Das Ensemble der Burghofbühne Dinslaken unterhielt die Cuxhavener Theatergänger mit der berührenden Bühnenadaption von Mariana Lekys Erfolgsroman „Was man von hier aus sehen kann“. Für die gelungene Inszenierung von Regisseur Mirko Schombert gab es vom Publikum viel Beifall.
Das Ensemble der Burghofbühne Dinslaken unterhielt die Cuxhavener Theatergänger mit der berührenden Bühnenadaption von Mariana Lekys Erfolgsroman „Was man von hier aus sehen kann“. Für die gelungene Inszenierung von Regisseur Mirko Schombert gab es vom Publikum viel Beifall.
Stoff der Ringelnatz-Preisträgerin

Stadttheater Cuxhaven: Ein Okapi als Vorbote des Schicksals

von Jens Potschka | 04.03.2025

Ein Okapi im Traum sorgt für Unruhe: Das Bühnenstück "Was man von hier aus sehen kann" am Stadttheater Cuxhaven entfaltet eine magische Erzählwelt, in der Realität und Magie verschmelzen und das Schicksal eines Dorfes auf eine harte Probe stellen.

Wenn ein Okapi erscheint, liegt das Schicksal in der Luft. In der berührenden Bühnenadaption von Mariana Lekys Erfolgsroman "Was man von hier aus sehen kann", die am Sonnabend im Stadttheater Cuxhaven zu sehen war, entführt die Burghofbühne Dinslaken das Publikum in ein Dorf voller skurriler Figuren und leiser Lebensweisheiten. Regisseur Mirko Schombert gelingt es, die Balance zwischen Humor und Tragik, Realität und Magie zu halten und so den feinen Ton der literarischen Vorlage gekonnt auf die Bühne zu übertragen.

Hier wird mit Reduktion und Symbolik gearbeitet

Schon vor Beginn des Stücks ließ das offene Bühnenbild (Jörg Zysik) erahnen, dass hier mit Reduktion und Symbolik gearbeitet wird: Drei Spielpodeste, ein skelettartiges Pavillon-Gerüst, an dem moderne Leuchtröhren installiert sind, und ein großer, wandelbarer Tisch schufen einen Raum, der sich je nach Lichtstimmung und Inszenierungsidee in immer neue Räume verwandelte. Zusätzlich wurden zwei schwenkbare Mikrofone geschickt als Telefon, Durchsage- oder Erzählinstrument genutzt - ein minimalistisches, aber eindrucksvolles Bühnenkonzept.

Im Mittelpunkt steht Luise, die in einem Dorf voller liebenswert-exzentrischer Figuren aufwächst: ihre zaudernde Mutter, die schrullige Elsbeth mit ihrem Aberglauben, der schweigsame Optiker, der seit Jahrzehnten unerfüllte Liebesbriefe schreibt. Über allem schwebt das drohende Omen von Selmas Traum: Immer wenn sie von einem Okapi träumt, stirbt jemand. Die 24 Stunden nach dieser Ankündigung sind geprägt von Angst, Hoffnung, unerwarteten Geständnissen - und schließlich von einer Liebe, die mit dem Erscheinen des buddhistischen Mönchs Frederik neue, ungewohnte Wege sucht.

Ein gut aufgelegtes Theater-Ensemble

Die Hauptfigur Luise wird grandios von Christine Schaller gespielt. Mit großer Sensibilität und nuancierter Mimik verkörpert sie die Entwicklung vom Schulmädchen zu einer jungen Frau, die zwischen Verlust, Sehnsucht und der Suche nach Liebe ihren eigenen Weg finden muss. Ihre Darstellung ist oft so berührend wie kraftvoll und verleiht der Figur eine außergewöhnliche Tiefe.

Nicht weniger beeindruckend ist Regine Gebhardt als Selma, Luises Großmutter, die mit ihrem Okapi-Traum das Schicksal des Dorfes beeinflusst. Gebhardt gelingt es, die Mischung aus warmherziger Weisheit und skurrilem Aberglauben mit viel Charme und Präzision darzustellen.

Arno Kempf überzeugt in der Rolle des schweigsamen Optikers, der mit leiser Melancholie und verhaltener Leidenschaft seit Jahren unerfüllte Liebesbriefe schreibt. Seine stille Präsenz und sein subtiles Spiel machen ihn zu einer der tragischen Schlüsselfiguren des Abends.

Markus Penne, Christiane Wilke, Anna Marzinzik und Jan Exner brillieren in Doppelrollen und verleihen den zahlreichen Nebenfiguren des Dorfes klare Konturen und individuelle Charakterzüge. Mit feinem Gespür für Timing und Ausdruck sorgen sie für den humorvollen, manchmal absurden Ton, der die Geschichte so einzigartig macht. 

Poetische Erzählkunst auf der Bühne

Ein besonderes Stilmittel der Inszenierung ist das erzählende Spiel: Große Teile der Handlung werden direkt von den Figuren an das Publikum gerichtet, wodurch ein intimer, fast literarischer Ton entsteht. In Kombination mit den atmosphärischen Lichtstimmungen und der klaren, symbolhaften Bühnengestaltung entsteht ein Theatererlebnis, das berührt und nachhallt.

Am Ende des Abends belohnte das Publikum die großartige Ensembleleistung mit lang anhaltendem Applaus. Diese Inszenierung zeigt eindrucksvoll, warum Mariana Lekys Erzählkunst nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf der Bühne eine ganz eigene Magie entfaltet.

Apropos: Die Bestsellerautorin Mariana Leky wird in diesem Sommer mit dem renommierten Joachim-Ringelnatz-Preis ausgezeichnet. Die feierliche Verleihung findet am Sonnabend, 21. Juni, um 18 Uhr im Stadttheater Cuxhaven statt. Die Laudatio auf Mariana Leky wird keine Geringere als die bekannte Journalistin Bettina Böttinger halten.

Das reduzierte Bühnenbild wurde je nach Lichtstimmung und Inszenierungsidee in immer neue Räume verwandelt.

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Jens Potschka

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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