Tatortreiniger auf Abwegen: Schlagkräftiger "Schotty" erobert Cuxhavens Stadttheater
Der "Tatortreiniger" erobert die Bühne in Cuxhaven und zieht ein überraschend junges Publikum an. Begleiten Sie "Schotty" auf seiner makaberen Reise voller schwarzem Humor und unerwarteter Begegnungen im ausverkauften Stadttheater.
"So viel junges Publikum sieht man hier sonst nie", staunte eine Besucherin im Foyer des Stadttheaters - und tatsächlich: Der "Tatortreiniger" zog das Publikum in großer Zahl und bester Stimmung an. Vor ausverkauftem Haus nahm "Schotty" die Zuschauer am Donnerstag (27. November 2025) mit auf eine Reise zu drei Einsatzorten voller überraschender Begegnungen und feinsinnigem, oft rabenschwarzem Humor.
Die hohe Besucherzahl im jüngeren Alterssegment dürfte unter anderem an der erfolgreichen deutschen Comedy-Fernsehserie des Norddeutschen Rundfunks (NDR) gelegen haben - auch wenn Star-Schauspieler Bjarne Mädel im Theaterstück im Gegensatz zur TV-Serie nicht die Hauptrolle übernahm.
Heiko Schotte, der Mann fürs Makabere, beseitigt beruflich das, was nach dem Ableben anderer zurückbleibt. "Meine Arbeit beginnt da, wo sich andere übergeben", kommentierte er augenzwinkernd. Mit Präzision, trockenen Sprüchen und einem erstaunlich mitfühlenden Kern begleitet er Hinterbliebene. "Die Guten trifft es immer zuerst", versucht er, Trost zu spenden - und weiß dabei ganz pragmatisch: "Die meisten Unfälle passieren im Haushalt."
In drei Episoden prallte der kauzige Schotty auf ebenso skurrile wie wortgewandte Gegenüber. Etwa auf Kim, eine radikale Veganerin. "Ja, ich bin ein Fleischfresser", bekannte er ungerührt - und schon entbrannte ein hitziger Schlagabtausch über Moral, Konsum und die vermeintliche Trennlinie zwischen Mensch und Tier. Kim, die sich erst kürzlich von ihrem Freund getrennt hatte, weil er sich dem Veganismus verweigert, wetterte: "Massenmord an Tieren ist ein menschlicher Skandal!" Ihr Ex, so verriet sie, habe nach "Kuhleiche" gerochen und heimlich "Fleischorgien" im Steakhouse gefeiert.
In einer Consulting-Firma geriet Schotty an Geschäftsführer Grimmeheim, einen Meister leerer Phrasen ("Vernetzung, Vernetzung, Vernetzung") und ein Ekelpaket vor dem Herrn. Der selbstherrliche Chef genoss es sichtlich, Untergebene zu demütigen - doch Schotty durchkreuzte sein Machtgehabe. Mit bodenständigem Scharfsinn schlug er den Bürotyrannen schließlich mit dessen eigenen Waffen. Grimmeheim rang sich gar ein Lob ab: "Jetzt fangen Sie an, wie ein Unternehmer zu denken."
Schließlich führte ein Einsatz Schotty in ein Vereinsheim, wo er Blutspuren eines Verstorbenen beseitigen sollte - und auf eine Gruppe stieß, die sich in ewig gestrigem Gedankengut verloren hatte und offen dem Führerkult huldigte. Selbst für Schottys dickes Fell waren die politischen Ansichten des Vereinsvorsitzenden eine Zumutung. Doch auch hier fand der "Tatortreiniger" mit Witz, Mut und bissigen Kommentaren einen Ausweg.
Von Joachim Tonn