Die Schauspielerin Claudia Wenzel liest aus ihrem Buch "Mein Herz ließ sich nicht teilen" und berührt ihr Publikum. Foto: Domke-Feiner
Die Schauspielerin Claudia Wenzel liest aus ihrem Buch "Mein Herz ließ sich nicht teilen" und berührt ihr Publikum. Foto: Domke-Feiner
"Mein Herz ließ sich nicht teilen"

"Wenn wir unsere Geschichte nicht aufarbeiten...": Claudia Wenzels Appell in Cuxhaven

17.09.2025

Claudia Wenzel fesselte ihr Publikum in Cuxhaven mit ihrer Autobiografie über das Leben in der DDR und im vereinten Deutschland. Mit emotionalen Erzählungen und leidenschaftlichem Appell zeigte sie die Bedeutung von Freiheit und Demokratie.

Die Stadtbibliothek Cuxhaven war am Montagabend (15. September 2025) bis auf den letzten Platz gefüllt: Die Schauspielerin Claudia Wenzel las im Rahmen der Interkulturellen Woche aus ihrem Buch "Mein Herz ließ sich nicht teilen - Leben in der DDR".

Die Begrüßung und Anmoderation übernahm Rüdiger Pawlowski, Sprecher des Vereins "Gegen Vergessen - Für Demokratie". Er stellte die Autorin als "Wandlerin zwischen den Welten" vor und wies darauf hin, dass Wenzels Schilderungen persönlich gefärbt seien. Das mache dieses Buch so authentisch.

Das bewies die Schauspielerin, Moderatorin und Sängerin in den nächsten zwei Stunden. "Ich habe 30 Jahre in der DDR und 35 Jahre im vereinten Deutschland gelebt." Basierend auf diesem Erfahrungsschatz ist das Buch - ihre Autobiografie - entstanden.

Eine starke emotionale Bühnenpräsenz

Claudia Wenzels Engagement gegen das Vergessen der DDR-Diktatur zeigt sich durch eine starke emotionale Bühnenpräsenz. Abschnitte ihrer Erlebnisse als Kind und später als junge Schauspielerin wechselten sich mit Liedern - unter anderem von Nina Hagen - sowie inbrünstigen Appellen ab. So beschreibt die gebürtige Wittenbergerin in einem Kapitel ihre Zeit als junge Schauspielerin und im Konflikt zwischen Freiheitsliebe und Unterdrückung.

Ein Gastspiel im "verteufelten" kapitalistischen Westdeutschland war für sie mit massiven Drohungen von Stasi-Mitarbeitern verbunden. Ankündigungen im Vorfeld, ihre Familie würde mit Sippenhaft bestraft, falls sie - wie Schauspielkollegen in der Vergangenheit - im Westen bleiben würde, setzten die junge Frau unter Druck.

Auch die angsteinflößende Atmosphäre des Grenzübergangs sowie des sogenannten Todesstreifens machte die Anfang 20-Jährige nachdenklich. "Mir wurde schmerzhaft bewusst, dass wir eingesperrt waren. Diese Tage haben mich verändert."

Engagement für Meinungsfreiheit und Demokratie

Aus dieser Erfahrung heraus setzt sich die heutige Berlinerin mit großem Engagement für Meinungsfreiheit und Demokratie ein. Die 65-Jährige schildert mit großen Emotionen die Geschehnisse zu Zeiten des Mauerfalls: die große friedliche Demonstration mit 70.000 Teilnehmern, die ihr Leben für die Freiheit riskierten, die Ungewissheit, wie das Ganze ausgehen würde. Würden Panzer auf die eigene Bevölkerung gerichtet, fragte sie sich. Der Ausgang sei der großen Zahl an Demonstranten und ihrem Mut, für Demokratie und Meinungsfreiheit einzutreten, zu verdanken.

Wenzel richtet in ihrem Buch und bei ihren Auftritten einen deutlichen Appell an ihre Zuhörerschaft: "Wenn wir unsere Geschichte nicht aufarbeiten, dann werden die Rechten und Linken immer mehr erstarken." Die Schauspielerin wünscht sich, dass vor allem junge Menschen die Geschichte der DDR sowie der Wiedervereinigung und deren große Bedeutung vermittelt bekommen. So zeigte sich die 18-jährige Josephine Seidel am Montagabend ziemlich beeindruckt: "Ich habe heute so viel Neues aus der damaligen Zeit gehört. Das sollten viel mehr junge Menschen mitbekommen, damit es nicht vergessen wird."

Claudia Wenzel beschreibt in ihrem Buch zahlreiche Alltagssituationen in einem Land, das sich so sehr von der anderen Hälfte Deutschlands unterschied und vielleicht auch Erklärungen für heutige Diskrepanzen bieten kann. Demokratie sei nichts Selbstverständliches und gelte es zu schützen und zu verteidigen. Mit ihrem leidenschaftlichen Vortrag erreichte die Powerfrau ihr Cuxhavener Publikum. Im Anschluss gab es Gelegenheit zu Fragen und einem Meinungsaustausch.

Von Myriam Domke-Feiner

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