
Neues Leben im alten Gemäuer: Das plant Cadenberge für seinen historischen Bahnhof
Der Fahrplan steht: So geht es mit dem Bahnhof Cadenberge weiter. In den weitgehenden Leerstand soll schließlich wieder Leben einziehen. Wie das aussehen kann, liegt jetzt in den Händen der Planer. Der Auftrag an ein Architektenbüro ist vergeben.
Dieser Backsteinkomplex aus der Kaiserzeit ist das Eingangsportal des Ortes. Seit Sommer 2022 gehört das Bahnhofsgebäude der Gemeinde, die es aus einer Insolvenz gekauft hatte. Die Grundstücksfläche beträgt 2075 Quadratmeter. Der um 1895 errichtete Komplex liegt in einem Fördergebiet mehrerer Programme. Daher kann die Gemeinde Cadenberge für die Herrichtung mit erheblicher öffentlicher Unterstützung, vor allem aus der Städtebauförderung rechnen. Die wird auch dringend benötigt, denn das gesamte Bahnhofgebäude ist ein Sanierungsfall.
Optik soll erhalten bleiben
Der in Richtung Hamburg befindliche Flügel mehr als der Rest, sodass auch schon Überlegungen im Raum standen, dort den Abrissbagger anrollen zu lassen. Aber dies scheint nach erstem Augenschein des beauftragten Planungsbüros vom Tisch zu sein. Bürgermeister Wolfgang Heß erläuterte auf der Cadenberges Umweltausschusssitzung, dass der Gebäudekörper aus Sicht der Architekten aus optischen Gründen erhalten bleiben müsse, also dieser hintere Teil saniert beziehungsweise wiederaufgebaut werde. Das habe ihn auch persönlich beruhigt, machte Heß kein Hehl aus seiner Meinung. Wichtig aus seiner Sicht sei, dass auch die Bahn AG rechtzeitig angesprochen wird, die in dem Gebäude noch das Stellwerk betreibt. Wie die Pläne der Bahn dementsprechend aussehen - also Beibehaltung des Status oder Wegzug - sei schließlich für die Planung nicht unerheblich.
Stader Architekten planen
Der Planungsauftrag für die Modernisierungsvoruntersuchung erging jetzt an das Architektenbüro Schüch und Cassau aus Stade. In diesem Zuge fand auch eine Begehung statt. Das Portfolio der Architekten ist breit gefächert. Von der energetischen Sanierung eines Einfamilienhauses oder einer Wohnanlage über die Planung einer Umnutzung von Gebäudeteilen bis hin zur Ertüchtigung denkmalgeschützter Bauwerke reicht dessen Expertise. Zahlreiche Referenzobjekte von einer Kirchturmertüchtigung für die Turmbesteigung von St. Cosmae in Stade bis zum Umbau eines Poolraums zur Ferienwohnung, der ausgewählt wurde zum Tag der Architektur 2015, beschreibt die Homepage der Planer.
Das Büro Schüch und Cassau werde der Gemeinde Cadenberge drei Varianten vorstellen, in die auch die Vorstellungen der Einwohnerschaft einfließen sollen, die während eines Tages des offenen Bahnhofs im vorigen Jahr gesammelt wurden. Die letztliche Entscheidung trifft die Gemeindepolitik.
Cadenberges Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm "Lebendige Zentren" ist wichtige Grundlage des Sanierungsgroßvorhabens. Insgesamt erhält Cadenberge 5,4 Millionen Euro aus dem Topf, von denen 500.000 Euro bereits ausgeben seien. Besonders durch die finanzielle Unterstützung von Bund und Land zu je einem Drittel könnten Maßnahmen ergriffen werden. Das verbleibende Drittel muss die Gemeinde allerdings selbst tragen. Mit den Arbeiten begonnen werde aus buchhalterischen Gründen noch in 2025, weil die Finanzierung bis zu bestimmten Fristen festgeschrieben ist, erläuterte Gemeindedirektor Frank Thielebeule. Er brachte während der Sitzung seine Hoffnung zum Ausdruck, dass das Vorhaben zügig vorankommt. Aber der Gemeindedirektor weiß jedoch, dass man in einem historischen Bauwerk manche Überraschungen erleben könne.