Angus-Rinder auf der Außendeichh-Weide: Die Tiere mit Zäunen gegen den Wolf zu schützen, ist an dieser Stelle allein schon wegen der im Herbst einsetzenden Sturmflutsaison nicht möglich. Foto: Koppe
Angus-Rinder auf der Außendeichh-Weide: Die Tiere mit Zäunen gegen den Wolf zu schützen, ist an dieser Stelle allein schon wegen der im Herbst einsetzenden Sturmflutsaison nicht möglich. Foto: Koppe
Nach neuen Nutztierrissen

"Muss etwas getan werden": Cuxhavener Rinderhalterin nach Rissen über das Thema Wolf

von Kai Koppe | 19.09.2025

Wölfe bedrohen zunehmend die Weidetiere in Cuxhaven und Umgebung. Ein Landwirtin fordert Maßnahmen, um ihre Herden zu schützen, und betont die Bedeutung der Weidetierhaltung für die Biodiversität.

Neun tote Schafe in Steinau, ein gerissenes Rind in Nordleda, ein getötetes Jungrind in Cuxhaven: Jüngste Vorfälle belegen aufs Neue, dass Tiere im Freien für den Wolf eine leichte Beute abgeben. Für Weidetierhalter wie Ada Fischer ist das Risiko Alltag geworden. Sie hält es für an der Zeit, dem Isegrim Grenzen zu setzen.

Von einem "Wolfsschutzzaun" will unter Betroffenen niemand mehr reden - geht es doch bestenfalls um Abwehr, nicht mehr. Die Litzen zu legen, ist trotzdem unglaublich teuer; davon abgesehen gibt es Bereiche, in denen die natürlichen Gegebenheiten ihren Einsatz unmöglich machen. "Im Außendeichbereich kann man nicht zäunen", gibt Ada Fischer zu bedenken: Die Rinder der Weidetierhalterin grasen in Bereichen, die im Winterhalbjahr von der Flut überspült werden; bis in den November hinein könnte die Herde eigentlich dort draußen stehen. Aus Sicherheitsgründen wird die Arenscherin dieses Zeitfenster aber nicht ausreizen. Ihre Mutterkühe lässt sie ohnehin nur noch auf einer Hofweide kalben.

Auf der Weide am Bäderring in Cuxhaven wurde ein junges Rind gerissen. Offensichtlich war es ein Wolf. Foto: Kramp

Forderung: Wölfe, die verhaltensauffällig werden, entnehmen

Der Grund: Wölfe sind zu gegenwärtig geworden. Mehrfach schon hat sie Tiere durch Risse verloren, und selbst wenn ein Rind einen Wolfsangriff unverletzt übersteht, ist das kein Garant dafür, dass wirtschaftliche Folgeschäden ausbleiben. Fischer und ihr Mitarbeiter Timo Janke berichten von Rindern, die so traumatisiert waren, dass sie im Umgang nicht mehr "händelbar" waren und abgegeben werden mussten.

"Es muss etwas getan werden", betonen beide und berufen sich dabei unter anderem auf ein Positionspapier des Öko-Anbauverbands Bioland. Im Kreise der Bioland-zertifizierten Weidetierhalter ruft man inzwischen nach einem "aktiven" Management der Wolfsbestände, sprich: nach Maßnahmen, welche über die von Behördenseite propagierten Monitoring-Maßnahmen hinausgehen. Dass der Erhaltungsszustand des Wolfes in hiesigen Breiten gesichert ist, sei ja offenkundig, sagt Fischer. Sie verweist dabei auch auf die EU-Ebene, wo der Schutzstatus des Isegrim bekanntlich bereits herabkorrigiert wurde. Bund, Land und Landkreise müssten nun handeln und den Vorgaben aus Brüssel folgen, fordern Landwirte. Für Fischer heißt das nichts anderes, als eine Rechtslage zu schaffen, auf deren Basis "verhaltensauffällige" Wölfe entnommen werden dürfen. Unter letztere Kategorie würden Tiere fallen, die ihre eigentlich angeborene Scheu vor dem Menschen verloren haben. Oder in Befriedigung ihres Jagdtriebs (Beispiel: Steinau) mehr als ein halbes Dutzend Weidetiere auf einen Schlag massakrieren.

Nutztierrisse Steinau Wolf

Weidetierhalter sichern die Biodiversität

Der Arenscherin geht es nicht darum, den Wolf zu verdammen: "Das sind hochintelligente Tiere", betont sie, hält selbst ernannten Wolfsfreunden jedoch entgegen, welche Auswirkungen es haben würde, die Rudel nach bisherigem Muster gewähren zu lassen: Wenn Landwirte nach wiederholten Rissen ans Aufgeben denken, sei das ein Problem für das gesamte ökologische Gefüge: "Wir brauchen die Weidetierhalter, um eine gewisse Biodiversität zu erhalten", sagt Fischer - und meint damit beileibe nicht nur ihre aus Angus-Rindern bestehende Mutterkuhherde. Deren Haltungsart sichert auch die Vielfalt der Flora im Außendeichbereich - und wegen der Ausscheidungen der Tiere sogar das Überleben bestimmter Insektenarten.

Auf einen Riss müssen Halter stets gefasst sein

Noch etwas ganz anderes sieht Fischer durch sich häufende Wolfsübergriffe gefährdet: "Den Erholungswert meiner Arbeit." Die Bioland-Landwirtin zeigt ein Handy-Video, aufgenommen von einem Augenzeugen, der vor wenigen Monaten zufällig am Deich unterwegs war. Auf dem Clip ist zu sehen, wie ein Wolf in unmittelbarer Nähe ihrer Rinderherde entlangschnürt. Für Ada Fischer heißt das, tagtäglich darauf gefasst sein zu müssen, dass ihren Tieren etwas passiert.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Kai Koppe
Kai Koppe

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

kkoppe@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Malwettbewerb für Kinder

Weihnachtszauber an der Nordsee: Polizei Cuxhaven ruft Kinder zum Mitmalen auf

von Redaktion

Die Polizei Cuxhaven sucht auch in diesem Jahr die schönsten Weihnachtsbilder kleiner Künstlerinnen und Künstler. Von Nordseezauber bis Blaulicht-Weihnachten - kreative Motive sind ausdrücklich erwünscht.

Ein Funken Hoffnung

Geschmückte Traktoren erleuchten wieder das Cuxland bei der beliebten "Lichterfahrt"

von Bengta Brettschneider

Nach bürokratischen Hürden im vergangenen Jahr erstrahlen die Straßen im Kreis Cuxhaven wieder: Die beliebte "Lichterfahrt" kehrt zurück nach Hemmoor, Cuxhaven, Schiffdorf und Otterndorf. Wann und wo die Fahrt stattfindet, erfahren Sie hier.

Hubschrauber geht nach England

Abschied von EC 135: Eine Ära in Nordholz endet

Ein letztes Mal hebt die EC 135 in Nordholz ab, um nach über einem Jahrzehnt voller Innovation und Ausbildung das Kapitel der Marinefliegerei zu schließen. Was bleibt, sind Erinnerungen an eine Ära, die den Seeflugbetrieb prägte.

Tag der Menschen mit Behinderungen

Budget für Arbeit: Chance für Menschen mit Behinderung im Cuxhavener Arbeitsalltag

von Tim Larschow

Siemens Gamesa setzt in Cuxhaven von Beginn an auf gelebte Inklusion - mit Basar, lila Turbinen und vor allem mit echten Jobchancen für Menschen mit Behinderungen. Wie das gemeinsam mit der Lebenshilfe gelingt und welche Erfolge es bereits gibt.