
Leckere Spezialitaten von der Küste:
DIE SÜSSE SÜNDE »ROTE GRÜTZE« SEEMANNSMAHLZEIT »LABSKAUS«
Das schönste Loblied auf die Rote Grütze
schrieb Hermann Claudius, 1878 - 1980, Lyriker
und Erzähler mit seinem Gedicht »Rode
Grütt«. Wie so viele andere Leckermäuler
liebte auch er Rote Grütze über alles. Während
seiner Urlaube auf Pellworm war er täglich zu
Gast bei Pastor Hansen und seiner Frau Gertrud,
genannt »Gret«, die ihm jeden Tag eine
ganze Schüssel seiner Leibspeise kochte. (GA)
Rode Grütt! Rode Grütt! Kiek mal, wat lütt Hein hüüt itt.
All ́ns rundüm hett he vergeten. Rode Grütt, dat is en Eten!
Rode Grütt!
In de School de letzte Stünn kunn he sick op nix besinn ́n,
un in ́t Bookstabeern un Lesen is he lang so dumm nich wesen.
Man he keem bi dat un düt jümmer mang de Rode Grütt.
Rode Grütt!
„Na, lütt Heini, noch en beten?“ Mudder het hüüt veel to möten.
Hans un Hein un Stien un Greet eet, as güng dat üm de Wett,
Rode Grütt!
Leddig is de grote Grapen. Greten ielt, em uttoschrapen.
Heini man, de lütte Deef, höllt mit beide Hann ́n den Sleef.
Wat dor all ́ns noch binnen sitt!
Rode Grütt!
Das erstmals 1706 von dem englischen Autor
Ned Ward erwähnte Gericht für Seefahrer
entstand in der Zeit der Segelschifffahrt und
bestand wohl ursprünglich vor allem aus
Pökelfleisch. Da auf Segelschiffen für jeden
Matrosen Pökelfleisch zur vorgeschriebenen
Ration gehörte, die Seeleute aber durch
skorbutgeschädigte Zähne oft keine feste
Nahrung zu sich nehmen konnten, wurden die
Portionen kleingehackt oder püriert. Da Rote Bete
und Gurken viel Vitamin C enthalten und daher Skorbut vorbeugen,
waren sie eine geeignete Zutat. In der deutschen Literatur
wurde es erstmals 1878 in einem seemännischen Wörterbuch
erwähnt. In diesem waren bereits Kartoffeln als Breizusatz zum
Salzfleisch enthalten.
Ob Fisch ein Bestandteil des ursprünglichen Labskaus ist, oder
nur eine Beilage, bleibt – ebenso wie die Herkunft – unklar.
Manche Quellen verweisen auf England, doch viele vermuten
eine norddeutsche Herkunft. Der Ursprung des Wortes „Labskaus“
ist ebenfalls unbekannt. Mit vermutlich englischem Ursprung
wird es abgeleitet von lob’s course mit der Bedeutung
„Speise für Flegel“. Möglich erscheint auch eine Herkunft aus
dem Baltikum: Die Ausdrücke labs kauss in der lettischen bzw.
labas kaušas in der litauischen Sprache bedeuten jeweils „gute
Schüssel“. (GA)
14 KOSTLICHE KUSTE
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