Filialen von Cuxhaven bis Hemmoor: Bäcker Buck in Insolvenz - so geht es weiter
Preisexplosionen für Energie und Rohstoffe und Konkurrenzdruck macht auch im Kreis Cuxhaven den Bäckern das Leben schwer. Der Familienbetrieb von Bäcker Buck musste jetzt Insolvenz anmelden. So geht es weiter mit dem Unternehmen und seinen Filialen.
Längst hat nicht jedes Handwerk mehr goldenen Boden. Das Bäckerhandwerk steckt in einer massiven Krise. Gestiegene Produktionskosten machen den Bäckern das Leben schwer. Jetzt sucht ein familiär geführter Traditionsbetrieb aus dem Kreis Cuxhaven nach Wegen aus der Krise - und wählt dazu die Möglichkeit der Insolvenz in Eigenregie, damit nach 77 Jahren nicht Schluss ist. Der Ofen soll anbleiben und die Kundschaft weiterhin nicht auf die Spezialität Hadler Butterkuchen sowie Brötchen, Brot oder Torten verzichten müssen.
Insolvenz in Eigenverwaltung eröffnet
Über das Vermögen der Bäcker Buck KG in Cadenberge wurde am 1. April das Insolvenzverfahren eröffnet. Dabei handelt es sich allerdings um ein gerichtlich abgestimmtes Verfahren in Eigenverwaltung - und nicht um eine angeordnete Regelinsolvenz.
Das bedeutet, dass die wirtschaftlichen Belange in den Händen der Familie Buck bleiben und der vom Amtsgericht Cuxhaven eingesetzte Sachwalter, der Bremer Rechtsanwalt Berend Böhme, die Entscheidungen mit ihr abstimmt und die Kassengewalt hat. Böhme betonte gegenüber unserem Medienhaus: "So ein privilegiertes Verfahren eignet sich für den redlichen Schuldner, der sich rechtzeitig in Verbindung setzt." Der Geschäftsbetrieb in der Bäckerei im Gewerbebetrieb Cadenberge sowie in den Filialen solle jetzt fortgeführt und saniert werden.
Zwei Filialen geschlossen
Aber zu ersten Konsequenzen hat das im Januar begonnene Verfahren geführt. So wurden bereits zwei wirtschaftlich schwächere Filialen geschlossen - in Lamstedt und eine von zwei Verkaufsstellen in Hemmoor. "Leider mussten wir drei Mitarbeitern betriebsbedingt kündigen", bedauerte Thilo Buck.
Die insgesamt sechs Niederlassungen in Cuxhaven, Otterndorf, Cadenberge und Hemmoor blieben jedoch bestehen und auch am bewährten Sortiment werde sich vorerst nichts verändern. Insgesamt sind heute 50 Mitarbeitende - Bäcker am Standort Cadenberge sowie Personal in den Verkaufsstellen - in dem Unternehmen beschäftigt.
Betrieb in dritter Familiengeneration
Thilo Buck (36), Bäckermeister in nunmehr dritter Generation, betonte gegenüber unserem Medienhaus: "Wir sind ein gutes Unternehmen, haben Spaß, an dem was wir machen und sind mit Herzblut dabei. Aber wir hatten Pech wegen der Energiekrise, deshalb haben wir uns Hilfe geholt." Gemeinsam mit dem Sachwalter Böhme wollen die Bucks - persönlich haftender Gesellschafter ist übrigens Senior Hans Buck - jetzt Wege aus der finanziellen Schieflage finden und tragbare Strategien für die Hadler Backmanufaktur entwickeln. Eine Option sei, dass die Familie den Betrieb langfristig fortführe.
Auch Thilo Bucks Schwester ist mit in dem Betrieb tätig. Allerdings würden auch andere Strategien ausgelotet, sagte Sachwalter Böhme. Seine Rolle in dem Mehrgenerationenbetrieb versteht der Rechtsanwalt nicht zuletzt als Impulsgeber. "Ich bin dazu da, Dinge auf den Prüfstand zu stellen. Wir drehen jeden Sack Mehl und jedes Produkt um und kalkulieren es durch."
Gründe für wirtschaftliche Schwierigkeiten sind vielfältig
Gründe für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind mannigfaltig. Familie Buck ist nicht alleine mit ihren Sorgen. Die ganze Bäckerbranche kämpft ums Überleben. Preissteigerungen beim Personal, massive Kostenerhöhungen beim Material und bei der Energie - die Öfen müssen intensiv mit Gas betrieben werden - sind schwerlich an die Kundschaft eins zu eins übers Brötchen, übers Brot oder das Stückchen Kuchen weiterzugeben. Und als wäre es nicht schwer genug, kommt noch der Konkurrenzdruck durch die Backtheken bei den Discountern hinzu.
Innerhalb eines Jahres habe sich allein der Mehlpreis nahezu verdoppelt. "Die kompletten Rohstoffpreise stiegen um 20 Prozent", rechnet der junge Bäckermeister aus Cadenberge vor. Zudem habe die Corona-Pandemie durch Wegbrechen von Café-Besuchern und Tourismus zusätzlich zu den Schwierigkeiten beigetragen, erläuterten Thilo Buck und Behrend Böhm in einer Telefonkonferenz.
Thilo Buck wünscht sich für senen Betrieb, dass das Thema Manufaktur, lokal produzierte Backwaren und Handarbeit bei der Kundschaft verstärkt wieder ankommt. "Wir machen hier schließlich individuelle Produkte." Er möchte zudem allgemein dazu beitragen, dass die Bevölkerung für das Thema der gesamten Branche sensibilisert wird verstärkt bei ihrem Handwerksbäcker einkauft: "Denn sonst schaffen sie es nicht."