An der Cuxhavener Pier wird eine 14-Megawatt-Turbine aus dem örtlichen Siemens Gamesa-Werk verschifft. Der Transport ging in diesem Fall nicht nach Übersee. Ziel war der Offshore-Windpark Moray West (Schottland).
An der Cuxhavener Pier wird eine 14-Megawatt-Turbine aus dem örtlichen Siemens Gamesa-Werk verschifft. Der Transport ging in diesem Fall nicht nach Übersee. Ziel war der Offshore-Windpark Moray West (Schottland).
Exportgeschäft in die USA

Trump-"Comeback" könnte wirtschaftliche Folgen für Cuxhavener Unternehmen haben

von Tim Larschow | 14.11.2024

Amerika ist weit weg - einerseits. Andererseits gibt es an der Elbmündung doch das ein oder andere Unternehmen, das wirtschaftliche Beziehungen mit den Vereinigten Staaten unterhält. Diese Firmen müssen sich auf Auswirkungen der US-Wahl einstellen.

Cuxhaven. Wie sich das transatlantische Verhältnis in Zukunft entwickelt, ist eine der brennendsten Fragen, die nach den Wahlen in den Vereinigten Staaten diskutiert wird. Befeuert hat diese Debatte der Wahlsieger selbst: Donald Trump, der als 47. US-Präsident ins Weiße Haus zurückkehren wird, kündigte noch im Wahlkampf an, Produkte aus Europa, die in die USA eingeführt werden, mit hohen Zöllen belegen zu wollen. Davon betroffen sind möglicherweise auch heimische Unternehmen.

Die Firma Siemens Gamesa ist zweifellos der größte in Cuxhaven ansässige Player mit Wirtschaftsbeziehungen in die Vereinigten Staaten. Erst in diesem Jahr wurde der Offshore-Windpark South Fork in Betrieb genommen; seine Turbinen sind "made in Cuxhaven" und liefern Strom für den Bundesstaat New York. Und nicht nur das: Im Werk an der Baumrönne fertigt Siemens Gamesa derzeit Maschinenhäuser für ein weiteres Offshore-Windpark-Projekt an der nordamerikanischen Ostküste: Mit einer Nennleistung von mehr als 700 Megawatt soll "Revolution Wind" Teile von Rhode Island und Connecticut mit Energie versorgen.

Siemens: Künftige Projekte sind möglicherweise betroffen

Mit Blick auf im Bau befindliche Vorhaben wie dieses rechnet die Konzernleitung nicht mit unliebsamen, aus dem Trump-"Comeback" vom 5. November resultierenden Überraschungen.  "Da gehe ich nicht davon aus, dass da eine Unterbrechung passiert", sagte Siemens-Energy-CEO Christian Bruch auf einer Bilanzpressekonferenz am Mittwoch dieser Woche.

In die Zukunft gesprochen äußert sich Bruch jedoch weniger optimistisch. "Beim Offshore-Windbereich kann es sehr gut sein, dass (...) die Projekte, die jetzt nach vorn heraus diskutiert werden, beeinflusst werden", merkte er, bezogen auf den bevorstehenden Regierungswechsel in den USA, an. Dabei handele es sich aber, so präzisierte der Geschäftsführer der Siemens Energiesparte, aber um Vorhaben, die "nachher - 2029, 2030, 2031", anstehen würden.

Wird die Wirtschaftspolitik der kommenden US-Regierung das Geschäft von Windkraftanlagen-Herstellers nachhaltig beeinflussen? Auf ein näheres Zeitfenster bezogen gab Marco Lange, Sprecher von Siemens Gamesa Renewable Energy, in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass Europa ("mit etwa 70 Prozent der Installationen") von 2024 bis 2030 nach wie vor der größte Offshore-Markt weltweit (ohne China) sein wird.

Mit Cuxport unterhält aber noch ein weiteres Unternehmen aus Cuxhaven geschäftliche Beziehungen in die USA. Cuxport verfügt über sechs Liegeplätze auf zwei Terminals, dem Europakai und dem Lübbertkai. In der Elbmündung gelegen, verfügt Cuxhaven über gute Transportwege entlang der Elbe nach Hamburg, über den Nord-Ostsee-Kanal zur Ostsee sowie Kurzstreckenseeverbindungen und seit März auch über einen Linienverkehr zwischen Cuxhaven und der Ostküste der Vereinigten Staaten - die "K"-Linie.

Bei Cuxport derzeit nur Importautos

Die Autos kommen aus Charleston (USA). Die Fahrzeuge sind von BMW und für den deutschen Markt bestimmt. Pro Schiff kommen zwischen 1.000 und 1.200 Fahrzeuge in Cuxhaven an. Über die Schiene werden die Neuwagen auf den süddeutschen und österreichischen Markt gebracht.

Cuxport teilte beim Erstanlauf mit, dass ein paarweiser Verkehr angestrebt werden solle, das heißt, dass die Schiffe der neuen Linie künftig nicht nur importieren, sondern auch wieder Ladung exportieren sollen. Dabei müsse es sich nicht unbedingt um Fahrzeuge handeln, auch rollende Schwergüter könnten verschifft werden, so das Unternehmen im März.

Die "K" Line betreibt seit langem Liniendienste zwischen Europa und der amerikanischen Ostküste. "Und Cuxhaven ist jetzt einer von vier nordeuropäischen Häfen, die wir anlaufen", erklärte Heiner Thomsen, Direktor der "K" Line in Hamburg. Zu diesen vier Häfen gehört auch Bremerhaven.

Zu den Auswirkungen der Wahl von Donald Trump auf das Unternehmen wollte Cuxport zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Stellung nehmen. Klar ist jedoch, dass sich die deutsche Automobilindustrie auf Trump einstellen und mit massiven Veränderungen rechnen muss. Der Import bei Cuxport dürfte nicht betroffen sein, da die Fahrzeuge in den USA produziert werden und damit Arbeitsplätze schaffen - anders sieht es bei dem angestrebten "Paarverkehr" aus. Zehn Prozent Zoll auf alle Waren, die aus dem Ausland in die USA importiert werden, forderte der Republikaner. Je näher der Wahltag rückte, desto höher schraubte er die Zahl - bis auf 20 Prozent.

Andere Player halten sich vorerst bedeckt

Ein anderes heimisches Unternehmen hält sich mit Aussagen zu möglichen Auswirkungen von Strafzöllen, die in Zukunft bei Exporten in Richtung Vereinigte Staaten anfallen könnten, zurück: Der Dentalprodukte-Hersteller Voco unterhält mit der Voco America, Inc. sogar einen eigenen Ableger auf US-amerikanischem Boden. Inwieweit dieses Standbein möglicherweise von Vorteil sein könnte, ließ das Cuxhavener Traditionsunternehmen nach Anfrage unserer Redaktion offen. Eine Sprecherin bat um Verständnis, dass man sich aktuell nicht zu besagtem Thema äußern möge.

Schiffe wie die "Orion Highway" laufen bis zu viermal im Monat den Cuxhavener Hafen an und haben jeweils bis zu 1.200 Fahrzeuge aus den USA für den deutschen Markt an Bord.

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

tlarschow@no-spamcuxonline.de

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