
Rinderriss mitten in der Stadt Cuxhaven nah am Wohngebiet: Es war wohl der Wolf
Es liegt nahe, dass es ein Wolf war, der in der Stadt Cuxhaven in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten in der Nacht zu Montag (15. September 2025) ein junges, rund 200 Kilogramm schweres Rind gerissen hat. Die Herde reagierte panisch.
Gemutmaßt wurde schon länger, aber es fehlten konkrete Hinweise. Aber nun ist der Wolf offenbar mitten im Stadtgebiet in Cuxhaven angekommen. Sabine und Mattias Schult beklagen ein gerissenes Rind an einer direkt am Bäderring (Theodor-Heuß-Allee) gelegenen Weide nahe der Brücke. Ihr Bauernhof liegt an der Altenwalder Chaussee, die Weideflächen befinden sich nur einen Steinwurf von den Wohngebieten Süderwisch und Drangst entfernt. "Wir dachten ja, dass aufgrund der Stadtnähe der Kelch an uns vorüberzieht, aber das hat nicht geklappt", sagen die Landwirte.

Dieser Anblick ist nur etwas für Hartgesottene. Der Kadaver des toten weiblichen Rindes liegt auf der Weide, die Augen starren weit aufgerissen ins Leere. Das Hinterteil klafft offen. Es wurde stark angefressen und ein Hinterbein abgerissen. Von der vermeintlichen Rissstelle, wo eine Blutlache die Weide rot färbt, schleppte der oder die Angreifer das Tier rund drei Meter weg.
Wieviel Kraft muss dahintergesteckt haben, denn immerhin über 200 Kilogramm bringt so ein sechs Monate altes Rind auf die Waage. Über wolfsichere Zäune verfügt das Land nicht. "So hoch kann man sie doch gar nicht bauen, das bringt doch nichts", sagt Sabine Schult. Doch den Landwirten ist es wichtig, den Riss öffentlich zu machen. Schließlich gehöre ein Raubtier nicht in die Stadt und Nutztierhalter müssten besser geschützt werden, finden sie. Auch zu Begegnungen mit Hunden kann es hier kommen.

Der Rissbegutachter der Landwirtschaftskammer, ein Bezirksförster, war am Montagmorgen (15. September 2025) bereits auf dem Hof, um Spuren zu sichern. "Er konnte aber auf dem trockenen Gras keine Trittsiegel feststellen und nicht sagen, ob es sich um ein oder mehrere Tiere gehandelt hat", erklärt Landwirt Schult. Festzustehen scheint jedoch angesichts des Ausmaßes und des Wegschleifens des Kadavers, dass es sich wohl um den Wolf gehandelt hat. Genaue Erkenntnisse werden sicherlich die Untersuchungen bringen.
Herde wohl in Panik
Sabine und Mattias Schult sind erschrocken über den Riss. Am Montagmorgen informierten aufmerksame Nachbarn sie darüber, dass eine Herde junger Rinder ausgebrochen war und die Tiere auf Flächen nahe der Bundesstraße laufen würden, wo sie sonst niemals seien. Gemeinsam mit seinem Vater fing Mattias Schult die zwölf Jungrinder ein, die vermutlich in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden voller Panik Reißaus genommen und dabei stromführende Zäune durchbrochen hatten. Zum Glück seien sie nicht auf die Bundesstraße gelaufen. Diese Jungtiere habe man jeden Tag im Blick, weil zugefüttert werde.

Mattias Schult meint, vor knapp zwei Monaten auf seinen Flächen einen Wolf gesehen zu haben, allerdings herrschte wegen Regens schlechte Sicht. "Für einen Fuchs war es zu groß und ein Goldschakal war es wohl auch nicht." Das Ausmaß des Risses und das Wegschleifen über mehrere Meter bieten ihm nun Gewissheit. "Das schafft kein anderes Tier."
Familie Schult hat ihren Hof an der Altenwalder Chaussee und bewirtschaftet an die 160 Hektar Grün- und Ackerland. Es werden 420 Stück Vieh gehalten. Während die 150 Milchkühe und die Jungtiere auf den Weiden grasen, sind kalbende Kühe in Hausnähe. Die Bullen stehen im Stall.
Hotline für Nutztierrisse:
Försterinnen und Förster der Landwirtschaftskammer Niedersachsen unterstützen durch Rissbegutachtung die Nutztierhalter nach Nutztierschäden, bei denen der Verdacht besteht, dass Wölfe Verursacher sind Zentrale LWK-Hotline 0511 3665 1500 bei Nutztierschäden mit Verdacht auf Wolfsangriffe.
Die Wolfberater des Wolfsbüros vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) waren früher für die Begutachtung zuständig. Heute sind ihre Aufgaben so definiert: Information der Bevölkerung über den Wolf, Bewertung von Nahbegegnungen, Aufnahme von Wildtierrissen und Wolfsmonitoring.