Um keine Spuren zu verfälschen und zu verunreinigen, zieht die Spurensicherung luftdichte Einmal-Anzüge an. Foto: dpa/Priebe
Um keine Spuren zu verfälschen und zu verunreinigen, zieht die Spurensicherung luftdichte Einmal-Anzüge an. Foto: dpa/Priebe
Einblicke der Polizei

Tatort Spurensicherung: Diese Cuxhavener helfen, Verbrechen aufzuklären

von Denice May | 28.08.2024

Ob Faser-, Lack-, Brand-, Schuss-, Glas- oder Schuhspuren - das Team der Forensik-Abteilung der Cuxhavener Polizei macht sie sichtbar, dokumentiert und sichert sie, um zu helfen, Verbrechen aufzuklären.

Als es in den Morgenstunden an Heiligabend 2023 zu einem Tötungsdelikt in der Straße Hörn in Cuxhaven kam, waren sie diejenigen, die den Tatort absperrten und auf Spurensuche gingen. Neben den augenscheinlich deutlich erkennbaren Blutspuren waren sie aber auch auf der Suche nach Spuren, die für den Laien nicht sofort ersichtlich sind. David Kirchner und Kai Nonnast sind Kriminaltechniker vom Fachkommissariat Forensik der Polizei Cuxhaven und dem Verbrechen auf der Spur.

An Heiligabend 2023 klingelte am frühen Morgen das Telefon der Cuxhavener Kriminaltechnik. David Kirchner und ein Kollege machten sich mit ihrem vollausgestatteten VW-Bus auf den Weg zum Tatort, um die Spurensicherung zu übernehmen. In der Straße Hörn eingetroffen, bot sich ein grausames Bild. Ein 56-jähriger Mann lag tot am Boden. Das Kriminaltechnikteam begann mit seiner Arbeit. Jeder Schritt, jede Handlung musste nun genauen Ablaufplänen folgen, um keine Spuren zu vernichten oder zu verunreinigen. Die Kriminaltechniker sind immer zu zweit am Tatort und ziehen sich immer einen Einweg-Overall, Mundschutz, Schuhüberzüge und Einweghandschuhe an, um eine Kontamination der Spuren zu verhindern. Ebenfalls immer dabei eine Kamera und ein 360-Grad-Aufnahmegerät, um alles bildlich festzuhalten. Es läuft also genau so ab, wie es auch im TV zu sehen ist. "Das, was man von uns draußen am Tatort sieht, ist die klassische Kriminaltechnik", erklärt David Kirchner, der seit 2018 der kriminaltechnischen Forensik-Abteilung angehört. 

Ihre Einsatzgebiete: Raub, Mord oder schwere Sexualdelikte

Wenn sie sich auf den Weg zum Tatort machen, handelt es sich üblicherweise um schwere Delikte. "Wir rücken bei schweren Delikten wie schwerem Raub, Mord oder schweren sexuellen Delikten aus. Wir sind spezialisiert auf Spuren und haben die Hoheit am Tatort." Auch bei Drogendelikten werden die Kriminaltechniker gerufen. Manchmal wird ihre Spurenaufnahme allerdings erschwert, wie David Kirchner erklärt: "Feuer und Wasser sind unsere natürlichen Feinde." Denn beide Elemente verwischen die Spuren.

IT-Spezialisten kümmern sich in der Forensik-Abteilung der Polizeiinspektion Cuxhaven um digitale Delikte. Foto: May

Bis zu 5000 Asservate pro Jahr

Wie lange sie an den Tatorten sind, ist unterschiedlich. Mal sind es drei bis vier Stunden, manchmal aber auch 13 bis 14 Stunden. Je nach Tatort und Sachlage. Eins ist aber immer gleich: Die Spuren werden einzeln in spezielle Tüten verpackt. Bei manchen Einsätzen kommen besonders viele Asservate zusammen. "Bei einem Tötungsdelikt können das schon mal 700 bis 800 Asservate sein", weiß David Kirchner. Dazu kommen die täglichen Asservate, die die Streifenpolizei mit in die Polizeiinspektion bringt. Auch die werden von den Kriminaltechnikern untersucht. Innerhalb kürzester Zeit sammelt sich eine große Menge an. Allein in diesem Jahr sind bereits 3500 Asservate untersucht worden. Pro Jahr kommen schnell mal bis zu 5000 Asservate zusammen.

Digitale Delikte werden immer mehr

Das Fachkommissariat Forensik der Polizeiinspektion Cuxhaven besteht aus insgesamt 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Vor zwei Jahren wurden diverse einzelne Kommissariate zusammengefügt und gehören seither dem Fachkommissariat Forensik an. Dazu zählt nicht nur die kriminaltechnische Forensik, die auch die erkennungsdienstlichen Maßnahmen durchführt, sondern auch die Datenforensik. Sie führt die Analyse von Computern und Mobilgeräten, recherchiert, erstellt Statistiken, arbeitet mit Abfragesystemen, kümmert sich um Behördenauskünfte und wertet Funkzellen aus. "Gerade die digitalen Delikte werden immer mehr", so Kai Nonnast. Deshalb hat die Forensik nicht nur IT-Spezialisten in ihren Reihen, sondern auch einen ganzen Raum voller Rechner, die die Daten auswerten.

Rußpulver ist damals wie heute ein beliebtes Mittel, um Spuren kenntlich zu machen. Foto: May

Auch sonst ist die Forensik mit einem Labor und entsprechender Technik, einer Asservatenkammer und Räumen für Fotoaufnahmen besten ausgestattet. Zudem gehört ein Raum für die erkennungsdienstliche Untersuchung von Beweismitteln der Forensik-Abteilung an. Übrigens, auch wenn viele forensische Untersuchungen heutzutage mit modernsten Geräten und technischen Neuerungen durchgeführt werden können, das Rußpulver ist damals wie heute ein beliebtes Mittel, um Spuren kenntlich zu machen. 

Markierungen vergehen, Spuren bleiben gesichert

Was am Ende einer Spurensicherung am Tatort bleibt, sind die Spuren der kriminaltechnischen Untersuchung: weiße Markierungen, Kreuze, Striche, Zahlen und Buchstaben. Doch mit der Zeit verblassen diese Markierungen, verschwinden irgendwann ganz. Einzig die gesicherten Spuren bleiben - denn dafür sorgen die Kriminaltechniker der Polizeiinspektion Cuxhaven.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Denice May
Denice May

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

dmay@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Neue Spielzeit der Döser Speeldeel

Plattdeutsch-Ensemble freut sich über 14 Neuzugänge

von Jens Potschka

Die Döser Speeldeel trotzt dem Nachwuchsmangel: Mit 14 neuen Gesichtern und einer WhatsApp-Gruppe für Plattdeutsch-Anfänger stürzt sich die niederdeutsche Bühne in eine Spielzeit voller Komödien, Sprachübungen und unerwarteter Wendungen.

Riskantes Manöver

Überholmanöver bei Otterndorf: Sekunden, die alles hätten zerstören können

von Bengta Brettschneider

Ein riskanter Überholversuch auf der B73 bei Otterndorf endet im Chaos. Fahrzeuge geraten ins Schleudern, Airbags lösen aus. Vor Gericht schildern Zeugen ihre Angst und Albträume. Jetzt geht es um Fahrlässigkeit oder vorsätzliches Handeln.