
16 KOSTLICHE KUSTE
TEETIET AN DE KÜST
NORDDEUTSCHE TRADITION SEIT HUNDERTEN VON JAHREN
Die Legende besagt, dass der
Kaiser von China vor fast
5.000 Jahren durch Zufall den
Tee entdeckt hat, als ihm der
Wind Teeblätter in seine Tasse
mit heißem Wasser blies. Inzwischen
ist Tee – gleich nach dem
Wasser – rund um den Globus
das beliebteste Getränk. An
unserer Küste hat Tee eine lange
Tradition. Die Teezeremonie,
aus Ostfriesland stammend,
wird inzwischen in der ganzen
Küstenregion gepflegt:
Bevor der Tee in die
Tasse kommt, legt man
ein großes Stück Kandis hinein.
Bei der ostfriesischen Art der
Zeremonie ist der Kandis oder
auch Kluntje groß und weiss.
Dann wird langsam der Tee eingegossen
– auf keinen Fall wird
umgerührt! Ist dabei ein leichtes
Knacken des Kandis zu hören,
war der Tee heiß genug. Die
Tasse darf allenfalls halb voll
gegossen werden. Nun kommt
die Sahne hinzu, die man aus
dem „Rohmlepel“ – dem Sahnelöffel
– langsam am Innenrand
der Tasse entlang in den Tee
laufen lässt. Die dabei entstehenden
Sahnewölkchen breiten
sich langsam vom Kluntje zum
Tassenrand hin aus und versinken.
Echte Teekenner genießen
gerade diesen Moment und
beobachten die immer neuen
Figuren, die sich durch die Sahne
auf der Teeoberfläche bilden.
Übrigens – auch wenn auf der
Untertasse ein Teelöffel liegt –
zum Umrühren ist dieser nicht
gedacht, denn seinen Tee trinkt
der Ostfriese „ungerührt“. Drei
Mal darf diese Zeremonie wiederholt
werden – dann endlich
kommt auch der Teelöffel zum
Einsatz: Man legt ihn in die Tasse
hinein und zeigt damit ohne
Worte an, dass gemäß dem
Sprichwort „Dree is Oostfresen
Recht“ keine weitere Tasse Tee
mehr gewünscht wird.
Wenn Sie diese kurze Einweisung
in die Ostfriesische Teezeremonie
beherzigen, wird Ihnen
die Anerkennung Ihrer
Gastgeber gewiß sein!
WOHER KOMMT DER TEE?
Indien, Darjeeling und Ceylon
sind die heutigen Hauptanbaugebiete
des grünen Goldes, wie
die Teepflanze auch genannt
wird. Früher versuchte man, die
Teeprobe bei Bünting in Leer. Das älteste private Teehandelshaus in Ostfriesland
beschäftigt sich seit 1806 mit Tee und bietet eine große Sortenvielfalt. Foto: Bünting
begehrte Pflanze auch in Europa
anzubauen – sie entwickelten
sich zwar recht gut, jedoch nur
unter Glas.
TEE ERNTEN IST HANDARBEIT
Generell wird Tee auf hüfthoher
Buschgröße gehalten. Dabei
muss die Pflanze regelmäßig
gestutzt werden, um den Busch
in der vegetativen Phase zu
erhalten und ein Blühen bzw.
Fruchten zu verhindern. Eine
geübte Teepflückerin schafft es,
am Tag ca. 16 – 24 kg Teeblätter
zu ernten. Diese reduzieren sich
dann während der Weiterverarbeitung
auf ungefähr ein Viertel
der Ausgangsmenge.
DIE WICHTIGSTEN TEESORTEN
Tee bietet eine unendliche
geschmackliche Vielfalt. Die
Aromapalette reicht von lieblich
zart bis hin zu kräftig-würzig.
Neben den zahlreichen
Varianten von fermentiertem
schwarzen Tee stehen auch
unterschiedliche Sorten des
unfermentierten Grüntees zur
Auswahl sowie viele weitere
Teespezialitäten.
Foto: AdobeStock
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