Der emeritierte Professor Gerd Ganteför kritisierte beim „Herrenabend“ in Cadenberge die aus seiner Sicht falsche Doktrin der Dekarbonisierung. Sie führe zum Verlust des Wohlstands. Foto: Rohde
Der emeritierte Professor Gerd Ganteför kritisierte beim „Herrenabend“ in Cadenberge die aus seiner Sicht falsche Doktrin der Dekarbonisierung. Sie führe zum Verlust des Wohlstands. Foto: Rohde
Prof. Gerd Ganteför

Vortrag in Cadenberge: Gefährdet der Klimaschutz unseren Wohlstand?

von Ulrich Rohde | 01.04.2025

Der Physikprofessor Gerd Ganteför gehört zu den umstrittensten Wissenschaftlern, die sich mit dem Klimawandel und dessen Folgen beschäftigen. In Büchern und in Videos auf Youtube vertritt er Thesen, die immer wieder Kontroversen auslösen.

Jetzt war Ganteför beim 17. "Herrenabend" im Cadenberger "MarC 5" als Vortragender zu Gast. 150 Gäste wollten im Bürgersaal hören, was Prof. Ganteför zu sagen hat. Er ist emeritierter Professor an der Universität Konstanz und lebt in der Schweiz. Sein Thema: "Wie geht es in Deutschland wieder bergauf? Wissenschaftliche Analyse und Handlungsempfehlungen im Staccato". Ganteför versprach eine ideologieneutrale Analyse, was insoweit folgerichtig ist, weil er die vorherrschenden Meinungen in der Klimaforschung für ideologisiert hält, geradezu für einen mit zahlreichen Dogmen behafteten "Niedergang einer Kultur der Wissenschaft".

"Klimadogmatismus führt zu sozialistischer Mangelwirtschaft"

Sein Hauptargument gegen die Energiewende: Sie befördere die Deindustrialisierung in Deutschland und der gesamten EU. "Der Klimadogmatismus führt zu sozialistischer Mangelwirtschaft", so Ganteför. Der Wissenschaftler ist kein Leugner des Klimawandels, doch er zieht vollkommen andere Schlüsse daraus und gibt alternative Handlungsempfehlungen. Das Ziel der Null-Emission, dem alles untergeordnet werde, stelle eine Gefahr für den Wohlstand dar. In Deutschland werde Klimaschutz im Einklang mit einem ausufernden Wohlfahrtsstaat bis zur Selbstzerstörung betrieben. Die globale Erderwärmung lasse sich ohnehin nicht aufhalten, und schon gar nicht mit regional begrenzten Maßnahmen in Deutschland.

Deutscher Weg führt in die "Schrumpf-Gesellschaft"

Die Folge des deutschen Weges werde ein Verlust des Lebensstandards sein, eine "Schrumpf-Gesellschaft", am Ende ein "Failed State" vom Schlage Venezuelas, warnte Ganteför. Schon jetzt sei die globale Konkurrenzfähigkeit Deutschlands deutlich gesunken, die Regierungseffizienz allenfalls mittelmäßig. Industrien als Garanten des Wohlstands seien dabei abzuwandern. "Hochsteuer- und Umverteilungsländer wie Deutschland sterben langsam, die Gesellschaft verarmt."

Die EU erstarre in Bürokratie

Das Schreckensszenario weite sich laut Ganteför auf die Infrastruktur, das Gesundheits-, Renten- und Sozialsystem und die Armee aus. Die EU sei führend in Regulierung, aber nicht in technologischer Innovation. Sie erstarre in Bürokratie. Die Bildungsmisere habe längst zur Verdummung, zur Leistungsferne und schlechter Qualifikation geführt. Es sei ein Fehler, diese Probleme weiter zu ignorieren.

Als eines der Probleme identifiziert Ganteför auch die "ungesteuerte Migration". Der Verlust gesellschaftlicher Kohärenz bewirke den Zerfall der Kerngesellschaft. Das bedeute einen Verlust an Identifikation mit der Gesellschaft.

"Wohlstand braucht 
preiswerte Energie"

Doch der Professor hatte in Cadenberge nicht nur eine apokalyptische Vision im Gepäck, sondern auch einige radikale Lösungsansätze. Sonst wäre den Gästen des "Herrenabends" anschließend wohl auch die traditionelle Hochzeitssuppe im Halse stecken geblieben. "Wohlstand", so Ganteför, "braucht preiswerte Energie in großen Mengen." Zudem gelte es, die Migration zu begrenzen und Asyl nur auf Zeit zu gewähren. Die Kernbevölkerung dürfe nicht ausgegrenzt werden. Ein Riesenbrocken sei zudem die Erneuerung des Bildungssystems. Er forderte eine Abkehr von der "Planwirtschaft", weniger Regulierung und Bürokratie sowie eine Senkung der Steuern. Und zum Schluss: "Wir müssen weg von den Angstideologien."

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Redaktionsleiter
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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