
Döner vs. Burger: Gibt es gesundes Fast-Food? Cuxhavener Ernährungsexpertin klärt auf
Stefanie Rieper ist Ökotrophologin und die fachliche Leitung der Ernährungstherapie im MVZ Timmermann und Partner. Wie sieht sie als Ernährungstherapeutin den Vergleich zwischen Döner und Burger? Ist der Döner wirklich das gesündere Fast-Food?
Der Bau eines McDonald's erhitzt in Hemmoor die Gemüter. Vergleichsweise still blieb es beim Bekanntwerden, dass zwei weitere Dönerläden eröffnet werden sollen. Der Döner scheint einen besseren Ruf zu genießen als ein Burger der Fast-Food-Kette. Dr. oec. troph. Stefanie Rieper ist Ökotrophologin und arbeitet als Ernährungstherapeutin im MVZ Timmermann und Partner. Sie beantwortet Fragen rund um das Thema ungesunde Ernährung, den Vergleich zwischen "McDonald's" und einem Döner und wie die "Fast-Food"- Kette Kinder und Jugendliche beeinflusst.
Fast Food ist generell ein Problem, weil es beim Essen nicht ausschließlich darum geht, dass es gesund ist und wir ausreichend Nährstoffe zu uns nehmen. Vielmehr ist Essen ein Ausdruck von Kultur und Tradition und dazu gehört auch, wie wir essen. Eine Mahlzeit, die sitzend, in einer entspannten und ansprechenden Essatmosphäre mit ausreichend Zeit eingenommen wird, hat unabhängig vom Nährstoffgehalt einen höheren Gesundheitswert, weil diese die Nährstoffverwertung und den Verdauungsapparat und damit unser körperliches Wohlbefinden unterstützt. Zudem bieten diese Mahlzeiten eine gute Gelegenheit für den sozialen Austausch.
Dies lässt sich nicht pauschal beantworten, weil es auf die individuelle Zusammensetzung und die Auswahl des Konsumenten ankommt. Grundsätzlich ist es wichtig, dass unsere Ernährung möglichst natürlich und frisch ist, möglichst wenig Zusatzstoffe enthält und die Basis aus pflanzlichen Lebensmitteln, vor allem Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen und Vollkorngetreide besteht. Demnach hat der Döner gegenüber den klassischen "McDonald's" -Gerichten den Vorteil eines höheren Gemüseanteils, allerdings ist auch hier zu bedenken, dass unklar ist, welche Lebensmittelzusätze dem Fleisch oder den Soßen zugesetzt sind, welche Fleischqualität vorliegt und welche Haltungsform das Tier hatte. Zudem ist mit einem hohen Kalorien- und Salzgehalt und einem niedrigen Vollkornanteil im Brot zu rechnen. Die genauen Werte sind aber wesentlich davon beeinflusst, ob der Konsument vegetarische oder fleischhaltige Gerichte wählt und ob ein Gemüse- und Salatanteil enthalten ist.
Gelegentlich ein Fast-Food-Gericht ist grundsätzlich kein Problem, wenn im Allgemeinen eine ausgewogene, natürliche und frische Ernährung vorliegt. Allerdings ist davon auszugehen, dass der "Fast Food"- Konsum der Kinder- und Jugendlichen deutlich steigen wird, wenn sie täglich damit konfrontiert sind. "McDonald's" hat durch seine bunten Farben und den Coolness-Faktor immer noch eine große Anziehungskraft auf Kinder und Jugendliche, zudem lockt der Preis. Demnach sollten aus gesundheitsförderlicher Sicht in der Umgebung von Kinder- und Jugendeinrichtungen keine "Fast-Food"-Ketten sein, sondern vielmehr Angebote mit "gesundem" Fast-Food geschaffen werden.

Grundsätzlich ist auch bei Kindern und Jugendlichen ein Anstieg an Übergewicht und Adipositas zu sehen, wobei nicht ausschließlich die Verfügbarkeit von Fast-Food-Ketten zu dieser Entwicklung beiträgt. Vielmehr spielt die gesamte Essumgebung und -kultur im sozialen Umfeld eine Rolle. Dies fängt im Elternhaus an, wo bedingt durch die veränderten Familienstrukturen von teilweise zwei in Vollzeit arbeitenden Elternteilen, die Verfügbarkeit von selbst zubereitetem Essen, als auch die gemeinsamen Mahlzeiten abgenommen haben. Teilweise werden Kinder und Jugendliche hierdurch schon früh zum Selbstversorger, die auch zu Hause "Fast-Food", wie Tütensuppen, Pizza und andere Ofengerichte oder Nudeln zubereiten. Hierdurch kann von vornherein nicht mehr gelernt werden, was eine gesunde, ausgewogene Ernährung ausmacht und was eine Esskultur mit ansprechender Essumgebung ist. Deutlich wird dies vor allem auch dadurch, dass in diversen Haushalten keine richtigen Esstische mehr verfügbar sind, sondern auf dem Sofa oder am Schreibtisch gegessen wird.
Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor ist die Brotdose. Auch hier zeigt sich, dass diese oftmals bereits süße, ungesunde Lebensmittel, wie Milchbrötchen oder Schokobrötchen oder Süßigkeiten enthalten, als auch nur einen geringen Obst-, Gemüse- und Vollkornanteil. Zudem deuten zahlreiche Studien darauf hin, dass insbesondere der Konsum gesüßter Getränke zu einem Gewichtsanstieg bei allen Altersklassen führt. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Einflussfaktor ist das Bewegungsverhalten der Kinder und Jugendlichen. Auch hier ist in den letzten Jahren im Allgemeinen ein Rückgang zu verzeichnen. Dies verdeutlicht, dass eine "Fast-Food"-Kette in der Umgebung von Einrichtungen von Kindern und Jugendlichen nicht ausschließlich zu einem Gewichtsanstieg führt, allerdings einen Beitrag dazu leisten kann, dass diese Entwicklung vorangetrieben wird.
Wichtig ist, die Kinder für das Thema zu sensibilisieren und ein Verständnis dafür zu vermitteln, was eine gesunde und ausgewogene Ernährung ausmacht und warum diese so wichtig ist. Dabei sollten nicht Verbote im Vordergrund stehen, weil diese die Attraktivität dieser Lebensmittel zusätzlich steigern können. Wichtig ist, dass das Kind eigene Erfahrungen machen darf und optimalerweise zusammen mit den Eltern nach den Mahlzeiten reflektiert, was Fast Food mit dem Körper und dem eigenen Wohlbefinden macht. Dazu können die Eltern ihr Kind anregen, das Fast Food einmal ganz bewusst und langsam zu essen und die Kinder dadurch erfahren zu lassen, ob es Ihnen wirklich schmeckt und welche Mengen davon gut schmecken. Zudem kann man nach der Mahlzeit erfragen, wie fit und energievoll sich das Kind nach der Mahlzeit fühlt oder ob diese eher schwer im Bauch liegt und wie lange die Mahlzeit vorhält, bis wieder der nächste Hunger kommt. So lernen die Kinder ein Gespür dafür zu entwickeln, welche Mengen an Fast Food Ihnen guttun und können eigenständig die Entscheidung treffen, ob Sie dies essen möchten oder nicht.
Hilfreich ist in dem Zusammenhang natürlich, wenn es zu Hause eine gelebte Esskultur mit gemeinsamen Mahlzeiten gibt und eine frische, ausgewogene Ernährung angeboten wird. Erfahrungsgemäß greifen Kinder und Jugendliche, die diese Bedingungen zu Hause vorfinden, seltener auf "Fast-Food"- Gerichte zurück.