Alpakas sind zwar scheue Tiere, aber wenn sie eine Bindung zum Menschen aufgebaut haben, gelten die sanften Tiere als zutraulich. Foto: Grell
Alpakas sind zwar scheue Tiere, aber wenn sie eine Bindung zum Menschen aufgebaut haben, gelten die sanften Tiere als zutraulich. Foto: Grell
Vom Wolllieferant zum Therapietier

Alpakas im Kreis Cuxhaven: "Kuscheltiere" mit positivem Einfluss auf den Menschen

von Vanessa Grell | 05.09.2023

Die großen Augen, das weiche und wollige Fell sowie der Körperbau der Alpakas lässt sie aussehen wie zu groß gewordene Kuscheltiere. Dabei sind die Verwandten der Kamele sehr vielseitig und haben auch auf den Menschen eine positive Wirkung. 

Obwohl die äußere Erscheinung der Alpakas zum Kuscheln einlädt, sind diese gar nicht unbedingt auf Körpernähe aus. "Alpakas an sich sind keine Kuscheltiere", weiß Anika Pinkernell, Zoopädagogin und Biologin im Wingster Waldzoo. Trotzdem haben sie auf den Menschen eine besondere Wirkung und sind sehr vielseitig. 

Ursprünglich stammen die Alpakas aus Südamerika. Genauer gesagt aus den Anden. Mit ihren Klauen und dem Ballen unter dem Fuß sind sie perfekt an die bergige Umgebung angepasst und können gut klettern. Ihr dickes, wolliges Fell dient ihnen als Schutz vor der Kälte. "Nachts herrschen in den Anden Minusgrade, da benötigen die Alpakas ihr Fell zum Überleben", erklärt Pinkernell. Auch die Geburten der Tiere sind an die Umgebung angepasst. "Alpakas gebären immer vormittags. Denn nach der Geburt sind die Tiere noch nass und haben so den gesamten Tag Zeit zu trocknen. Würden die Jungtiere abends oder nachts geboren werden, drohten sie an Unterkühlung zu sterben", so Pinkernell. 

Auch der Wingster Waldzoo begrüßte in diesem Jahr Nachwuchs: Zwei Alpaka-Babys, die auf die Namen Ingo und Mario hören. Insgesamt besteht die Herde im Zoo aus acht Tieren. "Wenn die Tiere sich bedroht fühlen oder angegriffen werden, können auch Alpakas genauso wie die Lamas spucken", erklärt Anika Pinkernell. Im Zoo haben die Alpakas daher eine Wiese, durch die ein Weg führt, den die Besucher nicht verlassen dürfen, Dadurch können die flauschigen Vierbeiner selbst entscheiden, ob sie sich den Menschen nähern. Die Tiere bauen zu jedem Menschen schnell eine individuelle Bindung auf. Daher sind sie auch als Therapie-Tiere oder Trekking-Partner so beliebt.

Die Wolle von Neugeborenen, wie Alpaka-Baby Mario, ist besonders weich und wird daher teuer gehandelt. Foto: Grell

Alpakatherapien und -wanderungen

Während die Alpakas in ihrer südamerikanischen Heimat überwiegend als Wolllieferant genutzt werden, dienen sie in Deutschland sogar als Therapietiere. Die Zoopädagogin ist sich sicher: "Die Nähe zu den Tieren beruhigt die Menschen. Vor allem für Personen, die eher zurückhaltend sind, eignen sich die Alpakas perfekt, da sie selbst nicht aufdringlich sind." Außerdem können die Alpakas die Menschen sehr gut einschätzen. "Es gibt sogar Alpakatrainings für Manager", sagt Pinkernell und lacht. Bei diesen sollen die Teilnehmer lernen, mit den Alpakas umzugehen. Pinkernell fügt hinzu: "Bei den Alpakas benötigt man Fingerspitzengefühl. Ähnlich ist es bei Mitarbeitern, das sollen die Führungspersonen dabei lernen."

Auch bei Alpakawanderungen geht es darum, dass die Tiere die Menschen beruhigen sollen. Dadurch, dass sie schnell eine Bindung zu ihrem Begleiter aufbauen, sind die Alpakas perfekt für diese Wanderungen geeignet. Die Zoopädagogin erinnert sich: "Gerade bei diesen Wanderungen passiert es schnell, dass sich die Menschen in die Alpakas verlieben und sich selbst welche anschaffen wollen." Theoretisch kann jeder privat Alpakas halten - wenn man sich an die Auflagen hält. Dazu zählt unteranderem, dass die Tiere nicht alleine gehalten werden dürfen, zwei Alpakas mindestens eine Weidefläche von 1.000 Quadratmetern bereitgestellt werden muss (für jedes weitere Tier müssen mindestens 100 Quadratmeter Weide dazukommen) und die Halter ein Mindestmaß an Sachkenntnis und räumlichen Gegebenheiten nachweisen können.

Nicht nur im realen Leben, sondern auch auf Social-Media ziehen Alpakas die Aufmerksamkeit auf sich. "Sie erfüllen ganz einfach das Kindchen-Schema. Sie haben große Augen, flauschiges Fell, eine witzige Frisur auf dem Kopf und sind einfach besonders", schwärmt Anika Pinkernell. Im Wingster Waldzoo nutzt Pinkernell den Alpaka-Wallach Michel als Schulungstier: "Wenn Kinder in die Zooschule kommen, nehme ich Michel häufig auf Führungen mit. Er lässt sich das Halfter problemlos anlegen." Das ist nicht immer der Fall, denn jedes Alpaka hat seinen eigenen Charakter. Dadurch sind sie sehr vielseitig und jedes Tier begegnet den Menschen auf eine unterschiedliche Art und Weise. 

Die vorsichtige und ruhige Art der Alpakas wirkt sich positiv auf die Menschen aus. Foto: Grell

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Vanessa Grell

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

vgrell@no-spamcuxonline.de

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