
So entsteht der Zukunftsplan für neue Wohnviertel: Wie Cuxhaven wachsen soll
Was gerade in Cuxhaven diskutiert wird, soll die Grundlage für eine geordnete Siedlungsentwicklung in den nächsten fünf bis zehn Jahren bilden. Denn die Stadt braucht neuen Wohnraum, wenn die Expansion der Offshore-Branche im Hafen gelingen soll.
Das Thema, mit dem sich Stadtverwaltung und Lokalpolitik zurzeit auseinandersetzen, könnte gewichtiger nicht sein: Wie sollen die künftigen Wohngebiete in der Stadt Cuxhaven aussehen, wo könnten sie entstehen und wann kann es losgehen?
Stadtentwicklung durch große Etappen geprägt
Parallel zur Entwicklung der Offshore-Industrie verspricht sich das Gesicht der Stadt in einer Größenordnung zu verändern, wie es zuletzt vor Jahrzehnten etwa mit der Entwicklung des Wohngebiets "Hochdöse" (Jenny Lind-Straße und Umgebung), dem Viertel "Westlich Meierhof", der Bebauung zwischen Wagnerstraße und Feldweg oder in den großen Neubaugebieten in Altenbruch, Altenwalde oder Sahlenburg der Fall gewesen ist.
Wo sollen die Arbeitskräfte wohnen?
Die Frage, wo die zukünftigen Arbeitskräfte wohnen sollen, ist so alt wie die Ansiedlungspläne im Hafen. Fehlender Wohnraum könnte die Offshore-Projekte ausbremsen. Eine strukturierte Planung soll das verhindern. Während Platzbedarf, Bedürfnisse und Ansiedlungskandidaten für den Hafen ziemlich konkret seien, fehle es an Erkenntnissen über Flächenreserven für den Wohnungsbau sowie entsprechende Erschließung und Infrastruktur - das war den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses bewusst, als sie vor einem Jahr die Erstellung eines "Zukunftsplans Hafen- und Siedlungsentwicklung" beschlossen.
Nicht voreilig, sondern strukturiert vorgehen
Der Zukunftsplan soll als Grundlage für eine geordnete Siedlungsentwicklung in den nächsten fünf bis zehn Jahren dienen. Die im Vorfeld getroffene Einigung über wichtige Anforderungen soll Planungsprozesse, Investitions- und Finanzplanung verkürzen und Kosten sparen helfen.
Welche Kriterien entscheiden über Eignung und Nichteignung?
Viele Faktoren entscheiden darüber, was als geeignete Fläche definiert wird: Lage, Verkehrsverbindungen, Entfernungen zu Arbeitsstätten, Handel und Freizeiteinrichtungen, Nähe/Verfügbarkeit von Spielplätzen, Kitas und Schulen, Eignung für den Einsatz erneuerbarer Energien, Planung von Grün- und Freiflächen. Besitzverhältnisse und etwaige Nutzungs- und Naturschutzkonflikte müssen bei der Beurteilung ebenso berücksichtigt werden.
Können sich alte Wohngebiete weiterentwickeln?
Auch das Potenzial alter Wohngebiete wird betrachtet: Können sie aufgewertet oder erweitert werden? Die Abstimmung mit Firmen und Ansiedlungskandidaten liefert Orientierung über das Ausmaß des zu erwartenden Zuzugs - wichtig, um nicht am Bedarf vorbeizuplanen.
Firmen könnten auch selbst Wohnraum schaffen, um ihn dann ihren Beschäftigten anzubieten. Und wenn schon einmal über zukunftsgerichtetes Bauen in Cuxhaven gesprochen wird, sollen auch lang nachgefragte Sonderformen wie altersgerechtes und Mehrgenerationenwohnen ein Thema sein.

Perspektiven sind für Gebiet unter dem Fernmeldeturm am weitesten
Am Fernmeldeturm ("Südlich Westerwischstrom", 2. Bauabschnitt) will die Stadt ein modernes Wohnquartier schaffen, in dem sich der Querschnitt der Bevölkerung mit seinen Bedürfnissen wiederfinden kann. Architektur- und Stadtplanungsbüros waren im März und April dieses Jahres aufgefordert, im Rahmen eines Realisierungswettbewerbs Konzepte hierfür einzureichen.
Vorschläge befinden sich noch unter Verschluss
Doch wo befinden sich die nächsten Reserven? Eine aktuelle Vorschlagsliste wird mit Hinweis auf ausstehende Grundstücksankäufe wohlweislich noch unter Verschluss gehalten. Bevor sich am Donnerstag die Türen des Ratssaals für eine nicht öffentliche Sitzung des Ausschusses für Hafen- und Siedlungsentwicklung schlossen, gab Ronny Budach (Bereich Bauleitplanung und Stadtentwicklung bei der Stadt Cuxhaven) einen Überblick über den aktuellen Stand.
Ziele und Herausforderungen formulieren
Seit Februar beschäftige sich ein durch die Stadt beauftragtes Fachbüro mit dem Konzeptentwurf. In Auftaktveranstaltungen für Politik, Verwaltung und Wirtschaft sollten Ziele und Herausforderungen formuliert werden. Dies sei in einem Workshop im Mai bereits bei der Stadt geschehen. Die Beurteilung durch die einzelnen Fachbereiche sollte den Mitgliedern des Fachausschusses am Donnerstag als Orientierung dienen.

Politische Diskussion nicht ausbremsen
Dass der Ausschuss laut Zeitplan schon in seiner nächsten Sitzung am 9. Oktober über den Zukunftsplan abstimmen soll, empfand Thiemo Röhler (CDU) als sehr ehrgeizig terminiert: "Völlig unangemessen für die politische Beratung", fand er. "Was sollen wir denn heute priorisieren und bewerten?" Er gab auch zu bedenken, dass die Liste durch die politische Diskussion in Ausschüssen und Fraktionen noch verändert werden könnte. Auch Gunnar Wegener (SPD) vermutete: "Wir werden am Ende sicher mehr Zeit brauchen."
Bau-Turbo noch nicht allumfassend
Er fragte außerdem, ob der von der Bundesregierung angekündigte "Bau-Turbo" (beschleunigte Genehmigungsverfahren durch weniger Bürokratie) bereits in das Konzept eingeflossen sei. Ronny Budach bejahte, dämpfte aber sogleich übergroße Erwartungen: Für die Beschleunigung der Genehmigungsphase gebe es durchaus "revolutionäre Ideen", jedoch seien für die Bauleitplanung noch keine Erleichterungen in Sicht.