
Wieder ein Schaf in Steinau getötet: Wolfsdrama schürt Angst, Wut und Proteste
In der kleinen Gemeinde Steinau wird die Unruhe größer. Erneut ist ein Schaf in der Nähe von Wohnhäusern gerissen worden. Kritik und Unsicherheit wachsen.
In Steinau wächst die Sorge vor einer Wolfsplage. Erneut ist ein Schaf ums Leben gekommen. Schafhalter Thomas Reinecke, der bereits mehrere Tiere durch Raubtier-Angriffe verloren hat oder die verletzt wurden, sieht ein Behörden- und Politikversagen. Und auch beim Landvolkverband schrillen die Alarmglocken immer lauter. Derweil ist Steinau medial durch die Entwicklung in der jüngsten Zeit zu einem Begriff geworden.
Reinecke hat in den vergangenen Tagen viel durchgemacht. Das geht auch emotional an ihm nicht spurlos vorbei. Kein Wunder. Der Postbote betreibt die Schafzucht nur als Hobby. Doch inzwischen ist diese Freizeitgestaltung zu einer Belastung geworden. Mehrere Tiere waren in den vergangenen Tagen verletzt oder getötet worden.
Er spricht von einem "mulmigen Gefühl", wenn er an die Bedrohung für seine Schafe denkt. Dass sich ein Wolf oder ein ganzes Rudel in Steinau herumtreiben, steht für ihn fest. Er selbst habe entsprechende Beobachtungen gemacht. Erst am Wochenende waren Schafe getötet worden; nur rund 100 Meter vom örtlichen Kindergarten entfernt.
Die Kinder - so heißt es in Steinau - würden das Geschehen kaum mitbekommen. Die Bereitschaft, sich über die Situation im Dorf öffentlich gegenüber Medien zu äußern, ist nicht sonderlich ausgeprägt. In einem Fernsehbeitrag, der am Montagabend ausgestrahlt worden war, ist Schäfer Reinecke aber die Belastung deutlich anzumerken. Er ringt mit den Worten, um die Situation zu beschreiben. Er ringt um Fassung. Erst später erklärt er, wie schwer es sei, wenn man nicht wisse, ob es nicht wieder einen Angriff mit toten und verletzten Schafen geben würde.
Schäfer hat Tiere umgesiedelt
Inzwischen hat er alle seine Tiere aus Steinau nach Flögeln und Otterndorf abtransportieren lassen, wo sie hoffentlich sicher seien. "Aber das kann doch keine Dauerlösung sein", sagte er nach dem erneuten Vorfall in dieser Woche im Gespräch mit der Redaktion der Niederelbe-Zeitung und den Cuxhavener Nachrichten. Er habe sich auch mit dem Landkreis Cuxhaven in Verbindung gesetzt, um eine oft zitierte "Entnahme" von Wölfen zu ermöglichen. Dort sei man auch grundsätzlich kooperativ und verständnisvoll gewesen. Doch die gesetzlichen Möglichkeiten für einen solchen Schritt seien sehr eng gesteckt. Reinecke: "Aber es kann so nicht weitergehen. Es muss etwas passieren. Wir leben hier in einem kleinen Ort mit langen Wegen; die dunkle Jahreszeit beginnt. Allein der Weg zur Bushaltestelle oder zum Kindergarten ist doch eine Belastung."
Landvolk-Vize: "Verzögerungstaktik"
Jörn Ehlers aus dem Kreis Stade ist Sprecher des Aktionsbündnisses "Aktives Wolfsmanagement" und Vize-Präsident des Landvolks Niedersachsen. Mit deutlichen Worten kritisierte er erst vor wenigen Tagen "die ausbleibenden Entscheidungen des niedersächsischen Umweltministers Christian Meyer beim Umgang mit dem Wolf". Er wirft ihm eine "klare Verzögerungstaktik" vor.
"Das grenzt an Arbeitsverweigerung"
Meyers Verhalten grenze an "Arbeitsverweigerung" und bestätige den Eindruck, dass die Grünen "das Raubtier Wolf höherstellen als die Weidetierhaltung", sagt Ehlers. Und: "Herdenschutz hat für Umweltminister Meyer offenbar doch keine so hohe Priorität, auch wenn er dies immer wieder betont. Den Worten folgen keine Taten."
Heute Mahnfeuer in ganz Europa
Viele Weidetierhalter würden am heutigen Freitag, 26. September, daher ein "wichtiges Signal" senden. Um 19.30 Uhr seien sie in ganz Europa aufgerufen, sich an einem Mahnfeuer für den Erhalt der Weidetierhaltung zu beteiligen. Ehlers: "Auf Höfen, Dorfplätzen und Weiden werden zeitgleich Feuer entzündet und anschließend Fotos und Videos unter dem Hashtag #Mahnfeuer26Sept2025 in den sozialen Medien verbreitet."
Der Förderverein der Deutschen Schafhaltung als Veranstalter betone den "friedlichen, aber unmissverständlichen Charakter" der Aktion: "Die Mahnfeuer sind ein klares Zeichen - für den Schutz unserer Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde und für politische Rahmenbedingungen", die nicht nur eine Deklaration seien.