neuestem die Variante wieder im Gespräch, doch für die Grundschule neu zu bauen und nicht für die Oberschule. Auch, wenn es auf eine neue Grundschule hinauslaufe, müsse eine tragfähige Zwischenlösung her, gab die Beraterin zu bedenken.
Da die Grundstücksreserven ausgeschöpft sind, werde laut Petra Wüst erwogen, den eingeschossigen Containertrakt auf dem Schulhof durch einen doppelstöckigen zu ersetzen; schnell gehe aber auch das nicht. "Es ist schon schwierig, von den Anbietern überhaupt Auskunft über die Preise zu erhalten."
"Für die Kinder ist das hammerhart"
Als überaus brenzlig schilderte Grundschulleiterin Katja Arnold die Lage: "Viele Schülerinnen und Schüler beider Schulen haben auch zu Hause wenig Platz, ihre Familien haben es nicht leicht. Der Unterstützungsbedarf ist sehr hoch, aber wir haben keine Förder- und Rückzugsräume, was dafür sorgt, dass wir häufig über Ordnungsmaßnahmen zu befinden haben. Für die Kinder ist das hammerhart."
Sie riet, schnell eine genaue Übersicht über Baumaßnahmen, Kosten, Schülerzahlen und Prioritäten zu gewinnen - inklusive der Frage, ob es sinnvoll ist, alle Schulstandorte zu erhalten: "Wenn ja, muss dort auch investiert werden."
Planung für Abendrothschule ist am weitesten
Derzeit laufen in der Verwaltung Kostenberechnungen für die kommenden Haushaltsberatungen. Am weitesten ist die Planung für die Abendrothschule, wo zunächst ein Containertrakt errichtet und dann ein Anbau geplant wird. Die Module sollten auf jeden Fall 2025 stehen, kündigte Petra Wüst an. Die eine Million Euro aus dem Nachtragshaushalt 2024 werde voraussichtlich nicht ausreichen.
Die Frage nach der Zukunft der Horte offenbarte ein riesiges Informationsvakuum: Es werde immer noch etwas über die Betreuung in der Schule hinaus geben müssen, so Petra Wüst, aber: "Wir wissen nicht, wie lange das Land bereit ist, die Horte weiter mitzufinanzieren." Schon jetzt streite der Niedersächsische Städtetag über die Bezahlung der Ferienbetreuung, für die das Land sich nicht zuständig erkläre. Die Gemeinden fühlten sich alleingelassen: "Man kann nicht Ziele vorgeben, aber dann Hürden aufbauen." Die für Anfang 2024 angekündigten Erlasse seien nun erst für Februar 2025 avisiert.