Daten, Planung, Einsatz: Wie sich der Rettungsdienst in Cuxhaven neu aufstellt
Wenn der Notruf eingeht, muss alles schnell gehen. Wer kommt wann und woher? Der Rettungsdienst Cuxland hat seine Struktur neu geordnet, um noch gezielter zu reagieren. Der ärztliche Leiter erklärt die Bedarfsplanung und wo Notärzte stationiert sind.
Ein Verkehrsunfall auf der B73 bei Hechthausen im September 2025 lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit auf einen Rettungsdiensteinsatz im Kreis Cuxhaven. Mehrere Menschen wurden verletzt, darunter ein Säugling. Der erste Rettungswagen war acht Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort. Trotzdem diskutierten nach dem Einsatz Bürgerinnen und Bürger in Hemmoor, warum ein Rettungswagen aus Cadenberge nach Balje im Landkreis Stade ausrücken musste und weshalb in Hemmoor kein Notarzteinsatzfahrzeug mehr stationiert ist. Die Struktur hat einen Grund.
In einer zweiteiligen Serie beleuchtet unser Medienhaus, wie der Rettungsdienst im Landkreis Cuxhaven aufgestellt ist, welche Überlegungen hinter der aktuellen Organisation stehen und welche neuen Entwicklungen die Notfallversorgung künftig prägen werden.
Dr. Benjamin Junge, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst des Landkreises Cuxhaven, erläuterte im Gespräch mit unserem Medienhaus, wie der Rettungsdienst im Landkreis heute organisiert ist - und warum die aktuelle Struktur auf Daten und Bedarfsanalysen basiert.
Aufbau und Struktur
Die Rettungsdienst Cuxland gGmbH ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Landkreises Cuxhaven und seit dem 1. Januar 2025 für die Durchführung des Rettungsdienstes im gesamten Kreisgebiet verantwortlich.
Das Einsatzgebiet umfasst rund 1.957 Quadratkilometer und etwa 152.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Mit zehn Rettungswachen, vier Notarztstandorten und rund 250 Mitarbeitenden im Einsatzdienst und in der Verwaltung gewährleistet die gGmbH eine schnelle, flächendeckende Versorgung - rund um die Uhr.
"Im Zentrum des Handelns steht die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten. Als gemeinnütziges Unternehmen verfolgt die Rettungsdienst Cuxland gGmbH keine Gewinnabsicht. Stattdessen werden Mittel konsequent in moderne Ausrüstung, Aus- und Fortbildung sowie in die Weiterentwicklung von Strukturen investiert", erläutert Dr. Junge.

Standorte und Bedarfsplanung
Seit dem 1. September 2025 sind die Notärztinnen und Notärzte an vier Standorten im Landkreis stationiert, darunter Cadenberge. Diese Standorte wurden im Rahmen einer umfassenden Bedarfsplanung festgelegt. Dabei spielten nicht nur die Größe oder Einwohnerzahl einer Gemeinde eine Rolle, sondern vor allem statistische Auswertungen zur Einsatzhäufigkeit und potenziellen Fahrzeiten. Diese Faktoren beeinflussen, wo medizinische Hilfe besonders oft benötigt wird.
Ziel dieser Struktur ist es, die Einsatzzeiten zu verkürzen und die Versorgung gezielt dort zu stärken, wo die Wahrscheinlichkeit für Notfälle am höchsten ist. Die Planung und Umsetzung wird permanent reevaluiert. Auch die Anzahl der Wachen und Rettungsmittel bewegt sich im Spannungsfeld der Refinanzierung durch die Krankenkassen.
Zu den Rettungswachen im Landkreis gehören Beverstedt, Cadenberge, Dorum, Hagen, Hemmoor, Lintig, Midlum, Otterndorf, Schiffdorf und Stinstedt. Besonders im Versorgungsbereich Nord mit den Wachen in Otterndorf, Cadenberge und Hemmoor sorgt die Lage entlang der Bundesstraße B73 für eine schnelle Anbindung und weite Abdeckung - von den Grenzen der Stadt Cuxhaven, die einen eigenen Rettungsdienst betreibt, bis zur Kreisgrenze zu Stade.
Zusammenarbeit über Kreisgrenzen
"Darüber hinaus arbeitet die Rettungsdienst Cuxland gGmbH eng mit den Nachbarkreisen Stade, Rotenburg und Osterholz sowie den Städten Cuxhaven und Bremerhaven zusammen. Einsätze über Landkreisgrenzen hinweg sind alltäglich, und natürlich helfen wir unseren Nachbarn im Notfall - und auch sie uns", betont Dr. Junge.
Die Entscheidung, welches Fahrzeug wo eingesetzt wird, fällt in der Integrierten Leitstelle Bremerhaven. Dort werden bei jedem Notruf standardisierte Abfragen durchgeführt - etwa zur Art des Notfalls, zur Zahl der Betroffenen und zu genauen Standortdaten. Auf dieser Grundlage wird entschieden, welches Fahrzeug am schnellsten helfen kann. So waren auch beim oben geschilderten Einsatz in Hechthausen alle erforderlichen Rettungsmittel schnell vor Ort.
Wie die unterschiedlichen Fahrzeuge ausgestattet sind, welche Rolle Telemedizin künftig spielt und wie die Digitalisierung die Notfallversorgung verändert - das erläutert Teil 2 dieser Serie.