Nach Sommerferien im Kreis Cuxhaven: So helfen Eltern den Kindern bei der Rückkehr
Die Sommerferien in Niedersachsen - und somit auch im Kreis Cuxhaven - sind vorbei. Der Schulstart bringt Chancen und Herausforderungen für Familien. Ein Psychologe gibt Tipps, um Kindern den Übergang zu erleichtern und Stress zu bewältigen.
Mit dem Ende der Sommerferien beginnt für viele Kinder und Familien eine spannende, manchmal aber auch anstrengende Zeit. Der Schulstart am Donnerstag, 14. August 2025, bringt nicht nur neue Chancen, sondern auch Unsicherheiten und Herausforderungen mit sich. Unterstützung finden Eltern und Kinder unter anderem beim Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Lüneburg mit der Außenstelle Cuxhaven, das schulpsychologische Beratungen anbietet, sowie bei den Beratungsstellen und Familienschulen im Landkreis. Diplom-Psychologe Markus Föhl, Fachbereichsleiter Erziehungsberatung und Fachberatung Kindertagesstätten im Bereich Familie des Landkreises Cuxhaven, hat mit Redakteurin Denice May über typische Schwierigkeiten, Warnsignale und hilfreiche Tipps zum Schulstart gesprochen.

Herr Föhl, wie erleben Sie den Schulstart in Ihrer Arbeit mit Familien?
In den Beratungsstellen und in den Familienschulen erleben wir zwei gegenläufige Tendenzen. Einerseits hatten in der langen Sommerpause viele Familien und Lehrkräfte die Möglichkeit, wieder Kraft für das neue Schuljahr zu schöpfen, andererseits ergeben sich für manche Kinder große Veränderungen. Außerdem stehen in der Schule mit dem Schuljahresbeginn nicht sofort wieder Klassenarbeiten und Prüfungen an, sodass den Kindern erst einmal ein gewisser Druck genommen wird. Gerade in den Familienschulen bemerken wir daher häufig, dass die Zahl der Anfragen erst wieder um die Herbstferien zunimmt, wenn sich Routine und Alltag einspielen und vor allem der Leistungsdruck steigt. Mit zunehmendem Leistungsdruck nehmen auch die psychischen Belastungen der Kinder und der Stress in den Familien zu. Eigene Ansprüche, hohe Erwartungen aus der Schule und aus dem Elternhaus können die Belastung für die Kinder noch verstärken.

Für welche Kinder kann der Schulstart besonders schwierig sein?
Ein Start nach einer langen schulfreien Zeit kann für die Kinder schwierig sein, die sich ohnehin große Sorgen machen und unter Ängsten in Bezug auf den Schulbesuch leiden. Kinder, denen es schwerfällt, regelmäßig die Schule zu besuchen, erleben den Schulstart dann manchmal als besonders herausfordernd, insbesondere wenn er mit einem Klassenwechsel oder einem Übergang an eine neue Schule oder Schulform verbunden ist und so vertraute und Halt gebende Strukturen wegbrechen. Sie machen sich dann im Vorfeld schon viele Sorgen und Gedanken darüber, was passieren könnte.
Gibt es Übergänge, die besonders sensibel sind?
Die Transition von Kindergarten zur Grundschule ist noch einmal eine besondere Situation. Manche Kinder können den Wechsel kaum erwarten und sehen diesem neuen Entwicklungsschritt aufgeregt entgegen. Und für andere sind die Strukturen in der Grundschule eine ziemliche Herausforderung, weil sie anders sind als die eher bedürfnisorientierten Strukturen im Kindergarten. Diese Kinder benötigen dann etwas mehr Zeit, um sich an die neue Situation, die neuen Regeln und Abläufe zu gewöhnen. Auch der Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule kann noch einmal eine Veränderung sein, die Sorgen auslösen kann. In den weiterführenden Schulen sind meistens deutlich mehr und oft auch deutlich größere Kinder und auch das Gebäude, in dem man sich zurechtfinden muss, ist größer. Die Klassenlehrkräfte haben oft nicht mehr so viele Stunden in ihrer Klasse und es gibt vermehrt Fachunterricht, sodass die Klassenlehrkräfte als Vertrauens- und Bezugsperson nicht mehr so präsent sein können.

Woran können Eltern erkennen, dass ihr Kind ernsthafte Schwierigkeiten mit dem Schulbesuch hat?
Wenn Eltern Verhaltensveränderungen bei ihren Kindern wahrnehmen, wie Grübeln, Rückzug, veränderte Schlafgewohnheiten oder wenn sie das Gefühl haben, ihre Kinder stehen immer mehr unter Anspannung, je näher der Schulbesuch rückt, können diese Hinweise sein. Es ist für Kinder oft nicht so leicht, über die eigenen Ängste zu sprechen. Und manchmal ist auch der Zugang zu den eigenen Gefühlen erschwert und ihre Sorgen äußern sich dann über das veränderte Verhalten. Wenn die Kinder den Schritt in die Schule nicht schaffen und dabei zum Beispiel über unklare körperliche Beschwerden klagen, ist es sinnvoll, zeitnah Kontakt mit unterstützenden Institutionen (wie den Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern, der Schulpsychologe, Schulsozialarbeitern) aufzunehmen, damit sich die Ängste und das vermeidende Verhalten nicht verfestigen können.
Welche Unterstützung können Eltern ihren Kindern konkret geben?
Sie können ihre Kinder dabei unterstützen, sich schon einmal frühzeitig mit der neuen Schulsituation auseinanderzusetzen, also gegebenenfalls Klassenlehrkräfte kontaktieren, sich einmal das Schulgebäude oder den zukünftigen Schulweg ansehen. Wenn sie das Gefühl haben, dass die erste Zeit für ihr Kind herausfordernd sein wird, kann es wichtig sein, verständnisvoll und gut in Kontakt zu sein sowie zu signalisieren, dass man als Eltern gerade im Übergang präsent und verfügbar ist. Wenn es den Kindern schwerfällt, wieder in den Alltag zu starten, kann es helfen, Schlafrhythmus, Medienzeiten oder andere Routinen rechtzeitig wieder in den Blick zu nehmen.
Und was können Schulen tun, um den Einstieg zu erleichtern?
Manche Schulen halten für die 5. Klassen eine Einführungsveranstaltung vor, die sich in den Zeiten und der Ausgestaltung an Kindern und Eltern orientiert und so die Eltern direkt mit ins Boot holt. In den Schulen selbst sollte es in der ersten Zeit des Schuljahres darum gehen, eine Klassengemeinschaft zu formen und in eine gute Beziehung zu den Kindern einzutreten.
Ihr Fazit zum Thema Übergänge im Schulleben?
Auch wenn Übergänge zunächst Befürchtungen auslösen können, so wachsen die Kinder und Jugendlichen an jedem gelungenen Übergang - wie Einschulung, Wechsel an die weiterführende Schule oder in die Oberstufe - und reifen in ihrer persönlichen Entwicklung.