Oberbürgermeister Uwe Santjer ließ sich von Oliver Süß die Funktion der Ballastelemente für frei stehende Gerüste erklären. Eines davon wiegt etwa 300 Kilo. Fotos: Reese-Winne
Oberbürgermeister Uwe Santjer ließ sich von Oliver Süß die Funktion der Ballastelemente für frei stehende Gerüste erklären. Eines davon wiegt etwa 300 Kilo. Fotos: Reese-Winne
Santjers Sommertour

Wirtschaftsunternehmen in Cuxhaven: Gerüstbau funktioniert nur mit Teamarbeit

von Maren Reese-Winne | 04.09.2023

Signalviolett - so heißt die Farbe, die sich nicht nur an den oftmals turmhohen Gerüstbauten des Unternehmens Rudolf Süß oHG findet, sondern auch an der Fassade im Gewerbegebiet Abschnede. Und selbst hinter den Kulissen.

Zum Beispiel als Frontfarbe an den Regalen und sogar als Deckel auf großen Farbeimern. Mit einem Besuch in dem 1967 gegründeten Familienunternehmen beschloss Oberbürgermeister Uwe Santjer kürzlich seine Sommerreise durch diverse Branchen der Cuxhavener Wirtschaft.

Unternehmenssparten breit aufgestellt

Oliver Süß, Geschäftsführer Gerüstbau, und sein Bruder Torsten Süß, Geschäftsführer Malerei, berichteten über das breit aufgestellte Geschäftsfeld, in dem die Malerei einen mindestens genauso hohen Stellenwert einnehme wie  der Gerüstbau. Immer bedeutsamer werde der Bereich Verkehrssicherungstechnik - also die Vermietung und der Aufbau zum Beispiel von Baken, Absperrungen oder Verkehrsschildern bei Baustellen wie Vollsperrungen, Halteverbotszonen, Umleitungen und Ampelanlagen. Dieses Feld bilde auch eine gute Perspektive, wenn Alter oder Gesundheitszustand den Weg aufs Gerüst nicht mehr erlaubten.

Solche Perspektiven wirkten sich auch aufs Betriebsklima aus, das großgeschrieben werde: Vorschläge der Mitarbeiter würden angehört und umgesetzt: "Gerüstbau ist eine reine Teamarbeit, Fehler dürfen wir uns nicht erlauben. Das trägt dazu bei, dass das hier ein ganz besonderer  Zusammenhalt besteht." Abwanderungstendenzen etwa in die Betriebe der Offshore-Industrie - ein Punkt, nach dem Uwe Santjer sich erkundigte  - seien nicht zu erkennen. 

Praktikable Lösung für mehr Sicherheit erfunden

Natürlich flößten die Arbeitsumstände - Arbeiten in großer Höhe und das oft an Fassaden, die nicht einfach nur senkrecht noch oben verlaufen - Respekt ein. Diese Umstände erforderten viel Vorbereitung, Mitdenken und Zuverlässigkeit. Und dazu den bestmöglichen Arbeitsschutz: Erhebliche Investitionen seien daher in die Perfektionierung des sogenannten voreilenden Geländers (eines Fallschutzes, der bereits steht, bevor die Ebene begangen wird) geflossen: Mit einer gemeinsam mit dem Hersteller Layher entwickelten Palettenlösung sei der Umgang mit den lebenssichernden, aber sperrigen  Bauteilen viel praktikabler geworden. "Aus ganz Deutschland  kommen Kollegen hierher, um sich dieses System anzuschauen", versichert Oliver Süß.

"Wir können uns hundertprozentig auf unsere Leute verlassen"

Neben den Mitarbeitern - "wir können uns hundertprozentig auf unsere Leute verlassen" - bilde die enge Zusammenarbeit mit dem in Deutschland produzierenden Hersteller Layher die stabile Basis für das Gerüstbaugeschäft. Extremwetterlagen und die Anforderungen der Windlastzone 4 erforderten außerdem stetige Anpassungen durch neue Spezialbauteile.

Großprojekte wie die Gerüste am Wasserturm oder dem Oberfeuer Altenbruch - mit 68 Metern Höhe das bisher höchste eingerüstete Gebäude - lassen auch die Augen eines Profis immer noch leuchten. Neben computergestützter Technik kommen bei der Vorbereitung eines solchen Projektes Erfahrung und Vorbereitung besonders zum Tragen: Die erste Gerüstebene des Wasserturm-Gerüstets baute der langjährige Mitarbeiter Maik Ullrich erst mal in Originalgröße in der Halle auf, um festzulegen, welche Bauteile für die komplexe Rundrüstung am besten geeignet sind und um die Planungsunterlagen im Original zu überprüfen.

Für Azubi-Gewinnung wird eine Menge getan

Ausbildung hat im Unternehmen Tradition, dennoch hat auch Oliver und Torsten Süß die Realität auf dem Ausbildungsmarkt erreicht. Die Zahl der Bewerbungen ist gesunken. "Dabei ist die Arbeit wirklich sehr abwechslungsreich", sagen sie. Das gelte auch für das Malereigeschäft. Für die Azubis ist an der Abschnede extra eine Ausbildungswerkstatt entstanden. "Ein Drittel der Auszubildenden im Malereigeschäft sind inzwischen übrigens Frauen", berichtete Torsten Süß.

Oberbürgermeister Uwe Santjer, der zusammen mit Marc Itgen, Leiter der Agentur für Wirtschaftsförderung Cuxhaven, und dessen Stellvertreter Jürgen von Ahnen gekommen war,  bedankte sich für die Einblicke in dieses  mittelständische Unternehmen und bedankte sich insbesondere für dessen soziales und unternehmerisches Engagement. 

Arbeitsaufträge ableiten

Ziel der Sommertour des Oberbürgermeisters mit neun Stationen in verschiedensten Branchen war, Akteure und Unternehmen genauer kennenzulernen und daraus Aufträge abzuleiten.

Santjer zeigte sich beeindruckt über Vielfalt, Innovation und Erfolg am Standort Cuxhaven. Für Verwaltung und  Kommunalpolitik gelte es, Betriebe und Institutionen noch besser zu unterstützen und den in den Gesprächen genannten Herausforderungen entgegenzuwirken.

Santjer nannte etwa die Bereiche Wohnen, Bildung und Verkehr als  immens bedeutsam insbesondere für die Gewinnung neuer Fachkräfte.

In der Halle für die Verkehrstechnik-Elemente: v.l. Jürgen von Ahnen, Marc Itgen, Oliver Süß, Uwe Santjer und Torsten Süß.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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