
Nostalgie pur: Cadenberge feiert Rückkehr der Kult-Kneipe "Zur Kurve"
Nostalgie erwacht in Cadenberge, wenn die altehrwürdige Gastwirtschaft "Zur Kurve" für eine Nacht wiederbelebt wird. Mit dabei: Musiker Robert Carl Blank und Gäste, die dank des Inventars auf eine Zeitreise in die 70er und 80er Jahre entführt werden.
Genau 50 Jahre ist es her, dass Peter Alexander in 1975 seinen berühmten Schlager "Die kleine Kneipe" zum Besten gab. Wie in allen anderen deutschen Regionen gab es damals auch im Land Hadeln zahlreiche Kneipen. Auch wenn diese im Laufe der Zeit ihren Betrieb einstellten, erblühte eine von ihnen nun kurzzeitig wieder zu neuem Leben. Der Kulturkreis Am Dobrock veranstaltete in der ehemaligen Gastwirtschaft "Zur Kurve" von Reni Meyer ein Konzert mit dem Musiker Robert Carl Blank.
Im Jahr 1889 erbaut, wurde die Gastwirtschaft zuletzt von Reni Meyer betrieben. "Die Schwiegereltern meiner Oma haben die Kneipe damals gegründet", weiß Birte Mußmann, Tochter von Reni Meyer, zu berichten. Als eine Besonderheit gilt, dass die Gastwirtschaft im Jahr 1975 wegen des Ausbaus der B73 abgebrochen und durch einen Neubau in unmittelbarer Nähe ersetzt wurde. "Es gab damals für die Straße nur Gelder vom Land, wenn die Kneipe erhalten bleiben würde", so Birte Mußmann. 1982 übernahm Reni Meyer den Betrieb.

Nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt ging man damals sonntags anschließend in die Kneipe "Zur Kurve", erinnert sich Birte Mußmann. "Wir hatten 30 Plätze und um den Tresen einige Hocker, da war immer gut was los", Birte Mußmann auf die Schankwirtschaft, in der es nur "Flüssiges" gab, zurück. 2011 schloss Reni Meyer den Traditionsbetrieb.
Zurück in den Achtzigern
"Willkommen zurück in den Achtzigern", eröffnet Wolfgang Heß vom Kulturkreis Am Dobrock den Abend und damit eine Zeitreise für viele der Anwesenden. Oder wie es Michael Diehr, der Nachbar von "gegenüber", mit einem Grinsen ausdrückt: "Jetzt gucke ich hier seit 25 Jahren auf das Haus und nun sehe ich es mir endlich mal von innen an."
Der nostalgische Hauch der Siebziger und Achtziger weht durch den "Zur Kurve"-Gastraum: Die Tapeten an den Wänden, der Teppichboden und auch die Gardinen scheinen die vergangenen Jahrzehnte unbeschadet überdauert zu haben. Und schweift der Blick in eine Ecke des Raumes, steht dort ein "Polyphon Musikautomat", ein selbstspielendes mechanisches Musikinstrument, das um 1900 hergestellt wurde. Dann geht es los. Das Konzert beginnt.

Wie der eingangs genannte Schlager von Peter Alexander erblickte auch der in Hamburg lebende Robert Carl Blank im Jahr 1975 das Licht der Welt. Auch wenn er zuvor sechs Alben in englischer Sprache veröffentlichte, stehen in Cadenberge ausschließlich deutsche Songs und damit sein aktuelles Werk "Ungefähr genau hier" im Mittelpunkt. Laut Rezension eines Fachmagazins ist dieses Album "ein neues Meisterstück des deutschsprachigen Songwriter-Pop". Musikalisch begleitet wird Blank an diesem Abend von Chris Drave an der Geige und Mandoline.
Songs mit sensiblen Themen
Inhaltlich behandeln die Songs von Robert Carl Blank oft sensible Themen wie Autismus ("Bis zehn") oder Zeitkritisches ("Die Zeichen werden lauter"). Aber auch "Der Seemann", ein Stück des neuen Albums, das als Single veröffentlicht wurde, oder "Das Gericht" ("was wäre eine Platte aus Norddeutschland ohne ein Piratenlied", so Robert Carl Blank) gehören, einfühlsam vorgetragen, zum Repertoire des Songwriters. Einen Vorgeschmack auf das im kommenden Jahr erscheinende neue, ebenfalls wieder deutschsprachige Album bietet der Song "Die Liebe war immer da", das von einer Reise nach Estland erzählt.
Im letzten Lied des Abends "Alles Gold dieser Welt" lautet eine Textzeile treffend "bis wir uns wiedersehen". Denn Wolfgang Heß hatte zu Robert Carl Blank bereits angekündigt: "Nächstes Jahr kommt er auf jeden Fall wieder." Auch die Kneipe "Zur Kurve" soll für künftige Veranstaltungen eine Option bleiben.
Von Arno Grewe