
"Tante Emma"-Projekt in Cuxhaven: Ein Weg zur schnelleren Integration
Mit einem siebenstufigen Projekt (daher auch der Name "7-Level-Integrationsprogramm") will das Begegnungszentrum Tante Emma in Cuxhaven Migranten einen besseren Start ins Arbeitsleben ermöglichen. Vorrangig geht es aber um Integration.
Mit 5000 Euro unterstützt die Stadtsparkasse Cuxhaven das "7-Level-Integrations-Programm" des Begegnungszentrums Tante Emma im Lotsenviertel. Das Programm, das sich gerade in einer Testphase befindet, versteht sich als Ergänzung zu staatlichen Kursen und Angeboten, die die Integration von Zugewanderten, ihr Zugehörigkeitsgefühl zur deutschen Gesellschaft und insbesondere deren Weg ins Arbeitsleben vorantreiben sollen.
Sparkassen-Kunden könnten schon durch die Schaufenster-Werbung in der Drehtür zur Hauptstelle darauf aufmerksam geworden sein. Dieser Tage stellten Bodo Mayerhof, 1. Vorsitzender des Christlichen Sozialwerk Cuxhaven), Gemeinwesenarbeiter Jason Frost (BZ Tante Emma) und Sven Wersien, ehrenamtlicher Bereichsleiter Soziales im Christlichen Sozialwerk, Sparkassenvorstand Ralf-Rüdiger Schwerz und Thomas Weinknecht (zuständig für Spenden und Sponsoring) das Programm vor.
Migranten haben Konzept selbst mit erarbeitet
Erarbeitet worden sei das Programm unter starker Beteiligung der Migranten, die sich regelmäßig an mehreren Runden Tischen bei Tante Emma treffen. Sie kommen vorwiegend aus afrikanischen Ländern und aus der Ukraine. "Seven Level" (dieser Name geht wie alle englischen Bezeichnungen in der Beschreibung sicherlich auch auf Jason Frosts amerikanische Herkunft zurück) bedeutet, dass den teilnehmerinnen und Teilnehmern ein sieben Säulen umfassender Weg angeboten wird, in dem es unter anderem um die Vermittlung deutscher Kultur und Grundwerte, Demokratieunterricht sowie Sprachkenntnisse geht. Ziel sei zum einen die Stärkung der Migranten und zum anderen die enge Anbindung an Behörden, gemeinnützige Organisationen und Wirtschaft.
Zertifikat gibt es nicht ohne Anstrengung
Die regelmäßige Teilnahme am Sprachcafé des Begegnungszentrums und weiteren Informationsveranstaltungen, aber auch Praktika oder die Mithilfe in sozialen Einrichtungen werden vorausgesetzt, um am Ende ein Zertifikat zu erhalten, das künftigen Bewerbungen das nötige Gewicht verleihen soll. Unter anderem ist dabei auch das regelmäßige Üben mit der Sprachlern-App "Duolingo" einbezogen.
Den Vorgaben der staatlichen Stellen inklusive der Teilnahme an den Sprachkursen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge sei dabei immer Vorrang einzuräumen, betonte Bodo Mayerhof. Für eine auf zuverlässigen Füßen stehende Empfehlung müssen sich die Teilnehmer auf Vorgaben einlassen und mit einer engen Begleitung und Leistungskontrolle einverstanden sein.
Freiwillig, aber verbindlich
Die Teilnahme sei selbstverständlich freiwillig, so die Initiatoren, jedoch dann auch verbindlich, nach dem Motto: Kein Nutzen ohne Selbstverantwortung. Der Umfang der Praktika - zum Beispiel nachbarschaftliche Hilfsdienste in gemeinnützigen Organisationen - solle bewusst auf höchstens vier Stunden am Tag beschränkt sein, um den Teilnehmern zum einen eine Tagesstruktur zu geben, andererseits aber auch Zeit zum Sprachenlernen zu lassen.
Zu frühes Jobben kann Gegeneffekt erzeugen
Konzentriertes Deutschlernen und die Bewältigung des Alltags mit neuen Regeln und zahllosen Behördenvorgängen seien mit einem Vollzeitjob nicht zu bewältigen, ist Jason Frost überzeugt und erinnert sich noch an seine eigenen Erfahrungen. Wenn Geflüchtete zu früh in einfachen Vollzeitbeschäftigungsverhältnissen stecken blieben, drohe dies sogar Integration zu verhindern.
Das Interesse vonseiten der Klienten sei riesig. Über 80 Frauen und Männer seien dabei gewesen, als sich kürzlich ein renommiertes Unternehmen angekündigt habe, um die Akteure persönlich kennenzulernen. Auch untereinander entstehe Zuammenhalt: Ein 7-Level-Team trat unlängst sogar beim Stadtsparkassen-Marathon in der Innenstadt an.