
Otterndorfs besondere Campingplatz-Begegnungen: "Alle mit Fröhlichkeit angesteckt"
Zwischen Regen und Sonnenschein: Auf dem Campingplatz am See Achtern Diek in Otterndorf trotzen Camper dem Wetter mit Kreativität und guter Laune. Ob Schotterwege oder Spielscheune: Die Urlauber-Geschichten sind so vielfältig wie das Wetter selbst.
Dienstagvormittag, 11 Uhr, Campingplatz See Achtern Diek. Nach Tagen mit grauem Himmel und hartnäckigem Regen blinzelt endlich wieder die Sonne durch. Auf dem Platz riecht es nach feuchtem Gras, etwas Gummi und Kaffee. Kinder rennen lachend über die Wiesen, irgendwo schnurrt ein Rasenmäher, auf einem Klapptisch im Vorzelt steht noch die Thermoskanne vom Frühstück. Die Stimmung? Fröhlich bis euphorisch.
Michaela Buck steht im Kiosk hinter nahe der gläsernen Kuchenvitrine. Tortenstücke gehen hier auch bei Regen. "Eis übrigens auch", sagt sie lachend. Buck arbeitet im Shop für Birgit und Armin Lorenz, die das Geschäft seit zehn Jahren führen. Wenn es draußen schüttet, suchen die Gäste Rat: "Was tun mit dem Kind? Oder mit dem Hund?" Ihre Antwort: "Spielscheune, Natureum, Museum Windstärke 10 in Cuxhaven oder mit der Bimmelbahn durch Otterndorf."

Ihr ganz besonderer Moment? "Ein Junge mit Behinderung war kürzlich hier mit neun Geschwistern - er kam täglich in den Laden, machte Fotos von der Deko-Keramik und hat alle mit seiner Fröhlichkeit angesteckt. Für ihn gab's kein schlechtes Wetter."
Zwischen Schotter, Schafen und Schlaf-Fässern
Platzwart Lars Paulsen, seit 20 Jahren das freundliche Gesicht des Campingplatzes, hat den Überblick über 550 Stellplätze - und alle Eventualitäten. "Wenn es richtig matschig wird, dann streuen wir Schotter oder legen Bretter aus." Die Camper? "Sind vorbereitet. Die wissen, was kommt."

Was tun bei Regen? "Die Familien gehen ins Museum oder in die Spielscheune ganz in der Nähe. Viele fahren nach Cuxhaven - und alle kommen wieder zurück." Beschwerden gibt's selten, manchmal sind sie kurios: "Einmal wollte jemand, dass wir das Blöken der Schafe abstellen. Oder die Rabenvögel, die morgens aufs Schlaf-Fass mit ihren Schnäbeln picken."

Der Campingplatz sei wetterfest gemacht worden, sagt Paulsen. Und auch sonst: "Saubere Sanitäranlagen sind das A und O." Die Stadt Otterndorf, Eigentümerin des Platzes, investiere kontinuierlich - zuletzt in die energetische Sanierung der Gebäude, bald soll die Promenade dran sein.
"Es gibt kein schlechtes Wetter, nur Nudeln mit Soße"
Stefan Mank, Camper aus dem Ruhrgebiet, ist mit Frau und Tochter da. Als der Reporter ihn trifft, schiebt er gerade mit seinem Fahrrad Grünschnitt zur Entsorgung. "Wir sind wetterfest", sagt er. "Gummistiefel, gute Laune - das reicht." Bei Regen wird auch mal aufwendig gekocht. "Ein Freund hat schon einmal für 25 Leute im Wohnwagen gekocht - geht alles, mit zwei Herdplatten."

Auch für Carla Cegan und Ida Brügmann aus Stade ist Regen kein Grund zur Trübsal. Die beiden jungen Frauen kamen am Morgen mit dem Zug an. An der Hand ihren Bollerwagen. Darin verstaut zwei Zelte, Proviant und Spiele. "Crêpes haben wir zu Hause schon vorgebacken", sagen sie. Ihr Programm? "Uno, Quatschen, Tischkicker - und vielleicht ein bisschen Sonne tanken."

Mit Cruiser und kleinem Fiat durch die Republik
Wolfgang und Else Meyer aus Rhauderfehn cruisen mit fünf Tonnen durchs Land. Ihr Concorde-Mobil hat alles an Bord: Dusche, Fernseher, Strom und gelegentlich auch einen Fiat Abarth im Anhänger. "Wir brauchen nur einen Platz zum Stehen", sagt Wolfgang Meyer. In Otterndorf gefällt es ihnen: "Große Stellplätze, direkte Lage am Wasser - ideal."

Was sie mit dem Wetter machen? "Nehmen, wie es kommt. Wir fahren notfalls mit dem kleinen Wagen in die Stadt." Die Meyers reisen viel, auch nach Spanien, aber Otterndorf steht regelmäßig im Kalender. "Freunde besuchen, Fisch essen - einfach mal herunterkommen."
Gassigänge, Gummistiefel und gute Laune
Auch Barbara Schröder ist überzeugte Wiederholungscamperin - aus Altenbeken angereist, mit Mann und Tochter Maya sowie Hund Pepe. "Wir sind wunschlos glücklich", sagt sie. "Hundedusche, Spielplätze, Fahrradstrecken - top! Nur das WLAN dürfte besser sein."
Für Maya steht fest: Der große Spielplatz ist das Highlight. Für Mama zählt: "Hier ist alles da, was man braucht." Und wenn es wieder einmal vom Himmel schifft: Regenjacke an und raus an die frische Nordseeluft.